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Bargeldverbot rückt näher

30.11.2014  |  Robert Rethfeld
Restriktionen in der Bezahlung mit Bargeld liegen in vielen Ländern vor. Innerhalb des Euroraums gelten enge Obergrenzen zwischen 1.500 und 3.000 Euro in Italien, Spanien, Frankreich, Griechenland und Zypern. In Deutschland werden etwas mehr als 50 Prozent der Kauftransaktionen mit Bargeld erledigt. Deutschland ist ein Bargeldland.

Die "Financial Action Task Force (FATF)" ist ein zwischenstaatliches Organ, das Standards gegen Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus erarbeitet. Viele der Empfehlungen wurden von den Mitgliedsländern bereits umgesetzt. Dazu zählen die Bargeld-Deklarationspflichten im grenzüberschreitenden Verkehr.

In absoluten Zahlen nimmt der Euro-Bargeldbestand noch zu. Er betrug Mitte 2014 knapp eine Billion Euro. Allerdings verlangsamt sich die Wachstumsrate seit Jahren.

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Gut zu erkennen ist der sprunghafte Anstieg des Bargeldbestandes im Gefolge des Lehman-Zusammenbruchs Ende des Jahres 2008 (roter Kreis obiger Chart).

Es erscheint plausibel anzunehmen, dass ein Bargeldverbot in den Ländern, die sowieso kaum noch mit Bargeld bezahlen (die mediterranen Anrainerstaaten), auf keine große Gegenwehr stoßen würde.

Schweden kommt einem Bargeldverbot bisher am Nächsten. Betrachtet man jedoch die drei großen Währungsräume Euro, Dollar und Yen, so hat keiner dieser Räume bisher Erfahrung mit einem Komplettverbot. In den USA wird Bargeld in kleineren Einheiten akzeptiert. In größeren Einheiten eher nicht. Im Euroraum sind die Gewohnheiten - wie oben beschrieben - unterschiedlich. Das deflationsgeplagte Japan ist bis heute ein Bargeldland geblieben.

Das Thema "Negativzins“ beherrscht die mediale Debatte. Dieser Betrachtung fehlt eine wichtige Komponente. Wenn die Preise an den Tankstellen fallen - so wie jetzt -, dann kann man für das gleiche Geld mehr kaufen. Fallende Preise erhöhen die Kaufkraft des Geldes. Sie wirken dem "Entsparen“ entgegen.

Es reicht also nicht, nur den Zins zu betrachten. Wenn man Zinsen und Inflation im Kontext betrachtet, gelangt man ohne Umwege zum "Realzins". Dieser ergibt sich aus dem Zinssatz minus der Inflationsrate.

Was treibt die Zentralbanker an? Sie wollen, dass Banken mehr Kredite vergeben. Sie wollen, dass die Pferde nicht nur zur Tränke gehen, sondern auch saufen. Steigt der Realzins - meist aufgrund fallender Inflationsraten -, verteuern sich die Kredite real. Die Geldpolitik erfährt eine Straffung. In der Folge lässt die wirtschaftliche Dynamik nach. Deshalb fürchtet ein Zentralbanker nichts mehr als einen steigenden Realzins. Mario Draghi betonte diesen Aspekt jüngst auf dem Bankenkongress in Frankfurt.

Die Wirkung eines steigenden Realzinses lässt sich historisch belegen. Einem Anstieg des Realzinses folgte in der Vergangenheit sehr häufig eine US-Rezession (Siehe Chart auf nächster Seite).

Im Gegensatz zu EZB verfügt die US-Zentralbank - im Umfeld einer Inflationsrate von 1,7 Prozent - weiterhin über Manövriermasse. Sie kann im Fall der Fälle versuchen, die Rendite am langen Ende (derzeit etwa 2,2 Prozent) unter die Inflationsrate zu zwingen. Damit würde sie einen negativen Realzins generieren - mit positiven Effekten auf die Wirtschaft.


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