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Preiseinbruch bei Kupfer

14.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stehen weiter unter Druck. Der Brentölpreis nähert sich wieder dem gestern bei 45 USD je Barrel verzeichneten tiefsten Niveau seit März 2009. Kurzzeitig kostete Brent gestern sogar weniger als WTI, was seit dem Jahr 2010 nur an sehr wenigen Tagen der Fall war. Als Grund hierfür wird das Überangebot auf dem Weltmarkt genannt, welches auf dem Brentölpreis lastet. Gleichzeitig wird mit US-Exporten gerechnet, nachdem die US-Regierung Ende letzten Jahres das Exportverbot für leichtes, geringfügig verarbeitetes Rohöl gelockert hat.

Allerdings dürfte es den US-Produzenten schwer fallen, ausländische Käufer für ihr Öl zu finden, wenn der WTI-Ölpreis nicht unter dem Brentölpreis liegt, weil die Kosten für den Transport via Pipeline an die US-Golfküste noch hinzukommen. Die Probleme für die US-Schieferölproduzenten werden dadurch noch größer. Wir gehen nicht davon aus, dass WTI über einen längeren Zeitraum teurer als Brent sein wird. Die US-Energiebehörde EIA erwartet wegen der niedrigeren Ölpreise eine deutliche Abflachung des Wachstums der US-Ölproduktion in diesem und im nächsten Jahr.

In diesem Jahr soll die Ölproduktion im Jahresdurchschnitt um 720 Tsd. auf 9,3 Mio. Barrel pro Tag steigen, wobei sie in der zweiten Jahreshälfte sogar fallen soll. Dem erwarteten Anstieg um durchschnittlich 200 Tsd. Barrel pro Tag im nächsten Jahr liegt die Annahme einer merklichen Preiserholung zugrunde. Wir sind hinsichtlich der US-Ölproduktion im nächsten Jahr skeptischer und rechnen nicht damit, dass die Produktion so schnell auf eine Preiserholung reagieren wird.


Edelmetalle

Im aktuellen, von hoher Risikoaversion geprägten Marktumfeld zeigt sich Gold bei rund 1.230 USD je Feinunze wie erwartet robust und wird somit seinem Status als sicherer Hafen gerecht. Die industriellen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium werden zwar vom Preisrutsch bei den Industriemetallen mit nach unten gezogen, das Minus hält sich aber hier noch in engen Grenzen. Gold wird u.a. durch eine Abwärtsrevision der Wachstumsprognose der Weltbank unterstützt. Diese erwartet für 2015 jetzt ein globales Wirtschaftswachstum von 3%, 0,4 Prozentpunkte weniger als vor einem halben Jahr.

Auch reduzieren sich die Opportunitätskosten der Goldhaltung weiter durch den anhaltenden Rückgang der Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen, die das niedrigste Niveau seit Mai 2013 erreicht haben. Gleichzeitig erwehrt sich Gold dem Risiko länger anhaltender niedriger Inflation, welche bei einigen Marktteilnehmern mittlerweile zu Sorgen über eine globale Deflation führt.

Heute verkündet der Europäische Gerichtshof (EuGH) eine erste Meinung zum Verfahren des Bundesverfassungsgerichts bezüglich der Vereinbarkeit des im Jahr 2012 verkündeten OMT-Anleihekaufprogrammes (Outright Monetary Transactions) der EZB mit dem Primärrecht der Europäischen Union. Sollte der EuGH zu einer negativen Meinung kommen und damit Anleihekäufen via OMT einen Riegel vorschieben, werden breit angelegte Käufe von Staatsanleihen durch die EZB ("QE") umso wahrscheinlicher.


Industriemetalle

Hohe Risikoaversion aller Orten - dies ist das Bild auch an den Rohstoffmärkten heute Morgen. In Asien und Europa fallen die Aktienmärkte, dagegen steigen die US-Staatsanleihen weiter und Währungen wie der Japanische Yen, die als sicherer Hafen angesehen werden, zeigen sich ebenfalls fester. Kupfer fällt heute Morgen wie aus dem Nichts zwischenzeitlich um über 8% und markiert bei rund 5.350 USD je Tonne den tiefsten Stand seit Juli 2009. Das Unterschreiten der charttechnischen Unterstützungszone zwischen 5.810 USD und 5.635 USD hat zu technischen Anschlussverkäufen geführt, die den Preisrückgang verstärkt haben.

Neue Nachrichten zum Kupfermarkt, die diesen Preisrutsch erklären könnten, gibt es nicht. Der Großteil der Verkäufe dürfte mit entsprechend hohem Handelsvolumen über den Futures-Markt erfolgt sein. Wie die LME gestern berichtete, haben sich die spekulativen Finanzinvestoren schon in der letzten Woche bei Kupfer deutlicher zurückgezogen und ihre Netto-Long-Positionen auf 31,6 Tsd. Kontrakte reduziert, den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Datenreihe im Juli 2014.

Das negative Momentum wie auch die Charttechnik deuten darauf hin, dass sich der Preisrückgang zunächst fortsetzen könnte. Dieser ist u.E. mittlerweile aber klar übertrieben und der niedrige Preis ist aus fundamentaler Sicht nicht zu rechtfertigen. Nach einer Bodenbildung könnte die Gegenbewegung daher deutlich ausfallen.

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Agrarrohstoffe

Die staatliche brasilianische Prognosebehörde Conab erwartet für 2015/16 eine Kaffeeernte ähnlich der zuletzt eingebrachten. Diese war durch die massive Dürre, die im ersten Quartal 2014 begonnen hatte, weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück geblieben. Nach Angaben von Conab wurden 2014/15 nur 45,1 Mio. Sack geerntet, während die ersten Vorhersagen bis 60 Mio. Sack gereicht hatten. Nun dürfte die nächste Ernte laut Conab zwischen 44,1 und 46,6 Mio. Sack ergeben.

Private Schätzungen liegen derzeit meist ähnlich niedrig. Noch immer machen sich die Nachwirkungen der extremen Dürre in einer schwächeren Entwicklung der Kaffeebäume bemerkbar. Zwar hatten Regenfälle im November die Situation entschärft, seit Dezember allerdings ist es wieder zu trocken. Während 2014/15 Robusta-Kaffee glimpflich davon gekommen war, wird für 2015/16 ein Rückgang um bis zu 10% eingestellt, nachdem es im Hauptanbaugebiet in der zweiten Jahreshälfte viel zu trocken war.

Dass bei Arabica-Kaffee eine leichte Erholung gesehen wird, geht nur auf eine kleine Region zurück. Auch hierbei allerdings bleibt Conab vorsichtig und warnt, dass zwar hohe Preise eine verbesserte Pflege der Kulturen attraktiv macht, aber in den nächsten zwei Monaten unbedingt ausreichender Regen nötig ist, damit sich die Kaffeekirschen befriedigend entwickeln. Der Ausblick auf eine weitere schwache Kaffeeernte Brasiliens lässt uns für die nächsten Monate steigende Kaffeepreise erwarten.



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