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SNB sorgt für Marktturbulenzen

16.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise fahren weiter Achterbahn. Dem Preisanstieg um bis zu 6% am späten Mittwoch folgte gestern zunächst ein weiterer Anstieg um 4%. Brentöl kostete daraufhin zwischenzeitlich wieder mehr als 50 USD je Barrel. Dieses Niveau konnte jedoch nicht gehalten werden. Es folgte ein Rückgang, welcher den Preis letztlich bei weniger als 48 USD je Barrel und einem Minus von 2% aus dem Handel gehen ließ. Heute morgen notiert der Brentölpreis nach dem Kontraktwechsel bei 48,5 USD je Barrel.

Wir führen die hohe Volatilität auf die Unsicherheit der Marktteilnehmer zurück. Einerseits scheint der Markt nach dem dramatischen Absturz der vergangenen Wochen reif für eine Gegenbewegung. Andererseits sprechen die Fundamentaldaten für weiter fallende Preise. Die Suche nach einem dauerhaften Boden gestaltet sich daher als schwierig. Die enormen Preisschwankungen dürften uns deshalb zunächst noch erhalten bleiben. Gestern hat die OPEC ihre Schätzung für den Bedarf an OPEC-Öl in diesem Jahr um 140 Tsd. auf 28,78 Mio. Barrel pro Tag reduziert.

Im Dezember förderte die OPEC laut ihrem Monatsbericht unter Berufung auf Sekundärquellen 30,2 Mio. Barrel pro Tag. Der Markt bleibt damit deutlich überversorgt. Allerdings geht die OPEC davon aus, dass die Produktion von unkonventionellem Öl im späteren Jahresverlauf der nachlassenden Bohraktivität nach unten folgen wird. Dies deckt sich weitgehend mit unserer Meinung, weshalb wir mit einer merklichen Preiserholung in der zweiten Jahreshälfte rechnen.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern förmlich emporgeschnellt: In US-Dollar gerechnet ist Gold in der Spitze um über 3% auf 1.267 USD je Feinunze gestiegen, den höchsten Stand seit Anfang September. Dabei wurde die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie überschritten, was zu technischen Anschlusskäufen führte. Da zugleich der US-Dollar deutlich aufwertete - gegenüber dem Euro hat die US-Währung zeitweise das höchste Niveau seit November 2003 markiert -, legte Gold in Euro gerechnet zwischenzeitlich um 4,5% auf 1.094 EUR je Feinunze zu und erreichte damit das höchste Niveau seit über 1½ Jahren.

Ausgelöst wurde die Preisrally durch die völlig überraschende Entscheidung der Schweizerischen Notenbank (SNB), den EUR-CHF-Mindestkurs von 1,20 aufzugeben, was zu erheblichen Verwerfungen an den Finanzmärkten und zur Flucht in den sicheren Hafen Gold führte. Der Schweizer Franken war durch den Mindestkurs seit über drei Jahren an den Euro gekoppelt. Um eine zu starke Aufwertung des Franken und damit ungewünschte Straffung der Geldpolitik zu verhindern, hat die SNB gleichzeitig das Zielband für den 3-Monats-Libor auf -1,25% bis -0,25% gesenkt.

Mit diesen Entscheidungen wird deutlich, dass die SNB das Vertrauen in die Geldpolitik der EZB verliert bzw. dieser nicht mehr folgen möchte. Die EZB dürfte nächste Woche wohl den breit angelegten Kauf von Staatsanleihen ankündigen. Die gestrigen Goldkäufe erfolgten nicht nur über den Futures-Markt. So verzeichnete der weltweit größte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, mit 9,6 Tonnen den höchsten Tageszufluss seit August 2011.

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Industriemetalle

Die Maßnahmen der Schweizerischen Notenbank, die zu erheblichen Verwerfungen an den Finanzmärkten führten, ließen die Metallpreise gestern fast völlig kalt. Diese erholten sich mit Ausnahme von Zinn etwas von ihren zuvor erlittenen hohen Verlusten und verteidigten die wiedergewonnenen Preisniveaus auch gegen den deutlich festeren US-Dollar. Zum Wochenausklang handelt Kupfer weitgehend unverändert bei rund 5.650 USD je Tonne, Aluminium notiert bei 1.800 USD je Tonne und Nickel kostet etwa 14.500 USD je Tonne.

Wie das Nationale Statistikbüro veröffentlichte, ist in China die Gesamtkreditvergabe (Total Social Financing), die auch das Schattenbankensystem umfasst, im Dezember stärker als erwartet auf 1,69 Bio. CNY gestiegen. Dies hat die Sorgen der Marktteilnehmer etwas zerstreut, dass die Unternehmen wegen der höheren Zinsen im Interbankenmarkt kein Kapital mehr bekommen.

Weitgehend vorbeigegangen ist die Erholung der Metallpreise an Eisenerz. Dieser ist kürzlich wieder unter 70 USD je Tonne gefallen, nachdem es zwei Wochen lang nach einer Stabilisierung oberhalb dieser Marke aussah. Die Meldung der chinesischen Zollbehörde zu Wochenbeginn, wonach China 2014 mit 933 Mio. Tonnen eine rekordhohe Menge Eisenerz importiert hat, ist offenbar schon wieder verpufft. Das Angebot am seewärtig gehandelten Markt übertrifft nach wie vor die Nachfrage, was merklich steigenden Preisen entgegenstehen dürfte.


Agrarrohstoffe

Der Rohzuckerpreis stieg gestern um knapp 3% und ging bei 15,35 US-Cents je Pfund auf einem 5-Wochenhoch aus dem Handel. Der Wetterdienst Somar warnte davor, dass Regenmangel zu niedrigeren Erträgen in Brasilien führen dürfte. Aufgrund eines zu geringen Angebotes an Zuckerrohr will der größte brasilianische Zucker- und Ethanolproduzent Raizen eine Zuckermühle in Sao Paulo für zwei Jahre stilllegen.

Auch der in den letzten beiden Tagen gestiegene Ölpreis dürfte zum Preisanstieg bei Zucker beigetragen haben, weil dadurch die Produktion von Ethanol wieder attraktiver wird und im Umkehrschluss somit weniger Zucker produziert wird. Wir fühlen uns durch die jüngste Preiserholung darin bestätigt, dass der Zuckerpreis in diesem Jahr erhebliches Aufwärtspotenzial besitzt.

Die Kakaoverarbeitungszahlen für das vierte Quartal aus Europa und Nordamerika enttäuschten gestern nachhaltig. In Europa sank die Verarbeitung um 7,4% gegenüber dem Vorjahr auf 323.061 Tonnen, das niedrigste Niveau für ein viertes Quartal seit dem Jahr 2005. In Nordamerika fiel der Rückgang um 1,95% auf 122.886 Tonnen zwar deutlich geringer aus. Allerdings war es der erste Rückgang seit zwei Jahren. Die sich abschwächende Nachfrage dürfte merklich höheren Kakaopreisen entgegenstehen.




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