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Überangebot bremst Erholung der Ölpreise aus

28.01.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Ein deutlich schwächerer US-Dollar gab den Ölpreisen gestern kurzzeitig Auftrieb. Brent stieg auf 50 USD je Barrel, WTI auf knapp 47 USD je Barrel. Ein erneut kräftiger Anstieg der US-Rohölvorräte, welcher gestern Abend nach Handelsschluss vom API berichtet wurde, sorgte in der Nacht für neuerlichen Abgabedruck. Am Morgen notieren die Preise gut einen US-Dollar tiefer. In den USA laufen die Rohöllager scheinbar unaufhaltsam weiter voll.

Der vom API gemeldete Lageraufbau um 12,7 Mio. Barrel in der letzten Woche übertraf die ohnehin schon hohen Markterwartungen um das Dreifache. Heute berichtet das US-Energieministerium die offiziellen Lagerdaten. Ein "geringer" Anstieg um 2,2 Mio. Barrel würde schon ausreichen, damit die Rohölvorräte erstmals über die Marke von 400 Mio. Barrel steigen. Dieser Umstand dürfte den Druck auf die US-Politik erhöhen, weitere Ölexporte zuzulassen.

Bislang ist nur die Ausfuhr von geringfügig verarbeitetem leichten Rohöl erlaubt. Der Chef der staatlichen saudi-arabischen Ölgesellschaft Aramco hat unterdessen bekräftigt, dass sein Land den Markt nicht im Alleingang wieder ins Gleichgewicht bringen wird. Man setzt stattdessen auf die Kräfte des Marktes. Allerdings würde es einige Zeit dauern, bis die derzeitige Angebotsschwemme verschwunden ist. Wir sehen für die Ölpreise daher in den kommenden Wochen weiteres Abwärtspotenzial. Erst mit dem einsetzenden Rückgang der US-Ölproduktion im zweiten Halbjahr dürfte sich der Preis nachhaltig erholen.


Edelmetalle

Gold stieg gestern begünstigt durch den fallenden US-Dollar bis auf 1.295 USD je Feinunze, gibt einen Teil der Gewinne am Morgen aber wieder ab. Heute richtet sich der Fokus auf die Sitzung der US-Notenbank Fed. Die Abkopplung des Goldpreises vom festen US-Dollar war maßgeblich auf das Auspreisen der Fed-Zinserhöhungserwartungen zurückzuführen. Sollten sich im Fed-Begleitkommentar Anhaltspunkte für eine näherrückende Zinserhöhung finden, dürfte Gold unter Druck geraten.

Wie die Statistikbehörde von Hongkong gestern berichtete, hat China im Dezember auf Nettobasis 71,4 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie importiert. Das war weniger als in den beiden vorherigen Monaten. Die Netto-Importe im vierten Quartal lagen mit 248 Tonnen auf einem hohen Niveau. Im Gesamtjahr 2014 belaufen sich die Netto-Importe auf 813 Tonnen, was einem Rückgang um 30% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Dennoch war dies der zweithöchste Jahresbetrag aller Zeiten.

Die niederländische Zentralbank (DNB) hat im Dezember kein Gold gekauft und damit anderslautenden Medienberichten widersprochen, welche sich auf aktuelle IWF-Daten beriefen (siehe TagesInfo von gestern). Die DNB stellte klar, dass ihre Goldreserven im Dezember unverändert 19,691 Mio. Unzen (612,4 Tonnen) betrugen. Es ist bereits das zweite Mal, dass eine westliche Zentralbank Gold gekauft haben soll, dies wenig später aber dementiert. Im Februar 2012 war die schwedische Zentralbank von einer derartigen Falschmeldung betroffen.

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Industriemetalle

Düster sieht es aktuell am globalen Eisenerz- und Stahlmarkt aus: Fallende Preise, Nachfrageschwäche und hohe Produktionsüberschüsse und -überkapazitäten prägen das Bild. Doch gibt es bei aller Tristesse ein Quäntchen Hoffnung. So hat sich die Angebotsausweitung in den letzten Monaten verlangsamt: Nach World Steel Association ist die globale Stahlproduktion im letzten Jahr nur noch um 1,2% auf 1,66 Mrd. Tonnen gestiegen. Die weltweite Eisenerzproduktion wuchs sogar lediglich knapp 1%.

Auch die Eisenerzbestände in den chinesischen Häfen sind laut Steelhome in den letzten sechs Monaten um 12,5% abgebaut worden und fielen im Januar erstmals seit Februar 2014 wieder unter 100 Mio. Tonnen. Die Eisenerzimporte Chinas waren dagegen in den letzten Monaten recht stark: Im Dezember hat China mit 86,9 Mio. Tonnen soviel Eisenerz eingeführt wie nie zuvor. Die Importe im Gesamtjahr 2014 lagen mit 932,5 Mio. Tonnen 13,7% höher als im Jahr davor.

Auch wenn ein schwacher Brasilianischer Real und Australischer Dollar sowie die massiv gefallenen Ölpreise die Kosten in USD der Eisenerzproduzenten drücken, halten wir das Potenzial nach unten für begrenzt. Bei den gegenwärtigen Preisen dürften einige chinesische Minen nach der eigentlich temporären Winterschließung gar nicht wieder aufmachen. Allerdings scheint aufgrund der "Neufokussierung" der chinesischen Wirtschaft auf qualitatives statt auf quantitatives Wachstum und der damit verbundenen geringeren Bauaktivität auch das Potenzial nach oben begrenzt.


Agrarrohstoffe

Die Weizenpreise in Paris gaben gestern leicht nach, nicht zuletzt weil sich der Euro inzwischen etwas von seinem 11-Jahrestief erholt. Auf dieses war er am Montag nach der Wahl in Griechenland abgesackt. Die Exportaussichten, insbesondere für Deutschland, bleiben aber weiterhin sehr gut. Nicht nur dürfte der Euro noch länger schwach bleiben; die EU sollte auch von den Handelsbeschränkungen Russlands profitieren. Das Land hat bereits seit Längerem Exporte durch verschärfte Kontrolle der Ausfuhrregeln zu verringern versucht und führt zum 1. Februar eine Exportsteuer ein.

Auch aus der Ukraine ist mit geringerer Konkurrenz für die EU-Anbieter zu rechnen. Die dortige Regierung hat sich gerade mit Händlern darauf verständigt, dass zwischen Januar und Juni 2015 nicht mehr als 1,2 Mio. Tonnen Mahlweizen exportiert werden sollen. Auch für Futterweizen und Mais wurden Grenzen festgelegt. Damit sollen die gesamten Weizenexporte 2014/15 bei maximal 12,8 Mio. Tonnen gehalten werden nach 13,6 Mio. Tonnen 2013/14.

Dabei steht in dieser Saison eigentlich mehr Weizen zur Verfügung, nachdem die ukrainische Ernte positiv überrascht hatte. Bisher sind 2014/15 bereits 8,5 Mio. Tonnen ausgeführt worden. Mit den Maßnahmen möchte die Ukraine vermeiden, dass durch das russische Vorgehen Nachfrage in so starkem Maße auf die Ukraine umgelenkt wird, dass es zu internen heftigen Preissteigerungen kommt, die die Kaufkraft der Bevölkerung belasten.




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