Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Alles steigt, nur Gold fällt

04.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise stiegen gestern nochmals um bis zu 7%, womit sich Rohöl innerhalb einer Woche um knapp 20% verteuert hat und sämtliche Verluste seit Jahresbeginn wettgemacht wurden. Brent stieg in der Spitze auf 59 USD je Barrel, WTI auf 54 USD je Barrel. Meldungen über umfangreiche Investitionskürzungen großer Ölgesellschaften gaben der Preisrallye neue Nahrung.

So hat BP angekündigt, in diesem Jahr seine Ausgaben auf 20 Mrd. USD reduzieren zu wollen, was einer Kürzung um 4-6 Mrd. USD gegenüber der bisherigen Planung bedeuten würde. Die staatliche chinesische Ölgesellschaft CNOOC will ihre Investitionsausgaben in diesem Jahr um 26-35% auf umgerechnet ca. 12 Mrd. USD senken. Allerdings könnte der kräftige Anstieg der Ölpreise der letzten Tage geplante Produktionskürzungen in Frage stellen. So wird der Brentölpreis in einem Jahr laut Terminkurve inzwischen bei 67 USD je Barrel gehandelt, der WTI-Preis bei 62 USD je Barrel.

Bei diesen Niveaus dürfte die Schieferölproduktion für einige Produzenten schon wieder rentabel genug sein, um von zuvor geplanten Produktionseinschränkungen abzusehen. Kurzfristig besteht ohnehin ein beträchtliches Überangebot.

Dies verdeutlichen auch die weiter rapide steigenden US-Lagerbestände. Laut API kam es in der letzten Woche zu einem Lageraufbau bei Rohöl um 6,1 Mio. Barrel, nachdem schon in der Vorwoche ein Anstieg um 12,7 Mio. Barrel erfolgte. Das US-Energieministerium veröffentlicht die offiziellen Lagerdaten heute Nachmittag. Diese dürften ebenfalls einen kräftigen Lageraufbau zeigen und die Rohölvorräte damit ein neues Rekordhoch verzeichnen.

Open in new window


Edelmetalle

Gold stand im gestrigen Marktumfeld, das von einem spürbar höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer geprägt war, deutlich unter Druck. Auf Schlusskursbasis fiel der Preis in US-Dollar ausgedrückt um gut 1% auf 1.260 USD je Feinunze. Da der US-Dollar gegenüber dem Euro gestern spürbar abwertete, gab Gold in Euro gerechnet um 2% nach und rutschte zeitweise unter die Marke von 1.100 EUR je Feinunze. Abebbende Sorgen über Griechenland ließen die Aktienmärkte und die Anleiherenditen kräftig steigen, was sich entsprechend negativ auf Gold auswirkte.

Platin und Palladium haben sich gestern der Abwärtsbewegung des Goldpreises entzogen und verteuern sich heute Morgen auf 1.240 USD bzw. 790 USD je Feinunze. In den USA wurden im Januar 1,146 Mio. Fahrzeuge verkauft. Gemäß Bloomberg-Daten war dies die beste Januarzahl seit dem Jahr 2001. Die saisonbereinigte annualisierte Verkaufsrate stieg im Jahresvergleich um fast 9% auf 16,56 Mio. Einheiten.

Die Autoindustrie als wichtigster Nachfragetreiber wird wohl dafür sorgen, dass die globalen Platin- und Palladiummärkte auch in diesem Jahr höchst angespannt bleiben. Da zudem auf der Angebotsseite weiter latente Risiken bestehen, sollten die Platin- und Palladiumpreise im Jahresverlauf gut unterstützt sein. Einen deutlichen Preisschub wird es aber wohl erst geben, wenn die Finanzinvestoren auf den Zug aufspringen. Zumindest die ETF-Anleger haben sich in diesem Jahr bislang zurückgehalten.


Industriemetalle

Der Stimmungsumschwung, der in den letzten Tagen am Ölmarkt zu beobachten ist, hat auch die Metallpreise erfasst - und hier allen voran Kupfer. Das rote Metall stieg gestern um 3,5% und notierte heute Morgen bereits deutlich über der Marke von 5.700 USD je Tonne auf einem 6-Wochenhoch. Wir führen dies auf die Schließung von Short-Positionen zurück, nachdem der Preis zuvor unseres Erachtens übertrieben stark gefallen war.

Während sich die meisten anderen Industriemetalle im Fahrwasser von Kupfer ebenfalls verteuerten, zog Nickel nicht mit. Das hauptsächlich in der Edelstahlindustrie verwendete Metall handelt am Morgen knapp über der Marke von 15.000 USD je Tonne. Wie aus der Statistik der LME zur spekulativen Marktpositionierung hervorgeht, war der Preisanstieg von Nickel in der letzten Woche um 1.000 USD stark spekulativ getrieben. Denn die Netto-Long-Positionen wurden um über 62% ausgeweitet.

Aber auch aus fundamentaler Sicht sollte der Nickelpreis einigermaßen unterstützt sein. So schätzt das auf die Analyse der Stahlmärkte spezialisierte Research-Institut MEPS, dass die globale Edelstahlproduktion im letzten Jahr um 7,6% auf ein neues Rekordhoch von 41 Mio. Tonnen gestiegen ist. 2015 Jahr soll die Produktion demnach weiter um annähernd 5% auf 43 Mio. Tonnen ausgeweitet werden. Vor allem China trägt hierzu bei. Das Land hat aber schon im letzten Jahr rekordhohe 3,85 Mio. Tonnen Edelstahl exportiert und trägt damit maßgeblich zum Überangebot am globalen Edelstahlmarkt bei.


Agrarrohstoffe

Nach tagelangen Preisrückgängen verbuchten die Notierungen für Weizen, Mais und Sojabohnen in Chicago gestern erstmal wieder Gewinne. Bei Weizen und Mais betrugen sie mehr als 4%, bei Sojabohnen knapp 3%. Der kräftig aufwertende US-Dollar, der seit vielen Wochen den Preisverlauf für in US-Dollar notierte Agrarprodukte dämpft, hat gestern etwas an Stärke eingebüßt, nachdem schwächere US-Konjunkturdaten den Glauben an bevorstehende Zinserhöhungen ins Wanken brachten. Gegenüber einem breiten Korb an Währungen gab der US-Dollar um bis zu 1,3% nach.

Auch die Rohölpreise zogen gestern kräftig an, was besonders Mais als Vorprodukt der konkurrierenden Ethanolproduktion Rückenwind gab. Die Notierungen in Paris für Weizen, Mais und Raps vollzogen die Aufwärtsbewegung an den US-Märkten aufgrund des etwas stärkeren Euro abgeschwächt nach und stiegen um 1,5% bis knapp 2%. Währungsbewegungen waren es auch, die den in New York in US-Cents je Pfund gehandelten Rohzuckerpreis gestern um 1,8% steigen ließen.

Der brasilianische Real gewann gegenüber dem US-Dollar 1,4%. Brasilien steht am Weltmarkt für knapp die Hälfte der Exportmenge an Zucker. Die Entwicklung seiner Währung gegenüber dem US-Dollar als Kontraktwährung in New York ist daher von großer Bedeutung. Am Montag war der Rohzuckerpreis nur marginal über dem 4½-Jahrestief von Anfang Januar aus dem Handel gegangen.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"