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Schwache chinesische Importe trüben die Stimmung

09.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Brent handelt wenig verändert bei knapp 58 USD je Barrel. Preisunterstützende und preisbelastende Nachrichten halten sich zu Beginn der neuen Handelswoche die Waage. Freitagabend meldete Baker Hughes einen weiteren Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA um 83 für die letzte Woche. Diese sind seit dem Rekordhoch im Oktober 2014 um 29% gefallen und befinden sich mit 1.140 auf dem niedrigsten Niveau seit Dezember 2011.

Seit Jahresbeginn hat sich die Anzahl der aktiven Ölbohrungen um 342 verringert, was sich im zweiten Halbjahr in einer fallenden US-Ölproduktion niederschlagen sollte. Dem stehen schwache chinesische Rohölimporte gegenüber. Laut Zollbehörde importierte China im Januar 6,6 Mio. Barrel Rohöl pro Tag. Das waren 8% weniger als im Vormonat, welcher allerdings ein Rekordniveau markierte. Aber auch zum Vorjahr lagen die Öleinfuhren leicht im Minus, was angesichts des niedrigen Preisniveaus überraschend ist. Dieses hätte eigentlich für opportunistische Käufe gesprochen.

Offensichtlich sind die strategischen Reserven durch die massiven Käufe im Vormonat inzwischen aber hinreichend gefüllt. Zukünftig geringere Käufe Chinas würden das Überangebot auf dem Ölmarkt vergrößern und eine weitere Erholung der Ölpreise erschweren.

Die Daten zur spekulativen Marktpositionierung haben aktuell jeglichen Erklärungsgehalt für die Preisentwicklung verloren. Laut CFTC sanken die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI in der Woche zum 3. Februar um 10,3 Tsd. Kontrakte, obwohl der WTI-Preis in der entsprechenden Berichtswoche um 15% gestiegen war. Der Preissprung war somit nicht auf diese Anlegergruppe zurückzuführen.

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Edelmetalle

Gold erholt sich zum Wochenauftakt leicht auf rund 1.240 USD je Feinunze, nachdem es im Zuge guter US-Konjunkturdaten letzten Freitag deutlich unter Druck kam. Ein überraschend positiver US-Arbeitsmarktbericht ließ den Goldpreis auf Schlusskursbasis um 2,4% fallen. Dabei wurde die charttechnisch wichtige 200-Tage-Linie unterschritten, was zu technischen Anschlussverkäufen führte. Zwischenzeitlich wurde ein 3-Wochentief von unter 1.230 USD erreicht. Die guten Arbeitsmarktdaten führten zu Spekulationen über eine frühere Zinserhöhung der US-Notenbank Fed und machten sich in einem festen US-Dollar bemerkbar.

Auch die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen zog daraufhin spürbar an. Die spekulativen Finanzinvestoren haben gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 3. Februar erstmals seit sechs Wochen ihre Netto-Long-Positionen um gut 3% auf 148,3 Tsd. Kontrakte reduziert und somit Gewinne mitgenommen. Der Positionsabbau dürfte sich seitdem fortgesetzt haben.

Durch Gold belastet verbilligten sich letzten Freitag auch Silber (-3,2%), Platin (-2,4%) und Palladium (-1,1%) spürbar. Bei den überwiegend in der Industrie verwendeten Edelmetallen Platin und Palladium kam es zudem zu deutlichen Abflüssen aus den ETFs. Die Bestände der von Bloomberg erfassten Platin-ETFs wurden um 45,7 Tsd. Unzen abgebaut, die der Palladium-ETFs um 48,8 Tsd. Unzen. Gemäß Bloomberg-Daten waren dies die höchsten Tagesabflüsse seit Mai bzw. August 2014. Auch die spekulativen Finanzinvestoren haben sich zuletzt etwas zurückgezogen.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten mit einem negativen Unterton in die neue Woche, wozu die chinesischen Handelsdaten vom Wochenende beitragen. So sind im Januar sowohl die gesamtwirtschaftlichen Exporte und noch stärker die Importe gefallen. Wie die Daten der chinesischen Zollbehörde außerdem zeigen, hat China noch nicht die niedrigen Kupferpreise zu verstärkten Käufen genutzt. Im Januar wurden demnach 410 Tsd. Tonnen Kupfer importiert, knapp 3% weniger als im Dezember. Mit fast 24% fiel der Rückgang im Vergleich zum Vorjahr deutlich aus, wobei der Januar im letzten Jahr einen Rekordmonat darstellte.

Die Einfuhren lagen aber immerhin den dritten Monat in Folge über 400 Tsd. Tonnen. Die chinesischen Händler haben sich wohl auch wegen der hohen heimischen Produktion mit Importen zurückgehalten - im Dezember haben die Schmelzen im Land rekordhohe 833 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, nicht zuletzt aufgrund höherer Schmelz- und Verarbeitungsgebühren.

Wir gehen davon aus, dass China wie schon oftmals in der Vergangenheit auch diesmal opportunistisch handeln und die niedrigen Preise zu umfangreichen Käufen nutzen wird, was sich mit Verzögerung entsprechend in der Handelsstatistik widerspiegeln sollte. Die Importe von Eisenerz sind im Januar sowohl im Vergleich zum Vorjahr als auch im Vergleich zum Vormonat um annähernd 10% auf 78,57 Mio. Tonnen gesunken. Allerdings wurden auch die Lagerbestände in den chinesischen Häfen weiter abgebaut, was für eine solide reale Nachfrage spricht.


Agrarrohstoffe

Vor knapp einer Woche nahm der Baumwollpreis in New York wieder die Hürde von 60 US-Cents je Pfund und hält sich seither bei rund 61,5 US-Cents je Pfund. Dem Preis halfen zuletzt mehrere Nachrichten auf die Beine: Zum einen überraschten die Baumwollexporte der USA positiv. In den fünf Wochen bis Ende Januar waren die Exporte doppelt so hoch wie in der Vorperiode. Offensichtlich tat der feste US-Dollar der Nachfrage nach US-Baumwolle keinen Abbruch. Die zweite unterstützende Nachricht war, dass der Preissturz um ein Drittel seit der letzten Anbauentscheidung im Frühjahr 2014 in den USA eine kräftige Einschränkung der Fläche 2015 verheißt.

Das National Cotton Council NCC schätzt auf Basis einer Befragung unter Baumwollfarmern, dass die Fläche um 15% auf 9,4 Mio. Morgen eingeschränkt wird. Das wäre die niedrigste Anbaufläche seit 2009. Mit einem Minus von 13% soll die Produktion fast ebenso stark sinken. Damit ist das NCC pessimistischer als das International Cotton Advisory Council ICAC, das für die USA die Fläche um 10% und die Produktion um 7% niedriger als 2014 schätzt. Weltweit rechnet das ICAC 2015/16 mit einem Rückgang der Baumwollfläche und -produktion um je 6% und dem ersten globalen Defizit seit 5 Jahren.

Unterstützend dürfte auch gewirkt haben, dass die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer in der letzten Berichtswoche ihre zuvor ins Negative gerutschten Netto-Long-Positionen wieder in den positiven Bereich zurückführten.




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