Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Märkte von Griechenland-Krise unbeeindruckt

17.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise zeigen sich von der Zuspitzung der griechischen Schuldenkrise unbeeindruckt und legen weiter zu. Die Finanzanleger waren zuletzt eine wesentliche Triebfeder des Ölpreisanstiegs. Deren Netto-Long-Positionen bei Brent stiegen in der Woche zum 10. Februar um 28 Tsd. auf 152 Tsd. Kontrakte. Dies ist das höchste Niveau seit Juli 2014 und war hauptsächlich auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen.

Das Momentum spricht kurzfristig für einen weiteren Preisanstieg. Zusätzliche Unterstützung erhält der Ölpreis durch eine wieder stärkere Wahrnehmung von Angebotsrisiken.

In Libyen kommt es wiederholt zu Sabotageakten auf Öleinrichtungen, so dass die staatliche Ölgesellschaft NOC nach mehr Schutz für ihre Anlagen ruft. Zudem droht das Land unter den Einfluss der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu geraten, was eine Normalisierung der seit Monaten stark beeinträchtigten libyschen Ölproduktion weiter erschweren dürfte. Der künftige Chef der Internationalen Energieagentur, Birol, warnt, dass das Erstarken des IS eine große Herausforderung für die Investitionen im Ölsektor im Mittleren Osten darstellt.

Falls diese wegen der Unsicherheit nicht erfolgen, könnte das im kommenden Jahrzehnt benötigte Angebotswachstum ausbleiben. Aktuell kommt auch deutlich weniger Öl aus dem Irak an den Markt, wofür Lieferverzögerungen aufgrund schlechten Wetters verantwortlich zeichnen. Die Ölexporte aus dem Süden des Irak lagen deswegen in den ersten 10 Februartagen lediglich bei 1,5 Mio. Barrel pro Tag, was 900 Tsd. Barrel pro Tag niedriger ist als im Januar sowie weniger als halb so viel wie für diesen Monat ursprünglich geplant.

Open in new window


Edelmetalle

Die Verhandlungen der Finanzminister der Euro-Länder mit Griechenland sind gestern abermals gescheitert. Damit steht die Zahlungsfähigkeit und die Euro-Mitgliedschaft des hoch verschuldeten südosteuropäischen Landes zunehmend in Frage. Die Kreditgeber haben Griechenland ultimativ aufgefordert, bis Freitag eine Fortsetzung des Hilfsprogramms zu beantragen, womit sich das Land aber im Grundsatz zu seinen Zahlungsverpflichtungen und Reformen bekennen müsste.

Sollte Griechenland diese Frist verstreichen lassen, wäre ein Staatsbankrott wohl nur eine Frage der Zeit. Zudem ist das Risiko eines Bankenansturms in Griechenland deutlich gestiegen. Statt auf diese Nachrichten mit deutlichen Aufschlägen zu reagieren, gibt der Goldpreis sogar nach und handelt heute Morgen bei gut 1.220 USD je Feinunze. In Euro gerechnet notiert der Preis ebenfalls schwächer bei unter 1.080 EUR je Feinunze. Offensichtlich setzt noch immer eine überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer im Schuldenstreit mit Griechenland auf eine Lösung in letzter Minute.

Der Platinpreis fällt heute Morgen im Schlepptau von Gold wieder unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Das fundamentale Umfeld für Platin bleibt aber preisstützend. Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) wurden in der EU im Januar knapp 1 Mio. Autos neu zugelassen, 6,7% mehr als im Vorjahr. Die ACEA schätzt, dass in diesem Jahr rund 13 Mio. Autos neu zugelassen werden, womit sich die Erholung des europäischen Automarktes 2015 fortsetzen würde.


Industriemetalle

Der Immobilienmarkt in China kühlt sich weiter ab. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros sind im Januar die Hauspreise für Neubauten in 64 von den 70 in der Statistik erfassten Städten des Landes gefallen. Dies spricht tendenziell für eine schwächere Nachfrage nach Metallen, da der Immobiliensektor z.B. knapp die Hälfte der Kupfernachfrage in China ausmacht. Kupfer gibt daher heute Morgen leicht nach, hält sich aber noch über der Marke von 5.700 USD je Tonne.

Auch Aluminium zeigt sich zum Handelsbeginn schwächer und notiert bei rund 1.820 USD je Tonne. Gemäß Daten von Platts sind die physischen Aluminiumprämien in den USA und in Europa zuletzt etwas zurückgekommen. In den USA beträgt die Prämie aktuell 23,75 US-Cents je Pfund (etwa 524 USD je Tonne) und liegt damit 50 US-Cents bzw. 10 USD unter dem Rekordhoch. In Europa liegt der Aufschlag bei 350-370 USD (exklusive Zölle) bzw. 430-460 USD je Tonne (inklusive Zölle). In der Spitze mussten deutlich über 400 USD je Tonne (exklusive Zölle) gezahlt werden. Dies spricht für eine aktuell gute Versorgungslage.

Industriekreisen zufolge ist der Rückgang der Prämien auf eine aktuell schwächere Nachfrage und geringere Handelsaktivitäten zurückzuführen. Die LME hatte zum 1. Februar allerdings auch neue Lagerhaltungsregeln eingeführt, die zu einer schnelleren Auslieferung von Material aus den LME-Lagerhäusern beitragen sollen. Sollte die Prämie weiter sinken und gleichzeitig der LME-Aluminiumpreis nachgeben, könnte dies die massive Angebotsausweitung am globalen Aluminiummarkt etwas bremsen.


Agrarrohstoffe

Nach dem gestrigen US-Feiertag setzen die Weizennotierungen am Morgen ihre Aufwärtsbewegung vom Freitag fort. Dabei helfen Meldungen, dass die seit Februar erhobene Exportsteuer Russlands die Ausfuhr in der letzten Berichtswoche um 97% gegenüber der Vorwoche auf 19 Tsd. Tonnen hat einbrechen lassen. Allerdings waren im Vorfeld der Exportsteuer auch Ausfuhren vorgezogen worden, was die Vorwochenwerte nach oben verzerrte. So hoch wie im Januar 2015 waren die russischen Exporte noch nie in einem Januar gewesen.

Analysten der russischen Agentur SovEcon erwarten, dass trotz der Steuer zwischen Februar und Juni zwei Mio. Tonnen Weizen ausgeführt werden, um bereits geschlossene Verträge zu erfüllen. Für die Gesamtsaison 2014/15 erwartet SovEcon russische Weizenexporte von 21 Mio. Tonnen und liegt dabei um eine Mio. Tonnen über dem US-Landwirtschafts¬ministerium. Dieses hatte seine Prognose im Januar von 22 Mio. Tonnen auf 20 Mio. Tonnen reduziert.

Die gute Ernte 2014 von 59 Mio. Tonnen soll damit deutlich höhere Exporte als in den beiden Vorjahren erlauben. Russland könnte die Ausfuhr allerdings weiter beschränken. Denn trotz der jüngsten Hürden für den Export, die den heimischen Preisauftrieb bremsen soll, steigen die internen Weizenpreise in Russland weiter. Die Nachfrage nach Weizen zeigt sich robust, und in Erwartung höherer Ankaufpreise durch staatliche Stellen halten sich Verkäufer derzeit zurück.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"