Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Abverkauf bei Edelmetallen

18.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise entzogen sich gestern lange Zeit dem Abwärtssog bei den anderen Rohstoffen, gaben mit Verzögerung nur kurzzeitig nach, um den Handelstag letztlich sogar im Plus zu beenden. Brent fiel zwischenzeitlich auf 60,5 USD je Barrel, stieg dann in der Spitze aber auf 63 USD je Barrel, was dem höchsten Niveau seit Mitte Dezember entspricht. Die gestrige Preisreaktion zeigt, dass die Ölpreise weiter nach oben wollen.

Der zwischenzeitliche Preisrückgang bei Brent fiel unterdurchschnittlich aus und wurde umgehend wieder wettgemacht, ebenso der etwas stärkere Preisrückgang bei WTI. Die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI hat sich inzwischen auf mehr als 8 USD je Barrel ausgeweitet, was dem höchsten Preisaufschlag seit August 2014 entspricht. Vor einem Monat noch war WTI sogar kurzzeitig teurer als Brent.

Wir führen die Ausweitung der Preisdifferenz auf die Lagerentwicklung in den USA zurück, welche auf den WTI-Ölpreis drückt. Die API-Daten heute Abend und die DOE-Daten morgen Nachmittag dürften einen erneuten Lageraufbau zeigen, womit die US-Rohölvorräte die vierte Woche in Folge ein neues Rekordniveau erreichen würden. Brent profitiert hingegen von den wieder stärker in den Fokus rückenden Angebotsrisiken. So exportiert Libyen derzeit so gut wie kein Öl mehr, da aufgrund der Unruhen mittlerweile alle Ölhäfen geschlossen sind.


Edelmetalle

An den Edelmetallmärkten kam es gestern zu einem breit angelegten Abverkauf. Gold verlor auf Schlusskursbasis 1,8% und handelte zwischenzeitlich auf einem 6-Wochentief knapp über 1.200 USD je Feinunze. In Euro gerechnet gab das gelbe Edelmetall auf 1.060 EUR je Feinunze nach. Noch deutlich stärker unter Druck stand Silber, welches in der Spitze um 6% fiel und den Handel schließlich bei 16,5 USD je Feinunze beendete.

Der Preisrückgang bei Silber ging mit einem deutlich höheren Handelsvolumen einher. So wurden gestern im Futures-Handel der COMEX in New York mehr als doppelt so viele Kontrakte umgesetzt wie im Durchschnitt der letzten sechs Monate. Sowohl bei Silber als auch bei Gold wurde zudem die charttechnische 100-Tage-Linie unterschritten, was wohl zu technischen Anschlussverkäufen geführt hat.

Auch Platin und Palladium wurden mit in den Abwärtssog gezogen. Platin fiel dabei unter 1.170 USD je Feinunze, was dem tiefsten Stand seit 5½ Jahren entspricht. Begleitet wurde der Preisrückgang hier von merklichen ETF-Abflüssen. Seit Jahresbeginn wurden mittlerweile 76,3 Tsd. Unzen Platin aus den ETFs abgezogen.

Gestern kamen Gerüchte auf, wonach die griechische Regierung heute eine Verlängerung der Finanzhilfen um sechs Monate beantragen wird. Offen ist allerdings, ob sie die damit verbundenen Bedingungen akzeptiert. Ebenfalls heute entscheidet die EZB über eine Aufstockung der Notfallkredite für griechische Banken. Zwei Fed-Präsidenten haben sich für eine schnellere Zinserhöhung in den USA ausgesprochen, was die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen nach oben schnellen ließ und den Goldpreis belastete. Heute Abend veröffentlicht die Fed das Protokoll ihrer letzten Sitzung vom 27./28. Januar.

Open in new window


Industriemetalle

Im Gegensatz zu den Ölpreisen konnten sich die Metallpreise dem Abwärtssog der Edelmetalle nicht entziehen und gaben gestern ebenfalls deutlich nach: Der LME-Industriemetallindex fiel um 1,5%. Ab heute bleiben in China die Märkte wegen des Neujahrsfestes bis einschließlich nächste Woche Dienstag geschlossen, was sich in einer geringeren Liquidität an den Metallmärkten widerspiegeln sollte. Auch stehen die meisten Produktionsanlagen in dieser Zeit still.

Der Zinnpreis fiel gestern erneut vorübergehend unter die Marke von 18.000 USD je Tonne, obwohl sich in Indonesien 19 Zinnschmelzen mit einer jährlichen Produktionskapazität von rund 30 Tsd. Tonnen auf begrenzte Exporte geeinigt haben. Laut Angaben des Verbands der indonesischen Zinnexporteure sollen die Ausfuhren zunächst für drei Monate auf monatlich 2.000 Tonnen begrenzt werden. Abhängig von der Nachfrage soll die Quote jeden Monat überprüft werden. Diese Maßnahme soll zu höheren Zinnpreisen beitragen - der Verband strebt einen Preis von 19.500 USD je Tonne an.

Damit kommt es allerdings nicht zum zuvor diskutierten Exportmoratorium. Dieses war vor allem am Widerstand von PT Timah, dem größten indonesischen Zinnproduzenten, gescheitert. Vorgestern hatte das Unternehmen überraschend selbst angekündigt, wegen der niedrigen Preise vorerst kein Zinn mehr zu verkaufen. Allerdings sollen die langfristigen Vertragsverpflichtungen erfüllt werden. Ob dies schon kurzfristig zu steigenden Zinnpreisen führt, scheint u.E. fraglich.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Sojabohnen in Chicago stieg gestern erstmals seit einem Monat wieder über die Marke von 10 USD je Scheffel. Dafür waren vor allem Daten aus den USA verantwortlich. Zum einen war die Verarbeitung von Sojabohnen im Januar so hoch wie noch nie zuvor in diesem Monat. Gleichzeitig stützen die niedrigen Temperaturen die Preise für Sojamehl und darüber auch die des Ausgangsprodukts Sojabohnen, da mit einer anziehenden Futternachfrage gerechnet wird.

Dass auch international die Nachfrage robust bleibt, bestätigten die jüngsten Exportzahlen des US-Landwirtschaftsministeriums. Nach Dezember lagen auch im Januar die Sojamehlexporte über einer Mio. Tonnen und 28% über Vorjahr. Die Ausfuhren an Sojabohnen stiegen seit Saisonbeginn um 16% gegenüber Vorjahr. Gleichzeitig dürften auch die sich mehrenden Abwärtsrevisionen an der brasilianischen Sojabohnenernte ihre Wirkung entfalten.

Das staatliche brasilianische Prognoseinstitut Conab reduzierte seine Schätzung im Februar zwar nur leicht von 95,9 Mio. Tonnen auf 94,6 Mio. Tonnen, doch sehen andere Beobachter mit Verweis auf die noch immer zu trockene Witterung die Ernte nur bei 91-92 Mio. Tonnen. Die globale Versorgung mit Sojabohnen bleibt aber weiterhin reichlich, was die Preise bald wieder abbröckeln lassen könnte. Wichtig wird sein, wie hoch das US-Landwirtschaftsministerium Ende der Woche in einem ersten Ausblick die Sojabohnenfläche in den USA zur Ernte 2015 prognostiziert.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"