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Massiver Lageraufbau in den USA belastet Ölpreise

19.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um bis zu 3% gefallen und stehen am Morgen weiter unter Druck. Brent notiert unterhalb von 59 USD je Barrel, der heute auslaufende WTI-Kontrakt ist unter die Marke von 50 USD je Barrel gefallen. Auslöser für den starken Preisrückgang seit gestern waren neue Lagerdaten aus den USA, welche der US-Branchenverband API gestern Abend nach Handelsschluss veröffentlichte.

Das Überangebot lässt die US-Lagerbestände weiter massiv anschwellen. Demnach stiegen die US-Rohölvorräte in der letzten Woche um 14,3 Mio. Barrel, wofür deutlich höhere Importe hauptverantwortlich zeichneten. Erwartet wurde ein Anstieg um "lediglich" 3,1 Mio. Barrel. Um soviel stiegen laut API schon allein die Ölvorräte in Cushing. Für die offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums heute Nachmittag bestehen somit Aufwärtsrisiken. Diese waren in den letzten fünf Wochen bereits um gut 35 Mio. Barrel gestiegen und befinden sich auf einem Rekordniveau.

Die Erwartung eines erneut kräftigen Lageraufbaus in den USA dürfte die Ölpreise im Vorfeld der Veröffentlichung der DOE-Daten zunächst weiter belasten. Es ist allerdings fraglich, ob die Ölpreise in den kommenden Tagen weiter nachgeben werden. Schon morgen könnte sich der Fokus wieder auf die am Freitagabend anstehenden Zahlen von Baker Hughes zu den Bohraktivitäten richten. Diese dürften einen weiteren Rückgang der aktiven Ölbohrungen in den USA zeigen und Erwartungen eines fallenden US-Ölangebots schüren.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist gestern erstmals seit Anfang Januar kurzzeitig wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze gefallen. Durch die Abwesenheit der Chinesen aufgrund des dortigen Neujahrsfestes fehlt bis Mitte nächster Woche ein wichtiger Käufer. Belastet wurde Gold durch eine Entspannung im Schuldenstreit mit Griechenland. Heute hat das Land eine Verlängerung des Hilfsprogramms beantragt. Unklar ist aber, ob die Regierung in Athen bereit ist, alle damit einhergehenden Bedingungen zu erfüllen.

Darüber hinaus hat die EZB die Notfallkredite für griechische Banken verlängert und aufgestockt. Sie hält damit de facto das griechische Bankensystem auch über das Ende der Woche hinaus am Leben - am Freitag läuft das Ultimatum der Kreditgeberländer an Griechenland ab - und nimmt somit zugleich den Druck von der griechischen Regierung, auf eine schnelle Einigung hinzuarbeiten. Das Risiko, dass es auch nach Ablauf des Ultimatums zu keiner Einigung kommt, bleibt somit hoch. Dies sollte Gold unterstützen. Im späten Handel kam es gestern dann doch noch zu einer spürbaren Erholung des Preises, welcher heute Morgen bei rund 1.220 USD je Feinunze notiert.

Verantwortlich hierfür war die Veröffentlichung des Protokolls der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed. Denn aus dem Protokoll ging hervor, dass viele FOMC-Mitglieder dazu geneigt sind, die Nullzinsen noch für eine längere Zeit beizubehalten. Die größten Sorgen gibt es offenbar hinsichtlich der Inflationserwartungen. Heute veröffentlicht die EZB erstmals das Protokoll ihrer letzten Sitzung. Die Auswirkungen auf den Markt sind nicht absehbar.


Industriemetalle

Das World Bureau of Metal Statistics (WBMS) hat gestern Daten zu Angebot und Nachfrage der einzelnen Metalle für das Gesamtjahr 2014 veröffentlicht und wartete dabei auch mit Überraschungen auf. So wies demnach der globale Aluminiummarkt ein Angebotsdefizit von fast 850 Tsd. Tonnen auf. Das Angebot wurde dabei mit weniger als 50 Mio. Tonnen angesetzt. Ende Januar hatte das International Aluminium Institute (IAI) für 2014 eine weltweite Produktion von über 53 Mio. Tonnen vermeldet.

Das IAI unterstellte dabei für China eine deutlich höhere Aluminiumproduktion, die den Zahlen des staatlichen chinesischen Research-Instituts Antaike näher kommt.

Gemäß WBMS-Daten befand sich auch der globale Zinkmarkt im letzten Jahr im Angebotsdefizit, was sich weitgehend mit den bislang vorliegenden Daten der International Lead and Zinc Study Group deckt. Diese veröffentlicht nächsten Montag neue Zahlen zum Blei- und Zinkmarkt.

An allen anderen Metallmärkten hat WBMS zufolge 2014 das Angebot die Nachfrage übertroffen. Besonders hoch - auch relativ betrachtet - fiel der Überschuss bei Nickel aus. Dieser wird auf knapp 200 Tsd. Tonnen taxiert, welcher uns angesichts des Exportverbots von Erzen in Indonesien etwas hoch erscheint. In Kürze veröffentlicht die International Nickel Study Group ihre Zahlen zum globalen Nickelmarkt. Auch sie dürfte von einem deutlichen Angebotsüberschuss berichten.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis an der CBOT erlebte gestern eine Achterbahnfahrt. Einem Preisanstieg auf 540 US-Cents je Scheffel folgte ein Absturz auf 520 US-Cents. Auslöser für die heftigen Preisausschläge war die enttäuschte Hoffnung, dass der weltgrößte Weizenimporteur Ägypten eine 100-Millionen-Dollar-Kreditlinie der USA zum Kauf von US-Weizen nutzen könnte. Denn dazu kam es nicht. Die für den Weizenimport zuständige ägyptische Behörde schlug die Angebote für US-Weizen bei den gestrigen Tendern unter Verweis auf die im internationalen Vergleich zu hohen Preise aus.

Das günstigste Angebot lag bei umgerechnet 287 USD je Tonne und lag damit deutlich über dem Preis für europäischen Weizen, welcher vor zwei Wochen bei 227 USD je Tonne den Zuschlag bekommen hatte. Stattdessen will Ägypten auf andere Anbieter mit akzeptableren Preisen zurückgreifen. Dadurch wächst die Sorge am Markt, dass US-Weizen aufgrund des zu hohen Preises nicht konkurrenzfähig ist und der Preis daher fallen muss.

In diesem Erntejahr dürften die USA ihre Position als weltgrößter Weizenexporteur aller Voraussicht nach an die EU verlieren. Seit Beginn des Erntejahres belaufen sich die US-Weizenexporte auf knapp 15 Mio. Tonnen. Die EU hat in diesem Erntejahr bislang gut 19 Mio. Tonnen Weizen exportiert. Neue wöchentliche Exportdaten werden von der EU-Kommission heute und vom US-Landwirtschaftsministerium morgen veröffentlicht.

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