Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Deutlich überversorgter globaler Nickelmarkt

20.02.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise standen gestern im Vorfeld der US-Lagerdaten zunächst weiter unter Abgabedruck. Brent fiel im Tief bis auf 58 USD je Barrel, WTI handelte zeitweise unter 50 USD je Barrel. Am späten Abend setzte dann eine Preiserholung ein, welche Brent wieder über die Marke von 60 USD und WTI auf knapp 52 USD steigen ließ. Denn heute Abend veröffentlicht Baker Hughes neue Daten zu den Bohraktivitäten in den USA. Dort wird mit einem weiteren deutlichen Rückgang der aktiven Ölbohrungen gerechnet, was auf eine sinkende US-Ölproduktion im zweiten Halbjahr hindeutet.

Kurzfristig ändert dies jedoch nichts am deutlichen Überangebot auf dem Ölmarkt, weshalb auch die US-Rohöllagerbestände weiter massiv anschwellen. In der letzten Woche stiegen diese laut US-Energieministerium um weitere 7,7 Mio. Barrel auf ein neues Rekordniveau. Bemerkenswert ist, dass dies trotz niedrigerer Importe erfolgte. Auf der anderen Seite stieg die US-Rohölproduktion weiter und erreichte das höchste Niveau seit 1973. In den letzten sechs Wochen summiert sich der Lageraufbau bei Rohöl auf mehr als 43 Mio. Barrel.

Die Ölvorräte in Cushing stiegen letzte Woche um 3,7 Mio. Barrel, was dem drittstärksten Wochenanstieg seit dem Beginn der Datenreihe vor knapp 11 Jahren entspricht. Innerhalb von drei Monaten haben sich die Cushing-Bestände verdoppelt und befinden sich aktuell auf dem höchsten Niveau seit Juli 2013. Wir sehen daher für die Ölpreise Rückschlagspotenzial. Die in den vergangenen Wochen bereits deutlich gestiegene Preisdifferenz zwischen Brent und WTI dürfte wegen der Lagerentwicklung in den USA zudem noch größer werden.


Edelmetalle

In einem von Unsicherheit geprägten Marktumfeld steht Gold überraschend unter Druck und fällt heute Morgen vorübergehend auf 1.200 USD je Feinunze. In Euro gerechnet handelt Gold bei rund 1.060 EUR je Feinunze. Denn gestern veröffentlichte positive US-Konjunkturdaten erhöhten die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen eher früher anheben könnte. Weitgehend unbeeindruckt zeigte sich Gold dagegen über das Hin und Her im Schuldenstreit mit Griechenland.

Die griechische Regierung hat zwar gestern die Verlängerung des bestehenden Hilfsprogramms beantragt. Der Antrag erfüllt aber offensichtlich nicht die von der Eurogruppe auf ihrer Sitzung am Montag festgelegten Bedingungen. Vor allem das deutsche Finanzministerium hat den Antrag als unzureichend abgelehnt. Heute Nachmittag trifft sich die Eurogruppe, um mit Griechenland einen Kompromiss über die Verlängerung des Hilfsprogramms auszuhandeln.

Die indische Zentralbank hat in dieser Woche die Importrestriktionen von Gold weiter gelockert. So darf Gold u.a. wieder als Sicherheit für Kredite hinterlegt werden. Gleichzeitig sind die Erwartungen gestiegen, dass im Rahmen der Veröffentlichung des Staatshaushalts für das kommende Fiskaljahr Ende des Monats auch die Importsteuer für Gold von derzeit 10% gesenkt wird.

Schätzungen eines Branchenverbands zufolge könnte dies zu einer Verdopplung der indischen Goldimporte auf 75-90 Tonnen pro Monat führen. Indien würde damit eine mögliche Schwäche Chinas ausgleichen. Im März beginnt in Indien die Hochzeitssaison, im April wird ein hohes religiöses Fest gefeiert.


Industriemetalle

Der Nickelpreis ist gestern wieder unter die Marke von 14.000 USD je Tonne gerutscht und handelt heute Morgen unter 13.900 USD auf dem tiefsten Stand seit zwölf Monaten. Die International Nickel Study Group (INSG) berichtete gestern Abend, dass der globale Nickelmarkt im Dezember den siebten Monat in Folge einen Angebotsüberschuss aufwies. Im Gesamtjahr 2014 übertraf das Angebot demnach die Nachfrage um 94,3 Tsd. Tonnen. Der Überschuss war damit zwar "nur" knapp halb so hoch wie im Vorjahr, aber deutlich höher als von der INSG noch Mitte Oktober geschätzt.

Entgegen früheren Befürchtungen und der Ansicht vieler Marktteilnehmer ist der globale Nickelmarkt trotz des seit Anfang 2014 bestehenden indonesischen Exportverbots für Erze damit also sehr gut versorgt, was wohl letztendlich zu dem niedrigen Preis beigetragen hat. Die gute Versorgungslage wird auch durch die hohen Lagerbestände unterstrichen. So liegt in den LME-Lagerhäusern mit 426 Tsd. Tonnen derzeit eine rekordhohe Menge Nickel. Hiervon sind weniger als ein Viertel zur Auslieferung angefordert.

Bei Preisen unterhalb von 14.000 USD je Tonne ist laut Einschätzung von Shanghai Metals Market (SMM) der Großteil der chinesischen NPI-Produzenten nicht mehr profitabel. Einige NPI-Hersteller könnten daher mit der Wiedereröffnung ihrer Produktionsanlagen nach der feiertagsbedingten Pause länger warten, was zu einer Einschränkung des Angebots führen dürfte. NPI macht etwa 25% der weltweiten Nickelproduktion aus. Mögliche Produktionskürzungen sollten u.E. den Nickelpreis unterstützen.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium hat im Rahmen seiner jährlich stattfindenden Agricultural Outlook Konferenz erste Schätzungen zu den Anbauflächen für das Erntejahr 2015/16 bekanntgegeben. Demnach soll die gesamte US-Anbaufläche um 3,3% auf 254,6 Mio. Morgen fallen. Der Rückgang erstreckt sich über alle wichtigen Feldfrüchte, was insbesondere im Falle von Sojabohnen überraschend ist. Denn hier wurde aufgrund der vorteilhaften relativen Preise und geringerer Kosten mit einer Flächenausweitung gerechnet.

Stattdessen soll die Sojabohnenfläche um 200 Tsd. auf 83,5 Mio. Morgen sinken. Stärker fällt der erwartete Rückgang bei der Maisfläche aus, welche um 1,6 Mio. auf 89,0 Mio. Morgen zurückgehen soll. Damit war aufgrund der negativen Preisentwicklung bei Mais im Vorfeld gerechnet worden. Bei Weizen wird mit einem Rückgang um 1,3 Mio. auf 55,5 Mio. Morgen gerechnet, bei Baumwolle soll die Fläche um 1,3 Mio. auf 9,7 Mio. Morgen sinken.

Das USDA macht für die Flächeneinschränkungen die niedrigen Preise verantwortlich. Aufgrund der teilweise rekordhohen Ernten in den letzten beiden Jahren waren die US-Lagerbestände deutlich gestiegen und die Preise auf mehrjährige Tiefstände gefallen. Trotz der niedrigeren Anbauflächen erwartet das USDA für 2015/16 einen weiteren Rückgang der Preise.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"