Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Jo-jo-Effekt bei den Ölpreisen

03.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind nach anfänglichen Gewinnen gestern im späten Handel unter Druck geraten. Brent ging am Ende mit einem Minus von fast 5% bei knapp 60 USD je Barrel aus dem Handel. WTI, welches zunächst auf 51 USD stieg, gab die Gewinne wieder ab und schloss wenig verändert bei 49,5 USD je Barrel. Die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten hat sich im Zuge dessen von knapp 13 USD auf etwa 10 USD verringert.

Wir erachten insbesondere den Preisanstieg bei Brentöl in den letzten Wochen als überzogen und sehen Korrekturpotenzial. Dies zeigt auch ein Blick auf die Marktpositionierung der spekulativen Finanzanleger. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 24. Februar um 12,7 Tsd. auf 176,9 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, was dem höchsten Niveau seit Juli 2014 entspricht.

Seit Anfang Februar sind die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent um gut 40% gestiegen. Der Preisanstieg bei Brent im letzten Monat war somit zum Teil auch spekulativ getrieben. Wie der Preisanstieg in der Nacht zeigt, werden Preisrückschläge wie gestern von einer Mehrheit der Marktteilnehmer als Kaufgelegenheit erachtet.

Wie lange dieses Verhaltensmuster anhält, lässt sich nicht sagen. Mit einiger Sicherheit dürften viele Anleger in einigen Monaten von der Entwicklung ihrer Rohölinvestments enttäuscht sein und deswegen verkaufen, was für Druck auf die Preise sorgen könnte. Denn die steigenden Terminkurven lassen keine nennenswerten Renditen erwarten, selbst wenn die Preise wie von den Anlegern erhofft steigen.

Open in new window


Edelmetalle

Der Goldpreis fällt heute Morgen kurzzeitig unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Belastet wird er durch den anhaltend festen US-Dollar und steigende US-Aktienmärkte - der Dow Jones-Index und der S&P 500 haben gestern jeweils auf einem Rekordhoch geschlossen, der Nasdaq Composite erstmals seit März 2000 über der Marke von 5.000 Punkten. Dies zieht offensichtlich weiteres Kapital an.

Der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, verzeichnete gestern mit 7,8 Tonnen den höchsten Tagesabfluss in diesem Jahr. Offenbar schichten institutionelle Anleger erstmals seit langem wieder sichtbar von Gold in Aktien um. Gerade in den USA hat das Interesse an Gold zuletzt spürbar nachgelassen. Denn gemäß Daten der US-Münzanstalt wurden im Februar nur 18,5 Tsd. Unzen Goldmünzen verkauft, 40% weniger als im Vorjahr.

Auch der Absatz der Silbermünzen ging im Vorjahresvergleich zurück - allerdings nicht so stark wie der der Goldmünzen. Mit 3,022 Mio. Unzen wurden knapp 20% weniger Silbermünzen verkauft. Im Fahrwasser von Gold fällt Silber am Morgen bis auf fast 16 USD je Feinunze, kann sich aber wie Gold wieder erholen.

Die Bestände der Silber-ETFs zeigen sich in den letzten Tagen relativ stabil. Dagegen kam es bei den Palladium-ETFs zu einem spürbaren Abfluss von 18 Tsd. Unzen. Seit Jahresbeginn summieren sich die Abflüsse damit auf knapp 120 Tsd. Unzen bzw. fast 4%. Sollten die Bestände weiter abgebaut werden, dürfte dies einem merklichen Preisanstieg von Palladium entgegenstehen.


Industriemetalle

Der Kupferpreis gibt von seinem gestern erreichten 7-Wochenhoch etwas nach und handelt heute Morgen wieder unter 5.900 USD je Tonne. In den USA ist der ISM-Index im Februar den vierten Monat in Folge gefallen, was auf eine Verlangsamung der Wirtschaftsaktivitäten in der Industrie hindeutet.

Wie die CFTC-Statistik zeigt, war der jüngste Preisanstieg von Kupfer zum Teil spekulativ getrieben. Denn in der Woche zum 24. Februar kam es an der COMEX in New York zu einem fast vollständigen Abbau der Netto-Short-Positionen, was vor allem auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen war. Der Preisanstieg könnte daher auf tönernen Füßen stehen, auch wenn die Nachrichtenlage auf ein sich anspannendes Angebot hindeutet.

Die LME hat eine Aktualisierung ihrer Lagerhausreform veröffentlicht und nimmt dabei Ergänzungen zu ihren bisherigen Plänen vor. So soll Material aus Lagerhäusern mit langen Wartezeiten zukünftig noch schneller ausgeliefert werden.

Die Einführung des "Prämien-Kontrakts" bei Aluminium verzögert sich aber bis Oktober. Dann will die LME auch neue Kontrakte für Betonstahl und Stahlschrott einführen. Mit diesen und weiteren Vorschlägen demonstriert die LME aus unserer Sicht Entschlossenheit, die Probleme der teilweise fehlenden Transparenz bei der Preisfindung und langer Wartezeiten proaktiv anzugehen. U.E. dürfte dies zu einem besseren Zugang zu den LME-Lagerhäusern und zu einer Reduktion der physischen Prämien insbesondere bei Aluminium und Zink führen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Weizen, Mais und Sojabohnen verzeichneten gestern kräftige Abschläge. Weizen verbilligte sich um 2,5% und fiel wieder auf 5 USD je Scheffel zurück. Die Sorgen vor Frostschäden in den USA, welche den Preis Ende letzter Woche hatten steigen lassen, scheinen sich wieder zu verflüchtigen. Zudem ist US-Weizen bei deutlich oberhalb von 5 USD international kaum konkurrenzfähig, da auch der US-Dollar weiter aufwertet.

In der letzten Berichtswoche wurde bereits deutlich weniger US-Weizen exportiert als in der Woche zuvor und nur etwa halb so viel wie aus der EU. Wir sehen daher für US-Weizen im gegenwärtigen Umfeld wenig Aufwärtspotenzial und jegliche Phasen von Preisstärke nur als vorübergehend. Der Sojabohnenpreis verlor gestern knapp 2% und nähert sich damit der Marke von 10 USD je Scheffel an. Hierzu trugen Meldungen bei, wonach ein seit einer Woche laufender Streik der Lastwagenfahrer in Brasilien an Stärke nachlässt.

Gestern bestanden in drei südlichen Bundesstaaten noch 23 Straßensperren, verglichen mit landesweit 99 Straßensperren vor einer Woche. Dadurch könnte demnächst wieder mehr Angebot von den brasilianischen Sojabohnenplantagen an die Häfen und an den Weltmarkt gelangen. Im Februar hat Brasilien offiziellen Daten zufolge lediglich 869 Tsd. Tonnen Sojabohnen exportiert und damit 69% weniger als im Vorjahr. Davon profitierten vor allem die Exporteure in den USA.



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"