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Fester US-Dollar sorgt für Gegenwind

09.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten sich der kräftigen Aufwertung des US-Dollar nach den US-Arbeitsmarktdaten am Freitag nicht entziehen (siehe Edelmetalle unten). Brent handelt weiterhin unter der Marke von 60 USD je Barrel, WTI unterhalb von 50 USD je Barrel. Bemerkenswert ist, dass der wieder stärkere Rückgang der Bohraktivitäten in den USA den Ölpreisen heute Morgen keinen Rückenwind gibt.

Baker Hughes berichtete am späten Freitag, dass die Zahl der aktiven US-Ölbohrlöcher in der letzten Woche um 64 gesunken ist und mit 922 inzwischen auf dem niedrigsten Niveau seit April 2011 liegt. Damit hat sich der Rückgang nach zwei Wochen Verlangsamung wieder beschleunigt. Zudem war es der 13. Wochenrückgang in Folge. Seit Oktober ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen um 43% gefallen. Bis vor kurzem hätten derartige Nachrichten den Ölpreisen Auftrieb gegeben.

Offensichtlich setzt sich unter den Marktteilnehmern inzwischen aber die Erkenntnis durch, dass das Überangebot angesichts der massiv steigenden US-Rohöllagerbestände weiterhin reichlich ist und der Rückgang der Bohraktivitäten keinen entsprechenden Rückgang des Ölangebotes garantiert. Auch die im Februar um 11% gegenüber dem Vorjahr auf 6,66 Mio. Barrel pro Tag gestiegenen Rohölimporte Chinas verpuffen am Markt.

Für die Ölpreise wird es wichtig sein, ob die Marken von 60 USD (Brent) bzw. 50 USD (WTI) zurückerobert werden können. Falls ja, wäre dies eine Bestätigung des Handelsmusters der letzten Wochen, wonach Preisrückgänge als Kaufgelegenheiten dienen. Falls nicht, könnte dies die von uns erwartete Preiskorrektur einläuten.


Edelmetalle

Der Goldpreis verlor letzten Freitag zwischenzeitlich fast 3% auf 1.164 USD je Feinunze und markierte damit ein 3-Monatstief. Grund hierfür war der deutlich aufwertende US-Dollar - dieser drückte den Euro mit 1,08 EUR-USD auf den niedrigsten Stand seit September 2003 - im Zuge eines besser als erwartet ausgefallenen Arbeitsmarktberichtes in den USA für Februar.

Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen stiegen auf den höchsten Stand seit fast 2½ Monaten. Denn die guten US-Konjunkturdaten schürten unter den Marktteilnehmern Fed-Zinserhöhungserwartungen, was den Goldpreisrückgang auslöste. Dieser wurde von neuerlichen Abflüssen aus den Gold-ETFs von fast fünf Tonnen begleitet.

Und auch die spekulativen Finanzinvestoren ziehen sich weiter aus Gold zurück. Gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 3. März bereits die fünfte Woche in Folge auf aktuell 73 Tsd. Kontrakte reduziert, was ebenfalls einem 3-Monatstief entspricht. Durch den starken Anstieg des US-Dollars fiel der Preisrückgang von Gold in Euro gerechnet moderater aus. Wir erwarten in Euro gerechnet einen weiter steigenden Goldpreis.

Das Thema Griechenland lässt die Märkte anscheinend nicht los. Medienberichten vom Wochenende zufolge ist die Finanzlage des Staates offenbar prekärer als bislang angenommen und Griechenland könnte schneller als erwartet frisches Geld benötigen. Heute beginnt die EZB zudem mit dem Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren im Umfang von zunächst monatlich 60 Mrd. Euro.


Industriemetalle

Die Metallpreise konnten sich zwar am Freitag dem Abwärtssog der anderen Rohstoffe (siehe z.B. Edelmetalle auf Seite 1) nicht vollständig entziehen, hielten sich aber noch vergleichsweise gut. Zum Auftakt der neuen Handelswoche werden preisnegative Nachrichten weitgehend ignoriert. Denn wie die gestern veröffentlichte Handelsbilanz Chinas zeigt, sind die Kupferimporte des Landes im Februar eingebrochen. Mit 280 Tsd. Tonnen wurde so wenig Kupfer wie zuletzt im Juni 2011 eingeführt. Dies kann teilweise mit den Neujahrsfeierlichkeiten erklärt werden, während denen die Wirtschaftsaktivitäten eine Woche still standen.

Allerdings scheint derzeit auch die Nachfrage im mit Abstand weltweit größten Konsumentenland von Kupfer verhalten zu sein, worauf die jüngste Entwicklung der Lagerbestände hindeutet. So haben sich die Kupfervorräte in den Lagerhäusern der SHFE seit Jahresbeginn auf 224 Tsd. Tonnen verdoppelt. In den asiatischen LME-Lagerhäusern sind sie auf gut 117 Tsd. Tonnen angeschwollen. Dies erklärt auch, warum die chinesischen Händler - anders als oftmals in der Vergangenheit - diesmal noch nicht die niedrigen Kupferpreise genutzt und opportunistisch Material gekauft haben.

Der gut 7%-ige Preisanstieg von Kupfer im Februar wurde zum Teil durch spekulative Finanzinvestoren getragen. Denn in der Woche zum 3. März bestanden gemäß CFTC-Statistik erstmals seit 24 Wochen wieder Netto-Long-Positionen.

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Agrarrohstoffe

Dass sich der Preis für Robusta-Kaffee seit Jahresbeginn sehr viel besser halten kann als der Arabica-Preis, dürfte auch mit spekulativer Lieferzurückhaltung in Vietnam zu tun haben. Marktbeobachter berichten, dass auch Interessenten von außerhalb des Kaffeemarktes Ware bei Preisrücksetzern aufkaufen und horten, um die Preise nach oben zu treiben und dann teurer wieder zu verkaufen. Dieses Horten von Ware, das keinen Niederschlag in offiziellen Lagerhaltungsdaten findet und damit eine Einschätzung der vorhandenen Mengen erschwert, geht auch mit deutlich niedrigeren Exporten einher. In der Periode zwischen Oktober und Februar lagen diese um 11% unter Vorjahr.

Das Defizit am globalen Robusta-Markt wird damit verschärft. Nach dem Rücksetzer in der letzten Ernte, die der Erschöpfung der Sträucher nach der Rekordernte des Vorjahres geschuldet war, könnte die nächste vietnamesische Ernte laut einer Bloomberg-Umfrage unter Händlern und Analysten erneut rekordhoch ausfallen. Zu diesem frühen Zeitpunkt im Jahr kann dies aber nicht mehr als eine erste Einschätzung sein. Selbst die Erwartungen an die bald beginnende nächste Ernte in Brasilien variieren weiter stark.

Die Analysten von Volcafe schätzen sie auf 50 Mio. Sack. Die Internationale Kaffeeorganisation ICO geht wie die brasilianische Prognosebehörde Conab nur von 44-46 Mio. Sack aus. Laut Conab sollen davon 11,6-12,1 Mio. Sack auf Robusta entfallen, nach 13 Mio. Sack im Vorjahr. Die ICO erwartet, dass die Notierungen angesichts des Marktdefizits bald steigen.



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