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Edelmetalle auf Talfahrt

10.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern daran gescheitert, die Marke von 60 USD je Barrel zurückzuerobern und ist im Anschluss daran unter Druck geraten. Am Morgen handelt Brent knapp über 58 USD je Barrel auf einem 2-Wochentief. WTI behauptet sich noch nahe der Marke von 50 USD je Barrel, so dass die Preisdifferenz zwischen den beiden Ölsorten auf gut 8 USD je Barrel geschrumpft ist. Die bessere Preisentwicklung von WTI seit gestern erklärt sich mit Daten von Genscape, wonach der Lageraufbau in Cushing in der letzten Woche nur gering gewesen sein soll.

Bestätigung hierfür müssen die API-Daten heute Abend und die DOE-Daten morgen Nachmittag liefern. Bleibt diese aus, dürfte auch WTI unter Druck geraten. Durch das Scheitern bei 60 USD erhöht sich das Risiko eines weiteren Preisrückgangs bei Brent, weil sich die spekulativen Finanzanleger zum Verkauf veranlasst sehen könnten. Diese haben ihre Wetten auf einen steigenden Brentpreis im Februar deutlich ausgeweitet und damit maßgeblich zum Preisanstieg um 18% im letzten Monat beigetragen.

Laut gestriger ICE-Daten stiegen die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent in der Woche zum 3. März um weitere 11,5 Tsd. auf 188,4 Tsd. Kontrakte, was dem vierten Wochenanstieg in Folge und dem höchsten Niveau seit Juli 2014 entspricht. Damit liegen die Netto-Long-Positionen bei Brent zum ersten Mal seit Anfang 2013 höher als diejenigen bei WTI, welche in den letzten zwei Berichtswochen stark zurückgeführt worden sind. Das unterschiedliche Anlegerverhalten kann somit teilweise auch die zwischenzeitliche Ausweitung der Preisdifferenz zwischen Brent und WTI auf fast 13 USD je Barrel erklären.

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Edelmetalle

Über den Edelmetallen verdüstert sich aktuell der Himmel. Gold markiert bei 1.155 USD je Feinunze den tiefsten Stand seit Anfang Dezember und profitiert damit nicht von den neu aufgekommenen Unsicherheiten hinsichtlich Griechenland. Wind schlägt Gold vom sehr festen US-Dollar, höheren US-Anleiherenditen und steigenden Aktienmärkten entgegen. Auch dürften sich die spekulativen Finanzanleger weiter aus dem Goldmarkt zurückgezogen haben.

Die ETF-Investoren jedenfalls haben bereits weiter Anteile verkauft. So verzeichneten die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs gestern den neunten Tag in Folge Abflüsse. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände mittlerweile um 18,3 Tonnen reduziert. Im Fahrwasser von Gold steht auch Silber unter Druck, das bei 15,6 USD je Feinunze ein 2-Monatstief markiert. Hier hatten die spekulativen Finanzinvestoren zuletzt ebenfalls ihre Netto-Long-Positionen deutlich reduziert.

Eine ausgeprägte Preisschwäche ist auch bei Platin auszumachen. Das hauptsächlich in der Auto- und Schmuckindustrie verwendete Edelmetall fällt heute Morgen auf 1.130 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Juli 2009. Damit hat sich Platin jüngst auch deutlich schwächer als Palladium entwickelt. Das Platin/Palladium-Verhältnis (1,4) ist auf ein 13-Jahrestief gefallen. Die Preisschwäche zu erklären fällt schwer. Denn die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzinvestoren zeigten sich zuletzt stabil und die Platin-ETFs verzeichneten sogar moderate Zuflüsse. Zudem ist der globale Platinmarkt aus fundamentaler Sicht u.E. stark angespannt.


Industriemetalle

Die Metallpreise haben gestern einen Großteil ihrer zuvor verzeichneten Verluste wieder wettgemacht. So handelte zum Beispiel Kupfer zeitweise bei knapp 5.900 USD je Tonne. Offenbar besteht unter den Marktteilnehmern die Hoffnung, dass die chinesische Regierung und die Zentralbank nach zuletzt erneut schwächeren Konjunkturdaten der Wirtschaft mit Stimulierungsmaßnahmen unter die Arme greifen.

Spielraum dazu gäbe es, wie die heute Morgen veröffentlichte Inflationsrate verdeutlicht, die im Februar bei niedrigen 1,4% lag. Gleichzeitig sind aber die Produzentenpreise so stark gefallen wie zuletzt im Oktober 2009, was auf ein geringeres Wirtschaftswachstum hindeutet und die Metallpreise wieder unter Druck bringt. Kupfer kostet heute Morgen daher rund 120 USD je Tonne weniger als gestern. Morgen früh werden weitere Konjunkturdaten in China veröffentlicht.

Der Eisenerzpreis ist letzten Donnerstag erstmals unter die Marke von 60 USD je Tonne gefallen und hat sich seither nicht erholt. Nach wie vor übertrifft das Angebot im seewärtig gehandelten Markt klar die Nachfrage, trotz solider chinesischer Importe. Gemäß Daten der Zollbehörde lagen diese im Februar auf Tagesbasis mit 2,43 Mio. Tonnen nur 4,3% unter dem Januar-Wert, obwohl die Wirtschaftsaktivitäten wegen der Neujahrsfeierlichkeiten eine Woche lang ruhten. Gleichzeitig wird das Angebot aber weiter ausgeweitet, wie die rekordhohen Verladungen auf Tagesbasis im Februar im australischen Hafen von Port Hedland, dem weltweit größten Eisenerzverladehafen, zeigen.


Agrarrohstoffe

Nach dem Preisverfall in der letzten Woche konnten sich die Weizenpreise gestern diesseits und jenseits des Atlantiks erholen. In Chicago zogen die Notierungen um 1,6%, in Paris um 1,8% an. Zwar hatte sich in der letzten Woche der Anteil der Weizenpflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand im größten US-Anbaustaat Kansas um zwei Punkte auf 46% erhöht, doch wird mit Sorge betrachtet, dass fast 20% des Staates unter einer schweren bis extremen Dürre leiden. Diese kann den aus der Winterruhe kommenden Pflanzen gefährlich werden.

Zum Preisanstieg beigetragen hat aber wohl auch, dass im Vorfeld der heute zur Veröffentlichung anstehenden neuen Angebots- und Nachfrageprognosen des US-Landwirtschaftsministeriums Short-Positionen geschlossen wurden. In den letzten Wochen hatten kurzfristig orientierte Marktteilnehmer ihre Netto-Short-Positionen erhöht und damit zum Preisrückgang beigetragen.

Die EU-Kommission veröffentlichte gestern eine erste Prognose zur EU-Weichweizenproduktion 2015. Weitgehend aufgrund einer kleineren Anbaufläche soll die Erntemenge 5% unter dem Vorjahr bleiben. Es wäre aber noch immer die historisch dritthöchste Ernte. Die Wachstumsbedingungen in der EU werden weiterhin als insgesamt gut bezeichnet. Die Rapsernte soll ertragsbedingt um 3 Mio. Tonnen auf 21,1 Mio. Tonnen fallen.



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