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Ende des Lageraufbaus bei Rohöl?

11.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern um fast 4% gefallen und rutschte bis auf gut 56 USD je Barrel auf ein Monatstief ab. Der Preisrückgang war vermutlich auf eine Kombination aus einem kräftig aufwertenden US-Dollar und Gewinnmitnahmen seitens spekulativer Finanzanleger zurückzuführen, nachdem Brent Anfang der Woche nicht wieder über die Marke von 60 USD steigen konnte. Der weiterhin bestehende Überhang an spekulativen Long-Positionen spricht für eine Fortsetzung der Preiskorrektur, zumal der Ölmarkt nach wie vor durch ein beträchtliches Überangebot geprägt ist.

Das API berichtete gestern Abend zwar einen überraschenden Rückgang der US-Rohöllagerbestände um 404 Tsd. Barrel. Allerdings waren die anderen Aspekte des API-Berichts weniger positiv. So stiegen die Rohölvorräte in Cushing erneut kräftig, ebenso die Lagerbestände von Ölprodukten. Sollte das US-Energieministerium ebenfalls fallende US-Rohölvorräte vermelden, könnte dies den Ölpreisen am Nachmittag Rückenwind geben. Denn die Markterwartung liegt bei einem Lageraufbau von 4,6 Mio. Barrel. In den letzten acht Wochen waren die US-Rohölvorräte um mehr als 60 Mio. Barrel gestiegen und liegen derzeit auf einem Rekordniveau.

Die US-Energiebehörde EIA hat ihre Schätzung für die US-Rohölproduktion in diesem Jahr leicht auf 9,35 Mio. Barrel pro Tag nach oben revidiert. Für 2016 senkte sie ihre Prognose dagegen geringfügig auf 9,49 Mio. Barrel pro Tag. Sie erwartet somit weiterhin nur einen begrenzten Einfluss des deutlichen Rückgangs der Bohraktivitäten auf die Ölproduktion.


Edelmetalle

Gold fiel im Zuge der US-Dollarstärke zunächst auf ein 3-Monatstief von 1.155 USD je Feinunze. Fallende US-Anleiherenditen sorgten dann allerdings für eine Preiserholung. Der Goldpreis in Euro zeigt sich dagegen weiterhin stabil und steigt am Morgen auf 1.090 EUR je Feinunze. Er profitiert von der anhaltenden Unsicherheit hinsichtlich Griechenland und dem Beginn der EZB-Anleihekäufe, woraufhin die Anleiherenditen in der Eurozone neue Rekordtiefstände verzeichnen.

Gold als zinsloses Investment und alternative Währung wird dadurch für Anleger in der Eurozone attraktiv. Nachdenklich stimmt allerdings, dass zuletzt auch die Gold-ETFs in Europa Abflüsse verzeichnen. So vermeldet der größte europäische Anbieter ETF Securities gestern den dritten Tag in Folge merkliche Mittelabflüsse. Diese summieren sich auf 255 Mio. USD-Dollar, was beim gegenwärtigen Goldpreis einer Menge von knapp 7 Tonnen entspricht.

Der World Platinum Investment Council rechnet für das Jahr 2015 mit einem Angebotsdefizit bei Platin von 235 Tsd. Unzen, was einem Rückgang um 66% gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Das globale Angebot soll dank einer Erholung der Minenproduktion um 10% auf knapp 8 Mio. Unzen steigen, die Nachfrage dagegen nur um 3% auf 8,2 Mio. Unzen zulegen. Bremsend wirkt die Investmentnachfrage, welche um weitere 63% auf nur noch 50 Tsd. Unzen fallen soll. Dem steht eine um 4% höhere Nachfrage aus der Autoindustrie und eine um 3% höhere Schmucknachfrage gegenüber. Dies entspricht weitgehend auch unserer Erwartungshaltung (siehe auch Rohstoffe kompakt Edelmetalle vom 10. März).

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Industriemetalle

Die Industriemetallpreise hatten schon im gestrigen Handel deutlich Federn gelassen, so dass die durchweg enttäuschenden chinesischen Konjunkturdaten heute Morgen kaum noch für zusätzlichen Preisdruck sorgen. Dabei lagen diese in der Tat deutlich unter den Erwartungen. So war die Industrieproduktion, die wegen des chinesischen Neujahrsfestes als Doppelmonat Januar/Februar ausgewiesen wird, statt der erwarteten 7,7% nur 6,8% höher als im Vorjahr. Das war der schwächste Jahresbeginn seit der Finanz- und Wirtschaftskrise 2009.

Auch die Anlageinvestitionen sind im selben Zeitraum mit knapp 14% gut 1 Prozentpunkt geringer gestiegen als erwartet. Die Einzelhandelsumsätze verfehlten die Erwartungen mit einem Anstieg um 10,7% ebenfalls. Es dürfte den Hoffnungen auf stimulierende Maßnahmen der Regierung und Zentralbank geschuldet sein, dass die Preise nicht stärker nachgeben.

Nickel war gestern mit einem Minus von gut 3% der größte Verlierer. Vor allem stark steigende LME-Vorräte setzen den Preis unter Druck, der mit gut 14 000 USD je Tonne unweit der mehrjährigen Tiefstände vom Sommer 2013 handelt. Bei diesen Preisen ist jedoch die Produktion von Nickelroheisen, die knapp ein Viertel der weltweiten Nickelproduktion ausmacht, kaum noch profitabel. Zudem werden Sicherheitsüberprüfungen in der Provinz Shandong in den kommenden vier Monaten laut Antaike zu Produktionsausfällen von bis zu 26,2 Tsd. Tonnen führen. Ein künftig knapperes Angebot sollte dem Nickelpreis mittelfristig wieder Auftrieb geben.


Agrarrohstoffe

Das US-Landwirtschaftsministerium USDA hat nur wenige kleinere Änderungen in seinen Schätzungen zu Angebot und Nachfrage auf wichtigen Agrarmärkten vorgenommen. Überraschend nahm das USDA seine Schätzung für die US-Maisbestände am Ende der Saison 2014/15 leicht nach unten, da Zuschläge bei Verfütterung und Exporten die Kürzung bei der Nachfrage nach Mais zur Ethanolproduktion übertreffen. Die Maisnotierungen können daraufhin heute merklich zulegen. Auch der Verzicht auf Änderungen kann die Preise bewegen:

Das USDA ließ seine Schätzung für die brasilianische Sojabohnenernte unverändert, obwohl am Markt um bis zu 3 Mio. Tonnen niedrigere Erwartungen kursieren. Unverändert ließ das USDA auch die Prognose für die US-Endbestände an Sojabohnen. Hier war Umfragen zufolge mit einer leichten Reduktion gerechnet worden. Beide Faktoren drückten gestern auf den Sojabohnenpreis, der diese Verluste am Morgen aber bereits wieder weitgehend wettmachen kann.

Eine Nicht-Änderung kann aber auch eine gute Nachricht sein: Das USDA korrigierte die US-Weizenexporte von dem erwarteten 5-Jahrestief nicht noch weiter nach unten und behielt seine Schätzung für die US-Endbestände unverändert bei. Trotz US-Dollarstärke konnte CBOT-Weizen so nach der Veröffentlichung deutlich steigen und setzt seine Preiserholung auch am Morgen fort. Die Sorge um die Ernte 2015 wegen der Trockenheit in wichtigen Anbaugebieten spielt hierbei aber auch eine Rolle.




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