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IEA-Warnung setzt Ölpreise unter Druck

16.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Wovor wir in den letzten Wochen wiederholt gewarnt hatten, ist nun eingetreten. Die Ölpreise haben ihre Gewinne vom Februar im Falle von Brent größtenteils und im Falle von WTI vollständig wieder abgegeben. Beide Ölsorten verzeichneten in der letzten Woche einen Wochenverlust von jeweils rund 9%. Auch zum Auftakt in die neue Handelswoche stehen die Preise weiter unter Druck. Brent fällt unter 54 USD je Barrel, den niedrigsten Stand seit Anfang Februar. WTI markierte bei 43,6 USD je Barrel sogar ein neues 6-Jahrestief.

Für Abgabedruck sorgte am Freitag die Internationale Energieagentur. Diese warnte davor, dass in den USA bald die Lagerkapazitäten aufgebraucht sein könnten. Als Grund nannte die IEA das massive Überangebot, welches vor allem von der weiter steigenden US-Ölproduktion herrührt. Mit einer Verbesserung der Lage rechnet die IEA erst im zweiten Halbjahr 2015, weil dann das Wachstum der US-Ölproduktion nachlassen soll.

Die Anzahl der aktiven Ölbohrungen in den USA ist in der letzten Woche laut Baker Hughes zwar um weitere 56 gesunken, womit sich der Rückgang auf gut 40% seit Jahresbeginn beläuft. Bislang zeigt die US-Ölproduktion aber noch keine Anzeichen von Abschwächung, sondern erreichte Anfang März mit knapp 9,4 Mio. Barrel pro Tag sogar ein 42-Jahreshoch. Wir sehen weiteres Abwärtspotenzial für die Ölpreise, weil nun auch die Finanzanleger verkaufen dürften. Diese hatten durch ihre Käufe den Preisanstieg im Februar maßgeblich begünstigt.

Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in den letzten drei Wochen bereits um 23% gefallen. Bei Brent steht dies noch aus. Neue Positionierungsdaten für Brent veröffentlicht die ICE heute Mittag.


Edelmetalle

Gold startet leicht verteuert in die neue Handelswoche und notiert bei gut 1.160 USD je Feinunze bzw. oberhalb der Marke von 1.100 EUR je Feinunze. Wie die CFTC-Statistik zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer zeigt, ging der jüngste Preisrückgang in US-Dollar mit einem deutlichen Rückzug dieser Anlegergruppe einher. Denn die spekulativen Finanzinvestoren haben in der Woche zum 10. März ihre Netto-Long-Positionen um ein Drittel auf 48,7 Tsd. Kontrakte reduziert. Dies war bereits der sechste Wochenrückgang in Folge und stellt zugleich den tiefsten Stand seit Mitte November dar.

Solange sich die spekulativen Finanzinvestoren weiter zurückziehen, dürfte der Goldpreis in US-Dollar unter Druck bleiben. Im Vorfeld der am Mittwoch stattfindenden Sitzung der US-Notenbank Fed haben auch die ETF-Investoren weiter Anteile verkauft. Letzten Freitag wurden die Bestände um 3,1 Tonnen reduziert, was bereits der dreizehnte Tagesrückgang in Folge war. Zunehmend trennen sich dabei auch europäische Investoren von ihren Beständen.

Offenbar kommt es mittlerweile auch diesseits des Atlantiks zu einer Umschichtung von Gold in Aktien. Die Fed dürfte diese Woche weitere Hinweise auf eine Zinserhöhung in den USA im Laufe des Jahres geben. Unsere Volkswirte erwarten den ersten Zinsschritt für September. Im aktuellen Marktumfeld dürfte es Gold unseres Erachtens schwer haben, deutliche und zugleich nachhaltige Preiszuwächse zu erzielen.


Industriemetalle

Ähnlich wie die Edelmetalle starten auch die Industriemetalle moderat fester in die neue Handelswoche. Unterstützung erhalten sie dabei von spürbar steigenden chinesischen Aktienmärkten.

So notiert Kupfer bei knapp 5.900 USD je Tonne. Gestern ging in der chinesischen Hauptstadt Peking der Nationale Volkskongress zu Ende. Premierminister Li Keqiang erklärte, dass das ausgegebene BIP-Wachstumsziel von 7% für dieses Jahr nicht einfach zu erreichen sei. Die Regierung würde aber wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen, sollte das Wirtschaftswachstum unter eine nicht näher spezifizierte Untergrenze fallen. Zudem sei die Regierung imstande, systemische oder regionale Finanzkrisen zu verhindern. Die Äußerungen Li Keqiangs werden an den Märkten offenbar positiv aufgenommen.

In Japan steigen die Aluminiumvorräte immer weiter. Wie das Handelshaus Marubeni berichtete, lagen per Ende Februar rekordhohe 453,4 Tsd. Tonnen Aluminium in drei wichtigen Häfen des Landes. Dies entspricht 22% des gesamten letztjährigen Aluminiumverbrauchs Japans. Industriekreisen zufolge ist ein Niveau von 200-250 Tsd. Tonnen normal. Die Lagerhausbetreiber eruieren mittlerweile Möglichkeiten, die Lagerkapazitäten zu erweitern. Die hohen Vorräte haben auch Auswirkungen auf die Prämienverhandlungen. So werden die physischen Prämien im zweiten Quartal wohl wieder unter 400 USD je Tonne fallen.


Agrarrohstoffe

Die Preise für Kaffee und Zucker werden durch den Verfall des Brasilianischen Real immer weiter in die Tiefe gezogen. Kaffee Arabica notiert auf dem niedrigsten Stand seit Februar 2014, Rohzucker sogar auf dem tiefsten Niveau seit April 2009. In den letzten Tagen hat die brasilianische Währung nochmals stark an Wert gegenüber dem US-Dollar verloren.

Seit Monatsbeginn hat sich der US-Dollar in Real nochmals um 14% verteuert, seit Jahresbeginn sogar um fast ein Viertel. Mit 3,25 Real je US-Dollar markiert der Real ein 11-Jahrestief gegenüber der US-Währung. Unsere Währungsstrategen rechnen wegen der schwachen makroökonomischen Fundamentaldaten, der komplizierten politischen Situation und der sozialen Unruhen mit einer anhaltenden Schwäche des Real.

Brasilianische Anbieter können daher ihre Ware zu niedrigeren Preisen in US-Dollar verkaufen, ohne Verluste in heimischer Währung hinnehmen zu müssen. Dass die Netto-Short-Positionen kurzfristig orientierter Marktteilnehmer bei Rohzucker zuletzt ein Allzeithoch erreicht haben, dürfte die Preisschwäche ebenfalls begünstigt haben. Bei Arabica sind in den letzten beiden Berichtswochen die Netto-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer erstmals seit Januar 2014 ins Minus gedreht.

Auch von fundamentaler Seite kamen allenfalls preisbelastende Nachrichten: Laut der Indischen Zuckermühlenvereinigung, könnte in der nächsten Saison die Zuckerproduktion in Indien die Nachfrage um 3 Mio. Tonnen übertreffen und damit wieder Exportpotenzial bestehen.

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