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Ausgeprägte Schwäche bei Platinmetallen

17.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihren Abwärtstrend der letzten Woche fort. Brent fiel gestern bis auf 52,5 USD je Barrel, das niedrigste Niveau seit Anfang Februar. WTI verzeichnete mit weniger als 43 USD je Barrel ein 6-Jahrestief. Der Preisanstieg in der Nacht auf 54 USD je Barrel bei Brent war vor allem auf den Kontraktwechsel zurückzuführen, weil der neue nächstfällige Terminkontrakt mit Fälligkeit im Mai einen halben US-Dollar höher notierte als der ausgelaufene Aprilkontrakt.

Schon am Morgen gibt auch der Mai-Kontrakt wieder nach. Die Finanzanleger ziehen sich aus dem Ölmarkt zurück und dürften damit den Preisrückgang verstärken. Bei WTI kam es bereits in den letzten drei Wochen zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen. Bei Brent fielen diese in der Woche zum 10. März erstmals seit fünf Wochen, nachdem sie in den vorherigen vier Wochen um mehr als 50% gestiegen waren. Der Abbau um 4,7 Tsd. Kontrakte fiel aber vergleichsweise gering aus. Zudem war er ausschließlich auf den Aufbau von Short-Positionen zurückzuführen.

Die Long-Positionen erreichten mit mehr als 300 Tsd. Kontrakten ein neues Rekordniveau. Von daher hat das Korrekturpotenzial eher zu- als abgenommen. Heute finden in Israel Parlamentswahlen statt. Bei einem Regierungswechsel würde sich die Aussicht auf eine Einigung im Atomstreit mit dem Iran erhöhen, da der bisherige Ministerpräsident Netanjahu dieser ablehnend gegenübersteht. Im Falle einer Aufhebung der Sanktionen könnten im zweiten Halbjahr bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag zusätzliches Öl aus dem Iran an den Markt kommen, was eine Preiserholung erschweren würde.


Edelmetalle

Obwohl der US-Dollar gestern zeitweise merklich abwertete, war im gesamten Edelmetallsektor eine ausgeprägte Schwäche zu beobachten. Diese zeigte sich vor allem in den Preisen in Euro. So fiel Gold wieder unter die Marke von 1.100 EUR je Feinunze. Auch gestern kam es wieder zu Abflüssen aus den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs. Diese waren erneut überwiegend beim europäischen Anbieter ETF Securities zu beobachten.

Zum einen dürfte dies auf Gewinnmitnahmen zurückzuführen sein, nachdem der Goldpreis in Euro gerechnet in den letzten Wochen zulegen konnte. Zum anderen dürfte es angesichts der rasant steigenden europäischen Aktienmärkte - und hier vor allem des DAX - zu weiteren Umschichtungen von Gold in Aktien gekommen sein. Die Sorge vor baldigen Zinserhöhungen in den USA spielt u.E. für europäische Investoren dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Für diese dürfte die Zins- und Geldpolitik der EZB relevanter sein.

Platin und vor allem Palladium gaben dagegen gestern deutlich nach und stehen auch heute Morgen weiter unter Druck. Platin handelt nur noch knapp über der Marke von 1.100 USD je Feinunze so niedrig wie zuletzt im Juli 2009, während Palladium auf ein 5-Wochentief von gut 770 USD je Feinunze fällt. Gute EU-Autoabsatzzahlen geben keine Unterstützung.

Gemäß Daten der ACEA wurden im Februar in der EU 924,4 Tsd. Autos neu zugelassen, 7,3% mehr als im Vorjahr. Alle wichtigen Absatzmärkte trugen hierzu bei. Die Neuzulassungen sind damit bereits den 18. Monat in Folge gestiegen.

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Industriemetalle

Belastet durch die stark fallenden Ölpreise und der Schwäche im Edelmetallsektor haben auch die Industriemetalle gestern ihre anfänglichen Gewinne wieder abgegeben. Die schwächer als erwartet ausgefallene Industrieproduktion in den USA im Februar dürfte dabei ebenfalls eine Rolle gespielt haben.

Heute Morgen handeln die Metalle weitgehend unverändert auf ihren Vortagesniveaus. Sie profitieren somit nicht von den freundlichen asiatischen Aktienmärkten - der chinesische CSI 300 schloss zum Beispiel auf dem höchsten Stand seit August 2009 - und auch der schwächere US-Dollar gibt keine Unterstützung.

Gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) waren die globalen Blei- und Zinkmärkte im Januar nahezu ausgeglichen. Demnach übertraf am Bleimarkt die Nachfrage das Angebot um 8,6 Tsd. Tonnen, was bereits der vierte Monat in Folge mit einem Angebotsdefizit war. Die Lage spannt sich also wieder an, was wir u.a. auf saisonale Effekte zurückführen, da in den Wintermonaten die Nachfrage nach Batterien besonders stark ist.

Am globalen Zinkmarkt bestand Daten der ILZSG zufolge zwar ein moderater Angebotsüberschuss von 19 Tsd. Tonnen. Die Lage bei Zink bleibt u.E. aber stark angespannt, da im letzten Jahr das Defizit annähernd 300 Tsd. Tonnen betrug. Zudem wurden die LME-Zinkvorräte seit Jahresbeginn bereits um 22% abgebaut und liegen aktuell auf einem 5-Jahrestief. Wir erwarten sowohl für Blei als auch für Zink höhere Preise im Jahresverlauf.


Agrarrohstoffe

Der Preis für Kaffee Arabica stieg im gestrigen Handelsverlauf um 6,4%. Dass die Marke von 130 US-Cents je Pfund erneut gehalten hat und sich der Brasilianische Real gestern gegenüber dem US-Dollar leicht erholte, dürften nicht wenige Investoren zum Anlass genommen haben, Short-Positionen zu schließen.

Die Real-Schwäche wird wohl noch länger ein beherrschendes Thema an den Märkten für Kaffee und Zucker bleiben. Sie lastet aber auch auf den Preisen für Sojabohnen. Denn auch für die inzwischen zur Hälfte eingebrachte und rekordhoch erwartete brasilianische Sojabohnenernte gilt, dass der schwache Real brasilianische Ware, die international in US-Dollar gepreist wird, wettbewerbsfähiger macht.

Ein weiterer wichtiger Grund dafür, dass die Sojabohnenpreise gestern auf ein 4-Wochentief nachgaben, ist aber die Einschätzung, dass das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) im Februar mit seiner ersten Prognose für die US-Sojabohnenfläche 2015 zu niedrig gelegen haben könnte. Befragungen unter Landwirten legen eine deutliche Ausweitung der Fläche nahe, während das USDA sogar einen marginalen Rückgang eingestellt hat. Weiter aufwärts ging es gestern dagegen für die Weizenpreise.

Die Trockenheit beeinträchtigt in wichtigen US-Anbaugebieten die Pflanzenqualität. In der letzten Berichtswoche sank der Anteil gut und sehr gut bewerteter Pflanzen im größten Anbaustaat Kansas von 46% auf 41% und in Oklahoma von 42% auf 40%. In Texas stieg der Anteil allerdings um 1 Punkt auf 51%.



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