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Erneut massiver Anstieg der US-Rohölbestände

18.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis notiert am Morgen bei 53 USD je Barrel nur knapp über dem zu Wochenbeginn verzeichneten 6-Wochentief. Die „Gewinne“ durch den Kontraktwechsel sind damit bereits Makulatur. Der WTI-Preis fiel in der Nacht auf ein neues 6-Jahrestief von 42,4 USD je Barrel. Ein erneuter massiver Anstieg der US-Rohöllagerbestände lastet auf den Preisen.

Laut dem US-Branchenverband API kam es in der letzten Woche zu einem Lageraufbau von 10,5 Mio. Barrel. Die Vorräte in Cushing stiegen um weitere 3 Mio. Barrel. Der Anstieg der Rohölbestände war vor allem auf höhere Importe zurückzuführen. Damit bestehen auch für die heutigen offiziellen Lagerdaten des US-Energieministeriums Aufwärtsrisiken. Denn die Markterwartung liegt bei einem Lageraufbau von "lediglich" 4 Mio. Barrel. Die Ölpreise dürften daher vorerst unter Druck bleiben.

Bei den gestrigen Parlamentswahlen in Israel ist Amtsinhaber Netanjahu als Sieger hervorgegangen. Dies könnte eine Einigung bei den derzeit laufenden Atomgesprächen mit dem Iran erschweren, da Netanjahu eine Lockerung der Sanktionen gegen den Iran vehement ablehnt und entsprechend Einfluss auf die USA nehmen könnte. Bis Ende des Monats soll eine Lösung im Atomstreit gefunden werden.

Im Falle einer Aufhebung der Sanktionen könnten im zweiten Halbjahr bis zu 1 Mio. Barrel pro Tag an zusätzlichem Öl aus dem Iran auf den Weltmarkt gelangen. In diesem Falle bliebe der Ölmarkt auch in der zweiten Jahreshälfte überversorgt, was eine Preiserholung erheblich erschweren würde.


Edelmetalle

Der Goldpreis neigte gestern zur Schwäche. Gold in US-Dollar fiel auf ein 3½-Monatstief von 1.142 USD je Feinunze, Gold in Euro auf 1.075 EUR je Feinunze. Überzeugende Gründe für den Preisrückgang zu finden, ist schwierig. So standen gestern sowohl US-Dollar, US-Anleiherenditen und Aktienmärkte unter Druck. All dies hätte eigentlich für einen steigenden Goldpreis gesprochen.

Einzig die anhaltenden ETF-Abflüsse lassen sich anführen, auch wenn diese mit 2,7 Tonnen kaum groß genug waren, um die gestrige Preisschwäche zu erklären. Diesmal war der weltgrößte Gold-ETF, SPDR Gold Trust, dafür hauptverantwortlich. Die Abflüsse aus den Gold-ETFs setzten sich damit den 15. Tag in Folge fort, was für eine größer werdende Skepsis dieser Anlegergruppe spricht.

Im Schlepptau von Gold gerieten auch die anderen Edelmetalle in den Abwärtssog. Silber verbilligte sich zeitweise auf 15,4 USD je Feinunze. Platin fiel auf 1.088 USD je Feinunze, den tiefsten Stand seit Mai 2009, womit sich der Preisabschlag gegenüber Gold auf mehr als 50 USD je Feinunze ausweitete.

Palladium fiel von allen Edelmetallen am stärksten, was erneut mit kräftigen Abflüssen aus den Palladium-ETFs einherging. Deren Bestände verringerten sich um weitere 10 Tsd. Unzen, womit sich die Abflüsse in diesem Monat bereits auf 61 Tsd. Unzen summieren. Heute richtet sich der Fokus auf die Fed-Sitzung. Signalisiert die US-Notenbank eine näher rückende Zinserhöhung, könnte Gold das Mehrjahrestief vom letzten November bei 1.131 USD je Feinunze testen.

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Industriemetalle

Die Daten zur Positionierung der Marktteilnehmer an der LME zeigen, dass die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Aluminium zuletzt auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Datenreihe im letzten Sommer gesunken sind. Allerdings sind sie mit 165 Tsd. Kontrakten u.E. nach wie vor recht hoch. Wir sind weiterhin skeptisch zu Aluminium gestimmt und rechnen vor allem mit einem weiteren Rückgang der physischen Prämien, die als Aufschlag auf die LME-Preise verlangt werden.

Im Gegensatz zu den meisten Marktteilnehmern, die auch den jüngsten Prämienrückgang nicht erwartet hatten, sehen wir viele Belastungsfaktoren. Da wären die hohen Aluminiumexporte Chinas, eine Verflachung der Terminkurve, steigende US-Zinsen, die Contango-Geschäfte wenig lukrativ machen, und strengere LME-Lagervorschriften zu nennen.

Auch die anschwellenden Lagerbestände dürften vermehrt zu einem Belastungsfaktor werden. So sind die LME-Lagerbestände, die seit einem Jahr fast ununterbrochen gefallen sind, zuletzt stark angestiegen. Ausschlaggebend dafür war der Anstieg der Lagerbestände in Vlissingen, die allein seit Freitag um über 100.000 Tonnen angewachsen sind.

Auch in China steigen die Lagerbestände an, wobei wegen hoher außerbörslicher Bestände die SHFE-Lagerstatistik aktuell ein eher verfälschtes Bild zur Verfügbarkeit von Aluminium zeichnet. Denn während die verfügbaren SHFE-Bestände mit 218 Tsd. Tonnen recht niedrig sind, sind die Gesamtbestände in China laut SMM zuletzt erstmals seit Anfang Juni 2014 auf über 1 Mio. Tonnen gestiegen.


Agrarrohstoffe

Gestern gab der Preis für Sojabohnen in Chicago auf ein 5-Monatstief von 953 US-Cents je Scheffel nach. Die Schwäche des Brasilianischen Real erhöht die preisliche Wettbewerbsfähigkeit von Sojabohnen aus Brasilien, wo derzeit eine Rekordernte eingebracht wird. Lieferungen aus dem von Infrastrukturproblemen geplagten südamerikanischen Land werden durch die heutige Inbetriebnahme eines weiteren Verladehafens erleichtert. Dadurch wird die Konkurrenz für US-Sojabohnen auf den Exportmärkten noch härter.

Auch auf anderen Märkten müssen sich US-Anbieter verstärkter Konkurrenz erwehren, so auch bei Mais. Derzeit erwächst den USA mit der Ukraine ein Konkurrent um Nachfrage aus China. In diesem Jahr bestellte China bereits mehr als 600 Tsd. Tonnen Mais bei der Ukraine und weitere Käufe werden erwartet. Die Ukraine hat den Vorteil, nicht-genveränderten Mais anbieten zu können. Über Verunreinigungen mit genveränderten Sorten kam es in der Vergangenheit zwischen China und den USA immer wieder zu Konflikten und China hatte wiederholt Ware nicht angenommen.

Auch der starke US-Dollar stellt für die US-Anbieter zunehmend ein Problem dar. Ein Markt, bei dem den USA die chinesische Nachfrage regelrecht wegbricht, ist aber der Baumwollmarkt. China, das seine Importe zum größten Teil aus den USA bezieht, hat im Februar 35% weniger Baumwolle eingeführt als vor einem Jahr. Gestern sank der Baumwollpreis daraufhin auf ein 6-Wochentief von 60,2 US-Cents je Pfund.



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