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Ruhe nach dem Sturm

27.03.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise geben am Morgen einen Teil ihrer kräftigen Gewinne der beiden Vortage wieder ab. Brent fällt auf 58 USD je Barrel, WTI auf 50,5 USD je Barrel. Offensichtlich weicht die erste panikartige Reaktion auf das militärische Eingreifen Saudi-Arabiens im Jemen einer nüchterneren Betrachtung. Zwar fliegt Saudi-Arabien weiterhin Luftangriffe auf Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen im Jemen.

Die Erfahrung aus dem Vorjahr mit dem Vorrücken der IS-Terrormiliz im Irak zeigt allerdings, dass daraus noch lange keine Beeinträchtigung des Ölangebots folgen muss. Auch diesmal dürfte das Risiko von Angebotsstörungen eher gering sein. Diese würden ohnehin nur aus einer Gefährdung des Tankerverkehrs vor der jemenitischen Küste durch Piraten herrühren, da der Jemen kein nennenswerter Ölproduzent ist.

Durch das Eingreifen Saudi-Arabiens dürfte sich diese Gefahr eher verringert haben. Wir gehen daher davon aus, dass sich die Ölpreise in den kommenden Tagen wieder dem Niveau der ersten Wochenhälfte annähern. Rätsel gibt allerdings der Umstand auf, warum die Ölpreise am Mittwochabend bereits Stunden vor den Luftangriffen Saudi-Arabiens kräftig zu steigen begannen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch kein wirklicher Grund dafür bestand.

Die US-Erdgaslagerbestände sind in der letzten Woche laut US-Energieministerium um 12 Mrd. Kubikfuß gestiegen. Damit begann die Auffüllphase zwei Wochen früher als üblich. Dies war zuletzt vor drei Jahren der Fall, als der Lageraufbau ebenfalls schon Ende März einsetzte. Der US-Erdgaspreis ist daraufhin gestern um 2% auf 2,67 USD je mmBtu gefallen.


Edelmetalle

Gold hat gestern im Verlauf des Nachmittags zwar einen Teil seiner am Morgen erzielten Gewinne wieder abgegeben, konnte aber immerhin die Marke von 1.200 USD je Feinunze verteidigen und sich damit zumindest ansatzweise erfolgreich gegen den festeren US-Dollar und schwächere chinesische Goldimportdaten stemmen. In Euro gerechnet notiert Gold wieder über 1.100 EUR je Feinunze.

China hat im Februar gemäß Daten der Hongkonger Statistikbehörde auf Netto-Basis 67,6 Tonnen Gold aus der ehemaligen britischen Kronkolonie eingeführt, so wenig seit sechs Monaten nicht mehr. Der Rückgang im Vergleich zum Vormonat um gut 11% war wohl dem chinesischen Neujahrsfest geschuldet, während dem die Wirtschaftsaktivitäten im Land eine Woche lang ruhten.

Die Goldnachfrage sollte demnächst aber wieder anziehen. Denn wie die Zentralbank und die Zollbehörde letzte Woche bekannt gaben, dürfen ab April mehr Teilnehmer am Goldmarkt Gold importieren und exportieren. Hierbei handelt es sich um Minenunternehmen und Goldverarbeiter, sofern sie bestimmte Kriterien erfüllen, sowie Münzhersteller und Banken, die Mitglieder der staatlich-genehmigten Goldbörsen sind. Dadurch soll China noch stärker mit dem Weltmarkt verbunden werden.

Auch in Indien dürfte die Goldnachfrage, die sich aktuell wegen dem Fiskaljahresende nächste Woche relativ verhalten zeigt, wieder anziehen. Denn mit "Akshaya Tritiya" steht im April ein hoher religiöser Feiertag bevor, an dem traditionell viel Gold verschenkt wird.

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Industriemetalle

Auch die Industriemetalle haben gestern einen Teil ihrer anfänglichen Gewinne wieder abgegeben und stehen heute Morgen weiter unter Druck. Kupfer handelt bei rund 6.100 USD je Tonne, nachdem gestern zeitweise Preise von knapp 6.300 USD erreicht wurden.

In Chile, dem weltweit größten Kupferminenproduzenten, mussten viele Minen nach sintflutartigen Regenfällen vorübergehend die Produktion einstellen, nachdem Zufahrtsstraßen unpassierbar wurden und die Stromversorgung teilweise zusammenbrach. Mittlerweile sind die meisten Minen aber wieder in Betrieb und die Auswirkungen der kurzzeitigen Schließungen auf das globale Angebot dürften kaum spürbar gewesen sein. Der deutliche Preisanstieg gestern zeigt aber auch, dass der Markt wieder sensibler auf mögliche Angebotsausfälle reagiert.

Seit heute kann an der Shanghai Futures Exchange (SHFE), der zweitwichtigsten Metallbörse der Welt, auch Nickel und Zinn gehandelt werden. Damit komplettiert der SHFE-Betreiber sein Angebot und bietet nunmehr Futures-Kontrakte auf dieselben wesentlichen Industriemetalle zum Handel an wie die Londoner Metallbörse (LME). China möchte dadurch wohl noch mehr Einfluss auf die Rohstoffpreise gewinnen. Chinesische Händler können sowohl die LME- als auch die SHFE-Kontrakte nutzen, um sich abzusichern und zugleich die Differenz zwischen den beiden Preisen auszunutzen.


Agrarrohstoffe

Der Internationale Getreiderat IGC hat erstmals Ernteschätzungen für die Saison 2015/16 veröffentlicht. Sowohl bei Weizen als auch bei Mais rechnet der IGC mit einem rückläufigen Angebot. Die globale Weizenernte soll um 10 Mio. auf 709 Mio. Tonnen sinken, die globale Maisernte sogar um 49 Mio. auf 941 Mio. Tonnen. Dies hat zur Folge, dass sowohl der globale Weizen- als auch der globale Maismarkt 2015/16 laut IGC Angebotsdefizite aufweisen werden.

Bei Weizen soll die Nachfrage das Angebot um 2 Mio. Tonnen übersteigen, bei Mais sogar um 20 Mio. Tonnen. Für 2014/15 prognostiziert der IGC noch Angebotsüberschüsse von 11 Mio. Tonnen bei Weizen und von 16 Mio. Tonnen bei Mais. Das geringere Angebot und der damit zu erwartende Lagerabbau sprechen für eine Preiserholung insbesondere bei Mais.

Russland wird der Beratungsfirma SovEcon zufolge die seit Anfang Februar geltende Steuer auf Weizenexporte nicht über den 30. Juni hinaus verlängern, falls die Inflation zurückgeht und die Ernteaussichten weiterhin gut sind. Die Entscheidung darüber wird im Juni getroffen. Die Inflation ist in den letzten Wochen nicht weiter gestiegen.

Das russische Landwirtschaftsministerium rechnet bislang mit einer Getreideernte von 100 Mio. Tonnen, was nur 5 Mio. Tonnen unter dem Beinahe-Rekordniveau des Vorjahres liegen würde. Die Ernteschätzung von SovEcon liegt bei 93 Mio. Tonnen Getreide, davon 51-56 Mio. Tonnen Weizen, nach 60 Mio. Tonnen Weizen im Vorjahr.



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