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Kein Ende des Lageraufbaus bei Rohöl in Sicht

09.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern um mehr als 6% gefallen und haben damit die Gewinne von Anfang der Woche größtenteils wieder abgegeben. Brent handelt am Morgen bei 56 USD je Barrel, WTI bei 51 USD je Barrel. Nachdem die Preise bereits im Vorfeld unter Druck standen, sorgten die US-Lagerdaten am Nachmittag für zusätzlichen Abgabedruck.

Laut US-Energieministerium sind die gesamten Rohölvorräte in der letzten Woche um 10,9 Mio. Barrel gestiegen. Die Rohölbestände in Cushing legten um 1,2 Mio. Barrel zu. Haupttreiber waren um knapp 900 Tsd. auf 8,2 Mio. Barrel pro Tag gestiegene Importe. Der Anstieg der Rohölverarbeitung auf 15,9 Mio. Barrel pro Tag war bei weitem nicht ausreichend, um das massiv gestiegene Angebot aus Importen und Produktion zu absorbieren.

Diejenigen, welche aus dem Rückgang der US-Rohölproduktion in der Vorwoche den Beginn eines Trends ableiten wollten, wurden enttäuscht. Denn die Ölproduktion legte wieder leicht zu. Seit Anfang Januar sind die US-Rohölvorräte inzwischen um 100 Mio. Barrel gestiegen. Ein Ende des seit mittlerweile 13 Wochen andauernden Lageraufbaus ist zunächst nicht in Sicht.

Die Signalwirkung der milliardenschweren Übernahme von BG Group durch Royal Dutch Shell für den Öl- und Gasmarkt ist aus unserer Sicht relativ klar: Wichtige Produzenten erachten die aktuellen Preise offensichtlich als temporär und rechnen langfristig mit deutlich steigenden Preisen. Zuletzt hatte eine große Konsolidierungswelle den Ölmarkt Ende der 1990er Jahre erreicht, als sich der Ölpreis von 20 USD auf unter 10 USD je Barrel halbierte.

Auch wenn wir langfristig mit steigenden Ölpreisen rechnen, sehen wir aktuell noch Risiken nach unten, insbesondere im Hinblick auf die mögliche baldige "Rückkehr" des Irans.

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Edelmetalle

Der Goldpreis rutscht am Morgen wieder unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze auf ein Wochentief. Belastet wird er durch einen festeren US-Dollar, wobei gestern schon ein zwischenzeitlich schwächerer Dollar dem Preis keine Unterstützung gab. Damit handelt Gold sogar unter dem Niveau von vor der Veröffentlichung der schwachen US-Arbeitsmarktdaten vom letzten Freitag, welche den Zinserhöhungserwartungen eine herben Dämpfer versetzten.

Aus dem Protokoll der letzten Sitzung der US-Notenbank Fed geht allerdings hervor, dass die FOMC-Mitglieder über die US-Dollar-Aufwertung nicht übermäßig besorgt zu sein scheinen. Die Fed dürfte daher an ihrer Strategie festhalten und mit Zinserhöhungen im Jahresverlauf beginnen.

Bei den von Bloomberg erfassten Gold-ETFs kam es auch gestern wieder zu wenn auch moderaten Abflüssen. In Indien hat ein Verband von Gold- und Schmuckhändlern gestern die Besorgnis geäußert, dass durch den jüngsten Preisanstieg von Gold in Indischen Rupien gerechnet die Goldnachfrage für "Akshaya Tritiya" gebremst werden könnte. "Akshaya Tritiya" ist ein hohes religiöses Fest, das in knapp zwei Wochen stattfindet, und während dem gewöhnlich viel Gold verschenkt wird.

Stärker als Gold steht Silber unter Druck, das um 1,8% nachgibt, nachdem bereits gestern schon ein Verlust von knapp 2% verzeichnet wurde. Der Preis notiert heute Morgen auf einem 3-Wochentief von 16,2 USD je Feinunze und vollzieht damit einmal mehr die Bewegungen von Gold überproportional nach. Das Gold/Silber-Verhältnis ist mittlerweile wieder auf über 73 und damit den höchsten Stand seit mehr als drei Wochen gestiegen.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis fällt heute Morgen im Schlepptau der gestern kräftig gesunkenen Ölpreise zwischenzeitlich auf ein 3-Wochentief von rund 1.760 USD je Tonne. Alcoa, der größte US-Aluminiumproduzent, erwartet für dieses Jahr einen Angebotsüberschuss von 326 Tsd. Tonnen am globalen Aluminiummarkt. Vor drei Monaten ging das Unternehmen noch von einem moderaten Defizit aus. Der Überschuss kommt in erster Linie durch die Ausweitung des Angebots zustande, vor allem in China.

Eigenen Angaben zufolge hat Alcoa seit 2007 Schmelzkapazitäten im Umfang von rund 1,4 Mio. Tonnen dauerhaft geschlossen und weitere 740 Tsd. Tonnen vorübergehend stillgelegt. Darüber hinaus stehen 14% der noch existierenden Kapazitäten auf dem Prüfstand. Solange in China aber die Produktion ausgeweitet wird, haben Produktionskürzungen andernorts unseres Erachtens wohl kaum Auswirkungen auf die globale Versorgungslage, so dass der Markt überversorgt bleibt.

Die weltweite Nachfrage sieht Alcoa mit +6,5% in diesem Jahr weiter robust. Im letzten Jahr belief sich das Nachfragewachstum gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics auf 7,2%. Wachstumstreiber sind nach wie vor die Autoindustrie und die Luftfahrtbranche. Das Unternehmen erwartet ferner, dass die physischen Prämien weiter zurückgehen, aber über den Niveaus von 2014 bleiben werden. Die rückläufigen Prämien machen es den Aluminiumherstellern noch schwerer, profitabel zu produzieren.


Agrarrohstoffe

Der Maispreis gab gestern um mehr als 1% auf ein Wochentief von 376 US-Cents je Scheffel nach und war damit der größte Verlierer im Getreide- und Ölsaaten-Komplex. Preisbelastend wirkte der Preisrutsch bei Rohöl (siehe Seite 1), weil dadurch das Konkurrenzprodukt Ethanol weniger attraktiv wird, welches in den USA vornehmlich aus Mais gewonnen wird. Zusätzlich drückte die Erwartung einer Aufwärtsrevision der US-Maisvorräte auf den Preis.

Ende März hatte das US-Landwirtschaftsministerium USDA höher als erwartete Ist-Bestände zum 1. März ausgewiesen. In der Folge dürfte das USDA seine Schätzung für die US-Maislagerbestände zum Ende des Erntejahres 2014/15 nach oben revidieren. Die aktuellen Schätzungen werden vom USDA heute Abend veröffentlicht.

Preisbelastende Nachrichten gab es auch für Weizen. Brasilien wird im Erntejahr 2015/16 laut USDA-Außenstelle in Brasilia nur noch 1 Mio. Tonnen Weizen aus den USA einführen, verglichen mit 2,7 Mio. Tonnen in diesem Erntejahr und mehr als 4 Mio. Tonnen im Erntejahr 2013/14. Hier macht sich insbesondere der gegenüber dem US-Dollar deutlich gefallene Brasilianische Real bemerkbar, welcher US-Weizen für brasilianische Importeure prohibitiv teuer macht und stattdessen auf alternative Anbieter wie Argentinien ausweichen lässt.

Das USDA dürfte dem Rechnung tragen und die US-Weizenexporte nach unten revidieren. Die anhaltende Trockenheit im Mittleren Westen der USA verhindert derzeit allerdings niedrigere Weizennotierungen.



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