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Die Kosten des Euro-Verfalls

11.04.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Die Geldpolitik der EZB befördert eine Euro-Abwertung, die die Euro-Bürger teuer zu stehen kommt.
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Seit Mitte 2014 hat der Euro allein gegenüber dem US-Dollar um etwa 24 Prozent abgewertet. Das scheint viele Marktbeobachter nicht zu sorgen. Im Gegenteil: Sie erhoffen sich dadurch eine Belebung der Euro-Volkswirtschaften.

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Quelle linker Chart: Thomson Financial
Quelle rechter Chart: Bloomberg, CFTC, CME


Sinkt der Euro-Außenwert, so die Überlegung, werden Euro-Exportgüter auf den Weltmärkten wettbewerbsfähiger. Die Unternehmen verkaufen und produzieren mehr, schaffen dadurch neue Arbeitsplätze.

Doch das ist eine einseitige, verkürzte Sicht der Dinge. Schließlich importieren Unternehmen Rohstoffe sowie Vor- und Zwischengüter, die durch eine Euroabwertung teurer werden. Für Unternehmen steigt der Gewinn aus heimischer Produktion daher nicht notwendigerweise an, wenn der Euro-Außenwert nachgibt - und es werden auch nicht notwendigerweise neue Arbeitsplätze im Euroraum geschaffen.

Unternehmen im Euroraum profitieren von einer Euro-Abwertung, wenn sie im Ausland produzieren und verkaufen. Für sie besteht der Anreiz, die Heimatproduktion ins Ausland zu verlagern - zu Lasten der heimischen Beschäftigung.

Ein abnehmender Euro-Außenwert kommt Konsumenten teuer zu stehen. Man denke etwa an steigende Energiekosten oder an die Verteuerung der Preise für quasi nicht ersetzbare Auslandsgüter (wie zum Beispiel Laptops, Software etc.).

Und nicht zuletzt verteuert ein abwertender Euro den Erwerb von Vermögen - Aktien, Anleihen, Häuser und Grundstücken - im Ausland, und das trifft heimische Unternehmen und Sparer gleichermaßen.


Abwertung macht nicht reich(er)

Man könnte weitere Einzelbeobachtungen anführen, die ebenfalls zeigen, dass eine Volkswirtschaft nicht reicher wird, wenn der Außenwert ihrer eigenen Währung abwertet. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall.

Würde eine Abwertung der Währung den Wohlstand einer Volkswirtschaft fördern, stünden Russland, Argentinien, Brasilien oder die Türkei, um nur einige zu nennen, wirtschaftlich blendend dar. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Eine Währungsabwertung kommt meist nicht aus heiterem Himmel, sie hat in der Regel "handfeste Gründe". Beispielsweise wertet eine Währung ab, weil das Vertrauen in die politische und wirtschaftliche Stabilität einer Volkswirtschaft schwindet.

Oder internationale Investoren haben die Sorge, die Zentralbank könnte durch eine Inflationspolitik die Kaufkraft der Währung herabsetzen. Kapitalabzug, beziehungsweise -flucht setzen ein.

Sparer und Investoren bieten heimische Währung verstärkt am Devisenmarkt an und fragen Auslandswährung(en) nach. Die heimische Währung gerät unter Abwertungsdruck gegenüber den Auslandswährungen.



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