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Übertrieben hoher Anlegeroptimismus bei Rohöl

13.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit positiven Vorzeichen in die neue Handelswoche und können damit die in der Vorwoche erzielten Gewinne weiter ausbauen. Brent handelt bei gut 59 USD je Barrel, WTI bei 53 USD je Barrel. Die Ölpreise werden derzeit durch ein sehr hohes Anlegerinteresse begünstigt. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei WTI sind in der Woche zum 7. April um 41 Tsd. auf 216,4 Tsd. Kontrakte gestiegen. Das ist der stärkste Wochenanstieg seit vier Jahren. Damit wurde zugleich der Positionsabbau im März mehr als wettgemacht.

Die Netto-Long-Positionen liegen aktuell auf dem höchsten Niveau seit August 2014. Offensichtlich hatte der in der Berichtswoche gemeldete Rückgang der US-Ölproduktion viele Anleger dazu veranlasst, Short-Positionen zu schließen. Denn hierauf lassen sich drei Viertel des Anstiegs der Netto-Long-Positionen zurückführen. Der steigende Optimismus der Anleger ist dennoch bemerkenswert, weil in derselben Berichtswoche die Einigung in den Atomverhandlungen mit dem Iran erzielt wurde, an deren Ende die Aufhebung der Ölsanktionen und damit die Rückkehr von iranischem Öl an den ohnehin schon überversorgten Markt stehen könnte.

Auch bei Brent sind die spekulativen Netto-Long-Positionen so hoch wie zuletzt im Sommer 2014. Wir erachten den Optimismus der Anleger bei Öl für übertrieben. Damit hat sich beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut, was jederzeit zu einem deutlichen Preisrückgang führen kann. Die Ölimporte Chinas lagen im März bei 6,3 Mio. Barrel pro Tag. Das war zwar 14% mehr als im schwachen Vorjahresmonat, lag allerdings ca. 5% unter dem Niveau der beiden Vormonate.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt knapp über der psychologisch wichtigen Marke von 1.200 USD je Feinunze. Wie die Statistik der CFTC zur Positionierung der spekulativen Marktteilnehmer an der COMEX in New York zeigt, gab es auch in der Woche zum 7. April einen starken Aufbau der Netto-Long-Positionen. Innerhalb von zwei Wochen haben sich die Netto-Long-Positionen sogar auf 55,7 Tsd. Kontrakte nahezu verfünffacht. Es wird damit immer deutlicher, dass der letzte Preisanstieg von Gold größtenteils spekulativ getrieben war und somit auf wackeligen Beinen steht.

Ähnlich zeigt sich die Lage bei Platin. Hier wurden die Netto-Long-Positionen innerhalb der letzten beiden Wochen um 60% auf 17,1 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, so dass auch die Nachhaltigkeit des jüngsten Preisanstiegs von Platin in Frage gestellt werden muss. Bei Gold kam es am Freitag zu einem Abfluss von 2 Tonnen aus den Gold-ETFs, womit der kräftige Zufluss am Vortag zur Hälfte wieder wettgemacht wurde.

In dieser Woche jährt sich zum zweiten Mal der historische Preiseinbruch von Gold. Mitte April 2013 hatte Gold innerhalb von zwei Tagen ausgehend von einem Niveau von 1.565 USD je Feinunze rund 15% bzw. 230 USD verloren. Von diesem Niveau ist der Preis heute noch immer weit entfernt. Neben der niedrigen Inflation und steigenden Aktienmärkten hat der starke US-Dollar eine Erholung des Goldpreises verhindert. Besser sieht es dagegen beim Goldpreis in Euro aus. Dieser notiert nur noch 4% unter dem vor dem Einbruch verzeichneten Niveau.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten nahezu unverändert in die neue Handelswoche und profitieren damit nicht von den festen asiatischen Aktienmärkten. Kupfer notiert beispielsweise bei 6.050 USD je Tonne. In Schach gehalten werden die Preise offensichtlich durch die chinesischen Handelsdaten, die für März nur noch einen Überschuss von 3,1 Mrd. USD aufzeigten. Bei den Einfuhren von Kupfer und Eisenerz wurde allerdings die Schwäche des Vormonats wieder wettgemacht, die durch das Neujahrsfest bedingt war.

Die Kupferimporte erreichten mit rund 410 Tsd. Tonnen wieder das Niveau vom Januar. Betrachtet man allerdings die ersten drei Monate in Summe, so hat China mit 1,1 Mio. Tonnen 17% weniger Kupfer als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum importiert. Somit hat sich in diesen Daten die abnehmende Wirtschaftsdynamik in China widergespiegelt. Am Mittwoch wird das BIP-Wachstum für das erste Quartal veröffentlicht.

Ein ähnliches Bild wie bei Kupfer zeigt sich bei Eisenerz. Auch hier wurde die Februar-Delle aufgeholt und die Importe lagen wieder über 80 Mio. Tonnen. Auf höhere chinesische Eisenerzeinfuhren im März wiesen bereits die Verladedaten von Port Hedland, dem größten australischen Eisenerzhafen, hin. Im ersten Quartal lagen die Importe sogar leicht über dem Vorjahresniveau, womit die chinesischen Händler offenbar die fallenden Preise auch zu opportunistischen Käufen genutzt haben.

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Agrarrohstoffe

Die chinesische Zollbehörde meldet für die Periode Januar bis März 2015 einen Anstieg der Sojabohnenimporte um 1,9% gegenüber Vorjahr. Im März allerdings lagen die Importe unter dem Vorjahreswert, und das Plus im ersten Quartal geht fast ausschließlich auf einen deutlich über Vorjahr liegenden Januarwert zurück. Dass die Sojabohnenimporte derzeit absolut niedrig sind hat auch eine saisonale Komponente, denn im Frühjahr sind sie traditionell schwächer als im Frühsommer und Herbst, wenn die Ernten der großen Lieferanten Brasilien und USA ihren Weg ins Reich der Mitte finden.

Ein deutliches Anziehen in den nächsten Monaten wäre auch nötig, damit die Schätzung des USDA für die chinesischen Importe in der Gesamtsaison 2014/15 noch erreicht werden kann. Dabei bedeutete die - in der neuen Prognose von letzter Woche unverändert gelassene - Zahl von 74 Mio. Tonnen bereits einen sehr viel schwächeren Anstieg als im Vorjahr. Damals waren die Importe von knapp 60 Mio. Tonnen auf etwas über 70 Mio. Tonnen gestiegen.

Einem weiter steigenden Fleischkonsum steht zwar eine in den vergangenen Jahren deutlich rückläufige und im aktuellen Jahr stagnierende Produktion in China selbst gegenüber. Dies macht höhere Importe nötig. Doch die chinesischen Verarbeitungsunternehmen leiden seit Längerem unter mangelnder Profitabilität. Diese dämpft die Nachfrage nach dem Ausgangsprodukt Sojabohnen. Dass das Land nun verstärkt auf die neue Ware aus rekordhohen Ernten in Südamerika umschwenkt, bringt den Sojabohnenpreis in Chicago weiter unter Druck.



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