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Weizenpreis mit stärkstem Rückgang seit zwei Jahren

14.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten mit leichten Gewinnen in die neue Handelswoche. Brent erreichte in der Spitze 59,5 USD je Barrel, WTI 53 USD je Barrel. Bemerkenswert ist der hohe Optimismus der spekulativen Finanzanleger, welcher zum jüngsten Preisanstieg maßgeblich beigetragen haben dürfte. Die Netto-Long-Positionen bei Brent sind in der Woche zum 7. April um weitere 17,3 Tsd. auf 237,5 Tsd. Kontrakte gestiegen, was knapp unter dem Rekordhoch von Ende Juni 2014 liegt, als der Brentölpreis fast doppelt so hoch notierte. Das Korrekturpotenzial ist daher beträchtlich.

Wichtig wird sein, ob die Marke von 60 USD je Barrel überschritten und damit die seit Mitte März bestehende Handelsspanne nach oben verlassen wird. Dies würde vermutlich weitere Käufer anlocken. Im anderen Falle drohen allerdings Gewinnmitnahmen, welche den Preis unter Druck setzen würden. Fundamental ist der Markt weiterhin überversorgt. Saudi-Arabien hat zwar Bereitschaft signalisiert, sich mit anderen Exporteuren auf eine Stabilisierung des Ölmarktes einigen zu wollen.

Es ist allerdings fraglich, ob sich größere Nicht-OPEC-Produzenten wie Russland dafür gewinnen lassen. Im März steigerte Saudi-Arabien seine Produktion auf ein Rekordniveau, Russland auf das höchste Niveau seit dem Ende der Sowjetunion. Die US-Energiebehörde EIA erwartet für Mai einen Rückgang der US-Schieferölproduktion um 45 Tsd. auf 4,98 Mio. Barrel pro Tag. Dies wäre der erste Rückgang seit über vier Jahren. Verglichen mit dem derzeitigen Überangebot von bis zu 2 Mio. Barrel pro Tag wäre dies aber nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.


Edelmetalle

Gold hat sich lange Zeit relativ gut dem aufwertenden US-Dollar - dieser nähert sich gegenüber dem Euro wieder dem Mehrjahreshoch von Mitte März - erwehren können, fällt aber heute Morgen dann doch deutlicher unter die Marke von 1.200 USD je Feinunze. Mit 1.190 USD handelt Gold zwischenzeitlich auf einem 2-Wochentief.

Die feste US-Währung führt aber auch dazu, dass der Rückgang von Gold in Euro gerechnet weniger stark ausfällt. Mit gut 1.130 EUR je Feinunze liegt der Goldpreis nur leicht unter dem gestern erreichten 2½-Monatshoch. Im Fahrwasser von Gold stehen auch die anderen Edelmetalle unter Druck, die allesamt stärker nachgeben. So fällt zum Beispiel auch Platin heute Morgen auf ein 2-Wochentief.

Aus fundamentaler Sicht spricht aber viel für höhere Platin- und auch Palladiumpreise. So schränkt in Südafrika der staatliche Energieversorger Eskom heute bereits den dritten Tag in Folge die Stromversorgung ein. Denn aufgrund von ungeplant langen Wartungsarbeiten stehen derzeit nicht genügend Stromerzeugungskapazitäten zur Verfügung.

Das eigentliche Problem liegt aber darin, dass in den letzten Jahren zu wenig in die Strominfrastruktur investiert wurde und dieser Rückstand nur sehr langsam aufgeholt werden kann. Ständig wiederkehrende und längere Stromausfälle könnten sich entsprechend negativ in der Produktion der Minenunternehmen bemerkbar machen.


Industriemetalle

Der Aluminiumpreis notiert heute Morgen leicht schwächer bei rund 1.760 USD je Tonne und nähert sich damit wieder dem unteren Ende der seit etwa sechs Wochen geltenden Handelsspanne. Gemäß Daten der Zollbehörde hat China im März rund 360 Tsd. Tonnen Aluminium und Aluminiumprodukte exportiert, in etwa so viel wie im Vorjahresmonat.

Im ersten Quartal wurden demnach 1,22 Mio. Tonnen ausgeführt, 44% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. China trägt somit weiterhin maßgeblich dazu bei, dass der globale Aluminiummarkt überversorgt bleibt. Dies wird zum Beispiel in den japanischen Lagerdaten ersichtlich: Wie das Handelshaus Marubeni berichtete, sind die Aluminiumvorräte in drei großen Häfen des Landes im März den zwölften Monat in Folge gestiegen und lagen am Ende des Monats auf einem Rekordhoch von 457 Tsd. Tonnen. Sie sind damit fast doppelt so hoch wie ein Jahr zuvor und decken die Nachfrage für knapp ein Quartal.

Die physischen Prämien am Kassa-Markt in Japan sind daher gemäß Platts mittlerweile auf 250-300 USD je Tonne gefallen. In den USA beträgt der Aufschlag aktuell erstmals seit Januar 2014 weniger als 400 USD je Tonne. Und in Europa müssen nach einem weiteren Rutsch noch Prämien auf den LME-Preis von 200-230 USD je Tonne gezahlt werden. Dies ist nur noch halb so viel wie im Rekordhoch vor fünf Monaten. Wir gehen davon aus, dass die Prämien weiter sinken werden (siehe hierzu auch Rohstoffe kompakt Industriemetalle vom 10. April).

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Agrarrohstoffe

Dass am Wochenende in vielen Weizenanbaugebieten der USA mehr Regen als erwartet fiel, setzte gestern den Weizenpreis in Chicago stark unter Druck. Im Kontrakt mit Fälligkeit Mai 2015 sackte er um knapp 5% auf 502 US-Cents je Scheffel ab, was dem größten Preisverfall für den meistgehandelten Kontrakt seit mehr als zwei Jahren entsprach.

Die Wettervorhersagen gehen von weiteren starken Regenfällen für die nächsten Tage aus. Damit verbessern sich die Aussichten für die Erträge, nachdem sich in der letzten Berichtswoche der Zustand der US-Winterweizenpflanzen aufgrund der Trockenheit noch verschlechtert hatte. Das USDA klassifizierte in der Woche zum 12. April den Zustand von 42% der Weizenpflanzen als gut oder sehr gut. In der Vorwoche waren es noch 44% gewesen, zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres allerdings nur 34%.

Die Notierungen in Paris konnten sich den negativen Vorgaben aus Chicago nicht entziehen, gaben aber nur um 1,3% nach. Denn aufgrund des gestiegenen Rubels und der Exportsteuer auf Weizen dürfte weniger konkurrierender Weizen aus Russland auf den Markt kommen.

Der Maispreis in Chicago sank im Gefolge von Weizen ebenfalls, da auch Mais die verbesserte Feuchtigkeitsversorgung zugute kommen dürfte. Der Rückstand bei der Aussaat stellt aktuell noch kein Problem dar, da noch viel Zeit bleibt, diesen aufzuholen. Langfristig bedeutender könnte sich erweisen, dass Wetterdienste die Wahrscheinlichkeit eines El-Nino-Phänomens während des Sommers inzwischen bei 70% sehen.



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