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Geringer Lageraufbau sorgt für Preissprung bei Rohöl

16.04.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise sind gestern massiv gestiegen. Brent verteuerte sich um gut 3%, WTI sogar um knapp 6%. Brent handelt am Morgen bei 63 USD je Barrel, WTI bei 56,5 USD je Barrel, was jeweils dem höchsten Preisniveau in diesem Jahr entspricht. Der Preisanstieg bei Brent in der Nacht erklärt sich größtenteils mit dem Kontraktwechsel, weil der Juni-Kontrakt 3 USD höher notierte als der gestern ausgelaufene Mai-Kontrakt. Der Juni-Kontrakt legte gestern ebenfalls um knapp 6% zu.

Auslöser war ein deutlich geringerer Lageraufbau in den USA, welcher am Nachmittag vom US-Energieministerium berichtet wurde. Demnach sind die US-Rohöllagerbestände in der letzten Woche nur noch um 1,3 Mio. Barrel gestiegen. Das entspricht dem geringsten Anstieg in diesem Jahr. Offensichtlich sehen viele Marktteilnehmer damit das Ende des massiven Lageraufbaus der vergangenen drei Monate.

Wir teilen diesen Optimismus nur bedingt. Der geringere Lageraufbau war in erster Linie auf einen kräftigen Rückgang der Importe um 1 Mio. Barrel pro Tag zurückzuführen, welcher sich so nicht wiederholen wird. Dies wäre aber notwendig, damit die rekordhohen Lagerbestände fallen. Zudem kam es zu einem deutlichen Anstieg der Rohölverarbeitung. Diese liegt bereits deutlich höher als zu diesem Zeitpunkt im Jahr normal wäre und nicht mehr weit von den Niveaus entfernt, welche normalerweise erst zu Spitzenzeiten im Sommer erreicht werden.

Wir erachten den Preisanstieg als überzogen, weil der Ölmarkt nach wie vor überversorgt ist. Dies bestätigte gestern die IEA, welche in ihrem Monatsbericht einen deutlichen Anstieg der OPEC-Produktion im März konstatierte und die Erwartung einer Markteinengung im zweiten Halbjahr in Frage stellte.

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Edelmetalle

Der Goldpreis hat gestern nach abermals enttäuschenden US-Konjunkturdaten wieder die psychologisch wichtige Marke von 1.200 USD je Feinunze überschritten. Denn eine Zinserhöhung der US-Notenbank Fed im Juni ist dadurch unwahrscheinlicher geworden. Die gestrige EZB-Sitzung brachte wie erwartet keine Überraschungen.

EZB-Präsident Draghi verkündete keine weiteren Maßnahmen und verwies auf die jüngsten Verbesserungen der Konjunktur- und Inflationsindikatoren im Euroraum. Er betonte auch die positiven Wirkungen des Anleihekaufprogramms, erteilte aber Spekulationen auf eine vorzeitige Beendigung der Anleihekäufe eine Absage. Umfragen zufolge nutzen die Banken die Liquidität aus dem Verkauf der Anleihen an die EZB überwiegend nicht dazu, die Kreditvergabe an die Unternehmen zu steigern. Die EZB könnte sich sogar gezwungen sehen, auch über September 2016 hinaus Anleihen zu kaufen.

Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten sind die Autoneuzulassungen in der EU im März den 19. Monat in Folge gestiegen. Demnach wurden im letzten Monat im Vergleich zum Vorjahr 10,6% mehr Autos neu zugelassen und zugleich die höchsten Absätze seit fünf Jahren registriert. In allen wesentlichen EU-Absatzmärkten wurden dabei teilweise hohe Zuwachsraten verzeichnet. Im ersten Quartal wurden in der EU insgesamt 3,5 Mio. Autos neu zugelassen, ein Plus von 8,6% gegenüber Vorjahr. Dies spricht für eine robuste Nachfrage nach Platin und Palladium.


Industriemetalle

Feste chinesische Aktienmärkte und die deutlich gestiegenen Ölpreise unterstützen heute Morgen die Metallpreise und verhelfen zum Beispiel Kupfer wieder über die Marke von 6.000 USD je Tonne. Das rote Metall hatte gestern zwischenzeitlich ein 3½-Wochentief von 5.875 USD verzeichnet. Codelco, der weltweit größte Kupferproduzent aus Chile, plant, in den nächsten fünf Jahren 25 Mrd. USD in seine Minen zu investieren - allerdings nur, um die bisherige Produktion aufrecht zu erhalten.

Die Investitionen sind laut Unternehmensangaben notwendig, um erschöpfte Minenkapazitäten zu ersetzen. Die Produktion soll dadurch bei rund 1,7 Mio. Tonnen pro Jahr beibehalten werden. Die Ankündigung von Codelco steht stellvertretend für das generelle Problem der Branche und veranschaulicht die schwierige Angebotslage am globalen Kupfermarkt.

Nickel hat sich von seinen mehrjährigen Tiefständen Anfang der Woche leicht erholt und handelt am Morgen bei rund 12.800 USD je Tonne. Seit vorgestern wird die "Cerro Matoso"-Mine in Kolumbien bestreikt. Laut Angaben des Minenbetreibers ist sie die weltweit zweitgrößte Nickelmine.

Da der globale Nickelmarkt unseres Erachtens aber gut versorgt ist, dürften die Auswirkungen auf das Angebot begrenzt sein. Der letzte Preisrückgang von Nickel war auch spekulativ getrieben. Gemäß LME-Statistik lagen die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger Ende letzter Woche nur noch bei 571 Kontrakten. Zwischenzeitlich wurden sogar erstmals seit Beginn der Datenreihe Netto-Short-Positionen verzeichnet.


Agrarrohstoffe

Die Kaffeepreise bleiben weiterhin unter Druck. Die Sorte Arabica verlor in den letzten 3 Monaten knapp 25%. Die Sorte Robusta gab im gleichen Zeitraum dagegen nur 10% nach. Arabica notiert aktuell bei 137 US-Cents pro Pfund, Robusta bei gut 1.800 USD pro Tonne. Die Preisabschläge bei Arabica sind neben dem schwachen Brasilianischen Real mit den jüngst etwas besseren Ernteschätzungen aus Brasilien zu erklären. Diese liegen zwischen 44-50 Mio. Sack.

Die staatliche brasilianische Prognosebehörde Conab und die Internationale Kaffeeorganisation ICO gingen im Februar noch von 44-46 Mio. Sack aus. Im letzten Jahr lag die brasilianische Kaffeeernte laut ICO bei ca. 45 Mio. Sack. Grund für den verbesserten Ernteausblick sind Regenfälle in den brasilianischen Kaffeeanbaugebieten. Die Erntemenge für die Sorte Arabica soll in diesem Jahr steigen, die der Sorte Robusta wird dagegen wohl etwas geringer ausfallen als im Vorjahr.

Bei Robusta könnte es Marktteilnehmern zufolge Mitte bis Ende dieses Jahres sogar zu Lieferengpässen kommen. Denn trotz der zu erwartenden guten Ernte im weltgrößten Produzentenland Vietnam - diese könnte laut INTL FCStone 30 Mio. Sack betragen - werden die dortigen Kaffeeproduzenten deutlich weniger Robusta-Kaffee verkaufen als im letzten Jahr und Teile ihrer Ernte stattdessen zurückhalten. Grund für die Einlagerungen ist der momentan unattraktive Preis.



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