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Erntefortschritt in den USA deutlich schneller als üblich

12.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis ist gestern unter 65 USD je Barrel gerutscht, steigt am Morgen aber wieder über diese Marke. Daten der ICE bestätigten, dass der Preisanstieg bei Brent auf knapp 70 USD je Barrel zu großen Teilen spekulativ getrieben war. Die Netto-Long-Positionen der spekulativen Finanzanleger stiegen in der Woche zum 5. Mai um weitere 14,1 Tsd. auf 291,7 Tsd. Kontrakte und damit den höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe im Januar 2011.

Ausschlaggebend hierfür war ein Abbau von Short-Positionen auf den niedrigsten Stand seit Anfang Juli 2014, während die Long-Positionen weitgehend unverändert nahe eines Rekordhochs verharrten. Gleichzeitig war dies der achte Wochenanstieg der Netto-Long-Positionen in Folge und der zwölfte in den letzten 13 Wochen. Während dieser Zeit haben sich die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent mehr als verdoppelt. Damit hat sich ein beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut, welches zu einem scharfen Preisrückgang führen kann.

Auslöser hierfür könnte eine Neueinschätzung für die US-Ölproduktion sein, falls diese als Folge des jüngsten Preisanstiegs weniger stark zurückgeht als von vielen spekulativen Anlegern erwartet.

Die US-Energiebehörde EIA prognostiziert in ihrem Drilling Report einen Rückgang der US-Schieferölproduktion im Juni um 71 Tsd. Barrel pro Tag. Die EIA gibt ihre Schätzung für die US-Rohölproduktion heute Abend in ihrem Monatsbericht bekannt. Zudem veröffentlicht auch die OPEC ihren Monatsbericht. Hier dürfte der Fokus auf den Zahlen zur OPEC-Produktion im April liegen. Laut Umfragen von Reuters und Bloomberg lag diese bei mehr als 31 Mio. Barrel pro Tag und damit deutlich über dem Bedarf von 29,5 Mio. Barrel pro Tag.

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Edelmetalle

Gold ist gestern kurzzeitig unter 1.180 USD je Feinunze gefallen und handelt am Morgen knapp über dieser Marke. Der fortgesetzte Anstieg der Anleiherenditen könnte Gold weiter unter Druck setzen, weil dadurch die Opportunitätskosten der Goldhaltung steigen, da Gold keine Zinsen abwirft. Die Rendite für 10-jährige US-Staatsanleihen stieg gestern um weitere 15 Basispunkte und überschritt in der Nacht erstmals seit mehr als fünf Monaten die Marke von 2,3%.Etwas weniger ausgeprägt war der Anstieg der Rendite für 10-jährige Bundesanleihen, doch auch diese liegt 10 Basispunkte über dem Niveau von letzten Freitag.

Silber fiel in der Nacht zwischenzeitlich auf 16,15 USD je Feinunze, den niedrigsten Stand seit Anfang Mai. Dennoch hat sich Silber in den letzten Wochen besser als Gold entwicklet, was sich in einem fallenden Gold-Silber-Verhältnis ablesen lässt. Dieses liegt aktuell bei knapp 73, nachdem es Ende April noch bei gut 75 gelegen hatte.

Das auf Edelmetalle spezialisierte Researchunternehmen Thomson Reuters GFMS rechnet für 2015 mit einem moderaten Preisanstieg bei Silber auf über 17 USD je Feinunze am Jahresende. Dies wäre der erste Preisanstieg auf Jahresschlusskursbasis seit drei Jahren. Die physische Silbernachfrage soll GFMS zufolge in diesem Jahr wieder steigen, nachdem sie im Jahr 2014 noch um 4,1% zurückging. Das Silberangebot soll dagegen 2015 um 4% sinken und damit ein 12 Jahre andauernder Anstieg zu Ende gehen.


Industriemetalle

Die April-Handelsstatistiken Chinas für Metalle bargen wenig Überraschendes. So sind die höheren Importe von Kupferraffinade und Kupferpodukten ein Paradebeispiel für die aktuelle Lage in China. Diese sind zwar im April mit 430 Tonnen auf ein Jahreshoch gestiegen. Nichtsdestotrotz hat China in den ersten vier Monaten des Jahres mit rund 1,5 Mio. Tonnen fast 14% weniger Kupfer als im Vorjahr importiert. Insgesamt bleibt also die Kupfernachfrage in China eher verhalten, auch wenn die SHFE-Lagerbestände zuletzt wieder zurückgegangen sind.

Ein weiteres Beispiel für die "neue Normalität" in China, wie das schwächere, dafür aber hoffentlich nachhaltige Wachstum von den Regierungsvertretern genannt wird, stellt der Automarkt dar. Laut dem chinesischen Verband der Autoproduzenten (CAAM) sind die Autoverkäufe im April um 0,5% ggü. Vorjahr auf unter 2 Mio. Fahrzeuge gefallen. In den ersten vier Monaten sind die Autoverkäufe somit um lediglich 2,8% ggü. Vorjahr gestiegen.

Noch vor wenigen Wochen ging der CAAM davon aus, dass in diesem Jahr mit über 25 Mio. Autos 7% mehr Fahrzeuge als 2014 verkauft werden könnten. Diese Erwartungen dürften ebenso verfehlt werden wie die für die Autoexporte Chinas, die mit 860 Tsd. Stück rund 5% niedriger als 2014 erwartet wurden. Zusätzlich werden diese Woche Finanzmarktdaten aus China erwartet, die weiteres Enttäuschungspotenzial bergen. Daher rechnen unsere Volkswirte mit weiteren Ma߬nahmen der Zentralbank, die zumindest kurzfristig auch Metallen auf die Beine helfen könnten.


Agrarrohstoffe

Der US-Maispreis fällt am Morgen unter 360 US-Cents je Scheffel und nähert sich damit wieder dem vor einer Woche verzeichneten 6-Monatstief. Grund hierfür sind die guten Aussaatbedingungen in den USA sowie Befürchtungen, die sich ausbreitende Vogelgrippe in den USA könne die Nachfrage nach Mais belasten. Der gestern Abend veröffentlichte Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums USDA steht voll und ganz im Zeichen guter Aussaatbedingungen.

Laut dem USDA sind schon Mitte Mai 75% der Maisfelder bepflanzt. Dies sind 18 Prozentpunkte mehr als im 5-Jahresdurchschnitt. In Minnesota sind sogar 95% der Felder bereits bestellt im Vergleich zu normalerweise 50% in dieser Jahreszeit. Fast 40% der Maispflanzen sind bereits aufgegangen, soviel wie nur einmal zuvor in den letzten 30 Jahren zu diesem Zeitpunkt.

Die Aussaat für Sojabohnen (31%) und Sommerweizen (87%) lag ebenfalls weit über dem mehrjährigen Durchschnitt und auch über dem vom Markt erwarteten Resultat. Die guten Witterungsbedingungen der letzten Wochen haben sich zudem positiv auf den Zustand der Winterweizenpflanzen ausgewirkt. Mit nun 44% liegt der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen nur noch knapp unter dem 5-Jahresdurschnitt von 46%. Im Vorjahr waren es zur gleichen Zeit nur 30% gewesen. Die Preise für Getreide und Ölsaaten könnten daher weiter unter Druck bleiben, sofern das USDA heute Abend mit seinen ersten offiziellen Ernteschätzungen für 2015/16 für keine Überraschung sorgt.



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