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Coeure (EZB) sorgt für Unruhe - Griechenland im Fokus - US-Daten schwach!

19.05.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1317 (07.17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1285 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.73. EUR-CHF oszilliert bei 1.0480.

EZB-Ratsmitglied Coeure sorgt heute früh für Unruhe an den Finanzmärkten.

Die Ankündigung wegen schwacher Liquidität an den Finanzmärkten in den Sommermonaten Juli und August Anleihekäufe vorzuziehen, belastet den Euro, sorgt für einen aggressiven Anstieg der europäischen Aktienmärkte und setzt Renditen am europäischen Staatsanleihemarkt unter Druck.

Fakt ist, dass das Programm weiter im geplanten Gesamtrahmen umgesetzt wird. Es ist eine technische Finesse, um überbordende Marktreaktionen im Sommer zu verhindern, die sich jetzt jedoch als Folge der Ankündigung kurzfristig einstellen.

Vor diesem Hintergrund ist die Trendfähigkeit der kurzfristigen Reaktion in Frage zu stellen.

Griechenland bleibt im Fokus. Nach der Manier des Filmklassikers "12 Uhr mittags" mit Gary Cooper (1952) gehen Herr Tsipras und Varoufakis vor. Der Unterschied liegt darin, dass das eine Fiktion ist, das andere Realität.

Im Namen einer Politik für die kleinen Leute hat diese Regierung den Erholungsprozess der griechischen Wirtschaft, der im letzten Jahr von niedriger Basis ausgehend profund war, in eine erneute Rezession verkehrt.

Die Absurditäten, die sich hier vor unseren Augen abspielten und weiter abspielen sind kaum zu übertreffen. Sie erfüllen den Maßstab einer griechischen Tragödie.

Wenn die Kraft des normativ Faktischen bemüht wird (auch geopolitische und fraglos "ureigene" europäische Interessen …), bleibt es dabei, dass kurz vor Toresschluß eine Lösung gefunden wird. Die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario liegt bei 75%.

Die US-Wirtschaftsdaten, die von Freitag bis Montag veröffentlicht wurden, lieferten nachhaltige Ernüchterung. Ja, diese konjunkturelle Ernüchterung ist richtig gut für den ohnehin hoch bewerteten US-Aktienmarkt. „Chapeau“, wird hier die nächste teure Lernkurve vorbereitet?


Kommen wir zu den Fakten:

Der NY Fed Manufacturing Index legte per Berichtsmonat Mai von zuvor -1,2 auf 3,1 Punkte zu. Die bei 5,0 Punkten angesiedelte Prognose wurde klar verfehlt.

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Die US-Industrieproduktion sank per Berichtsmonat April unerwartet im Monatsvergleich um 0,3%. Die Prognose lag bei +0,1%. Damit kam es den fünften Monat in Folge zu Rückgängen, die nicht ansatzweise erwartet wurden. In der Folge sank die Kapazitätsauslastung von zuvor 78,6% auf 78,2%.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan sank laut vorläufiger Berechnung per Berichtsmonat Mai von zuvor 95,9 auf 88,6 Punkte. Die Prognose lag bei 96,0 Punkten. Damit markierte der Index den niedrigsten Stand seit Oktober letzten Jahres.

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Der NAHB-Housing Markt Index (Index der US-Bauträger) sank per Berichtsmonat Mai von zuvor 56 auf 54 Punkte. Die Prognose lag bei 57 Zählern. Damit wurde der zweitschwächste Wert seit Oktober letzten Jahres markiert.

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Bezüglich der US-Daten, die seit dem vierten Quartal 2014 enttäuschen, ergibt sich die Frage, in wie weit die Einstellung der quantitativen Maßnahmen durch die Federal Reserve damit in einem Zusammenhang stehen.

Fakt ist, dass mit der Einstellung der quantitativen Maßnahmen die Dynamik der US-Wirtschaft sportlich einbrach.

Was heißt das für den Anspruch eines sich selbst tragendes Wachstums in den USA, das angeblich Grundlage der Zinswende sein soll?

Das gilt umso mehr, als dass die Performance der Wirtschaft auch in einen Zusammenhang zur öffentlichen Neuverschuldung zu stellen ist. Die ist unverändert hoch, deutlich höher als in der Eurozone.

Wir sind auf die zukünftige Verbalakrobatik der Federal Reserve in den kommenden Wochen äußerst gespannt.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0950 - 1.0980 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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