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Preissprung bei Weizen aufgrund von Wettersorgen

19.05.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise konnten ihre anfänglichen Gewinne gestern nicht halten und gerieten im Handelsverlauf unter Druck. Brentöl handelt am Morgen unter 66 USD je Barrel, WTI fällt unter 59 USD je Barrel. Sorgen, dass die Kämpfe im Irak und Jemen das Ölangebot beeinträchtigen könnten, sind offensichtlich einer nüchterneren Einschätzung gewichen. Denn die vergangenen 12 Monate haben gezeigt, dass derartige Sorgen übertrieben sind. Stattdessen ist das Ölangebot aus der Region immer weiter gestiegen.

Saudi-Arabien hat im März offiziellen Daten von JODI zufolge knapp 8 Mio. Barrel Rohöl pro Tag exportiert. Das ist das höchste Exportvolumen seit mehr als neun Jahren. Die Ölexporte des Irak erreichten im März knapp 3 Mio. Barrel pro Tag, was dem höchsten Niveau seit Beginn der Datenreihe von JODI im Januar 2007 entspricht. Die beiden wichtigsten OPEC-Produzenten setzen damit ihre Strategie der Verteidigung von Marktanteilen fort, was eine Strategieänderung bei der OPEC-Sitzung in gut zwei Wochen wenig wahrscheinlich macht.

Der Ölpreisanstieg der letzten Wochen war in erster Linie spekulativ getrieben. Doch auch hier scheint das Momentum nachzulassen. Sowohl bei WTI als auch bei Brent kam es in der Woche zum 12. Mai zu einem Rückgang der spekulativen Netto-Long-Positionen. Bei Brent fielen sie um 10,9 Tsd. Kontrakte, was dem ersten Wochenrückgang seit neun Wochen entsprach und zudem mit einem kräftigen Rückgang der Zahl der offenen Terminkontrakte (open interest) einherging. Diese sind bereits seit drei Wochen rückläufig, was auf ein nachlassendes Anlegerinteresse schließen lässt.


Edelmetalle

Nachdem der Goldpreis gestern Morgen noch auf ein 3-Monatshoch von gut 1.230 USD je Feinunze stieg, musste er im weiteren Tagesverlauf dem festen US-Dollar Tribut zollen und gab seine Gewinne fast vollständig wieder ab. Heute Morgen handelt er bei rund 1.220 USD. Dass der Goldpreis seine Gewinne nicht halten konnte, lag wohl auch an neuerlichen umfangreichen ETF-Abflüssen.

Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten gestern weitere Abflüsse von 5,6 Tonnen, die auf den SPDR Gold Trust zurückzuführen waren. Der iShares Silver Trust, der weltgrößte Silber-ETF, verzeichnete gestern bereits den dritten Tagesabfluss in Folge - dessen Bestände wurden während dieser Zeit um insgesamt 177 Tonnen reduziert. Der Silberpreis verliert heute Morgen merklich, nachdem er gestern bei 17,8 USD je Feinunze ein 3½-Monatshoch erreichte.

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Gemäß Daten des Verbands der europäischen Automobilproduzenten (ACEA) sind die Autoneuzulassungen in der EU im April im Vorjahresvergleich bereits den 20. Monat in Folge gestiegen. Im April legten sie um 6,9% auf 1,17 Mio. Einheiten zu. Volumenmäßig war dies laut ACEA der beste April seit sechs Jahren. Alle wesentlichen Absatzmärkte trugen positiv zu dieser Entwicklung bei. In den ersten vier Monaten des Jahres lagen die Autoneuzulassungen gut 8% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Dies spricht im diesellastigen europäischen Automarkt für eine robuste Nachfrage nach Platin und sollte den Preis entsprechend unterstützen.


Industriemetalle

Feste Aktienmärkte - der Dow Jones-Index hat gestern auf einem Allzeithoch geschlossen, der chinesische Aktienindex CSI 300 steigt heute um gut 3% - geben den Metallen am Morgen keinen Auftrieb. Diese handeln allesamt schwächer. Gemäß gestern veröffentlichter Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) wies der globale Bleimarkt im ersten Quartal einen moderaten Angebotsüberschuss von 11 Tsd. Tonnen auf.

Während die Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 2,3% zurückging, fiel die Nachfrage etwas stärker um 2,7%. Dabei wurde sowohl in China, in den USA und auch in Europa weniger Blei verbraucht. Der deutliche Lagerabbau seit Ende März - die LME-Bleivorräte sind seitdem um 30% auf ein 5-Jahrestief gefallen - deutet aber darauf hin, dass die Nachfrage zuletzt wieder angezogen hat. Der Bleipreis sollte u.E. gut unterstützt sein.

Am globalen Zinkmarkt übertraf in den ersten drei Monaten des Jahres das Angebot die Nachfrage den ILZSG-Daten zufolge um 140 Tsd. Tonnen. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum bestand noch ein Angebotsdefizit von 47 Tsd. Tonnen. Der aktuelle Überschuss kam vor allem durch eine deutlich gestiegene Produktion (+8,3%) zustande. Die Nachfrage legte „nur“ um 2,3% zu. Ähnlich wie bei Blei wurden auch die LME-Zinkvorräte in diesem Jahr bislang deutlich abgebaut und liegen derzeit auf dem niedrigsten Niveau seit 5½ Jahren. Auch der Zinkpreis sollte im Jahresverlauf u.E. gut unterstützt sein.


Agrarrohstoffe

Der Preis für CBOT-Weizen legte in den letzten drei Handelstagen um gut 8% zu und schloss gestern bei knapp 522 US-Cents je Scheffel. In der Spitze stieg er sogar auf 530 US-Cents. Laut Wetterdienst MDA besteht die Gefahr, dass anhaltende Regenfälle für zu viel Feuchtigkeit auf den bald erntebereiten Feldern sorgen und Pflanzenkrankheiten auslösen könnten, die die Erntequalität und Menge negativ beeinflussen. Im Norden der US-Plains wird zudem die Gefahr von Frostschäden gesehen.

Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre zuvor auf Rekordhöhe aufgebauten Netto-Short-Positionen in der Woche zum 12. Mai nur leicht abgebaut. Dies dürfte sich in den Folgetagen fortgesetzt und den Preisauftrieb unterstützt haben. Keine weitere Unterstützung dürfte der Weizenpreis jedoch durch den am Montag vom USDA veröffentlichten Bericht zur Pflanzenentwicklung bekommen. Denn auch zuletzt wurde der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten US-Winterweizenpflanzen um einen Prozentpunkt auf 46% angehoben und liegt nun um 13 Punkte über dem Vorjahreswert.

Auch der Weizenpreis in Paris profitierte von den Vorgaben aus den USA, was durch einen schwächeren Euro noch unterstützt wurde. Dieser Effekt überdeckt derzeit die vorzeitig abgeschaffte russische Weizenexportsteuer, wodurch die Konkurrenz für europäischen Weizen auf den Weltmärkten steigt.



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