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Goldkäufe der Chinesischen Zentralbank: Fakten vs. Spekulation

22.05.2015  |  Jan Nieuwenhuijs
- Seite 3 -
Xu nennt also die Goldmenge, die 2013 ins chinesische Festland importiert wurde (1.540 Tonnen). Hatte Xu wirklich die Erlaubnis, Chinas bestgehütetes Geheimnis auf einem LMBA-Forum preiszugeben? Könnte ein Teil dieser Importe tatsächlich in die PBOC geflossen sein? Ich denke nicht. Zudem erwähnt Xu ausdrücklich, dass alle Importe als auch die gesamte Bergbauproduktion (und das Recyclingangebot) über das SGE-System an KONSUMENTEN verkauft wurden - und nicht an die PBOC.

Sun Zhaoxue, ökonomischer Preisträger des Jahres 2011 in China (zudem ehemaliger Präsident der China Gold Association und Generaldirektor der China National Gold Group Corporation) schrieb im August 2012 Folgendes:

“Die individuelle Investitionsnachfrage ist eine wichtige Komponente des chinesischen Goldreservesystems, und wir sollten die individuelle Investitionsnachfrage nach Gold fördern. Wie die Praxis zeigt, ist der Goldbesitz der chinesischen Bürger eine effektive Ergänzung der nationalen Reserven und von hoher Bedeutung für die finanzielle Sicherheit der Nation.“

Sun unterscheidet hier klar zwischen Käufen der Konsumenten (SGE-Flüsse) auf der einen Seite und “nationalen Reserven“ auf der anderen.

9) Untersucht man die Goldkäufe an der SGE anhand der Entnahmen aus den SGE-zertifizierten Lagereinrichtungen, so lässt sich ein starker saisonaler Nachfragetrend um den Jahreswechsel herum ausmachen (und im April 2013, als der Goldpreis seinen berühmten Sturzflug hinlegte). Zu dieser Zeit kaufen die Chinesen normalerweise Gold für gegenseitige Geschenke. Sieht dieser Trend so aus, als würde die PBOC hier mitmischen?

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10) Obgleich der World Gold Council anfangs noch davon ausging, die PBOC würde Gold über die SGE akkumulieren, so scheint er, jüngeren Stellungnahmen nach zu urteilen, seine Meinung geändert zu haben (“Understanding China's Gold Market“ Juli 2014):

“Beim Goldkauf stehen Chinas Entscheidungsträgern eine ganze Bandbreite an Optionen zur Verfügung. So könnten sie zum Beispiel einen Teil des nach China fließenden Goldes akkumulieren; und es fließt nicht zu knapp. Es gibt jedoch Gründe, warum China vielleicht bevorzugt Gold an den internationalen Märkten ankauft: An der SGE wird das Gold in Yuan verkauft. Vorausschauende Käufer - wie zum Beispiel die PBOC mit ihren gewaltigen Reserven aus verschiedensten Währungen - möchten beim Goldkauf vielleicht lieber US-Dollar einsetzen anstatt das Gold mit der Binnenwährung zu erwerben. Zudem verfügen die internationalen Märkte deutlich über mehr Liquidität.“

11) Vielleicht nur als Zusatz: Ich selbst habe zwei Quellen auf dem chinesischen Festland, darunter ein Dozent für 'Ökonomie und Goldmärkte' von der Henan University of Economics and Law in Zhengzhou City. Von beiden Quellen heißt es, die PBOC kaufe kein Gold über die SGE an.

12) Nicht zuletzt hat auch der Präsident der Transaktionsabteilung der SGE gegenüber Na Liu von CNC Asset Management Ltd. bestätigt, dass die PBOC kein Gold über die SGE ankaufe. In einem Bericht über die SGE-Entnahmen im Jahr 2013 schrieb Na Liu:

“[V]on jenen 2.200 Tonnen Gold wurde nicht eine durch die chinesischen Zentralbank gekauft." Der Präsident sagte: ‘Die PBOC kauft kein Gold über die SGE an.‘“.


Warum die PBOC Gold über die Schanghaier Goldbörse ankaufen könnte

1) Es gibt auch Argumente für PBOC-Goldankäufe über die SGE. So sind die Kunden der SGE, wie man im vorhergehenden Chart sieht, sehr darauf bedacht, bei Kursrücksetzern zu kaufen. Entsteht dieses Kaufmuster nun durch clevere Kleinkäufer oder hat die PBOC vielleicht hier ihre Finger im Spiel? (Ich würde dazu anmerken: Aktuell gibt es an der SGE 8.358 institutionelle Kunden und 7,33 Millionen Privatkunden. Meiner Meinung nach können diese Käufer ohne weiteres für diese Kaufmuster an der SGE verantwortlich sein - mit Blick auf die SGE-Entnahmen im Verhältnis zum Goldpreis.

2) Wichtiger sind in diesem Zusammenhang die großen Metallmengen in den Bilanzen der chinesischen Banken. Auch wenn diese Bestände in den Jahresberichten der Banken nur selten präziser als mit dem Kürzel "Edelmetalle" ausgewiesen sind, so könnte es sich dabei vermutlich um Gold, Silber, Platin, Goldsparkonten, Goldswaps, Goldleihen, Goldbürgschaften und -derivate handeln.

Nach Schätzungen der MacQuarie Bank waren Ende 2014 ungefähr 1.800 Tonnen Gold in den Bilanzen aller chinesischen Banken verteilt. Auch wenn unklar bleibt, um welche Art von Gold es sich dabei handelt, so bin ich fest davon überzeugt, dass all diese Goldmengen irgendwann über das SGE-System aufgenommen wurden und somit zu den SICHTBAREN Goldflüssen gezählt werden müssen.

Diesen Bankenbilanzbeständen werde ich mich noch ausgiebig in einem kommenden Artikel widmen; vorerst wollen wir aber die Möglichkeit nicht ausschließen, dass ein Teil dieses Goldes zukünftig in die Bilanzen der PBOC gerechnet werden kann. Song Xin, Präsident der China Gold Association und Generaldirektor der China National Gold Group Corporation sowie Parteisekretär, schrieb in einem Zeitungskommentar im Juli 2014 Folgendes:

“Aufbau einer Goldbank. Wir müssen so schnell wie möglich eine Goldbank einrichten und dafür sorgen, dass sie die Trennung zwischen Rohstoffwelt und monetärer Welt durchbricht. Sie kann uns zudem bei der Reservebildung behilflich sein und uns mehr Kontrolle über den Goldmarkt geben. Sie könnte unter der Führung der PBOC stehen und von der China Gold Association geleitet werden, unter der Teilnahme führender Goldsektorfirmen und Geschäftsbanken.

Die Aufgaben dieser Bank wären unter anderem folgende: Feststellung des Goldpreises (Fixing), Goldfinanzierung und -Verleih, Zahlungen mit Goldgarantien, Goldsparkonten, Finanzierung der Goldproduktionskette sowie die Ausgabe von und der Handel mit Papiergoldinstrumenten sowie anderen Goldinstrumenten. Diese Goldbank wäre dann natürlich in der Lage, marktorientierte Methoden anwenden, um “Goldware“ in monetäre Reserven zu verwandeln und somit zur Verbesserung unserer strategischen Goldreserve beizutragen.“


3) Der vielleicht wichtigste Grund, warum einige denken, dass die PBOC Gold über den SGE ankauft, ist die große Kluft zwischen SGE-Entnahmen und der Verbrauchernachfrage (wie sie aus den Angaben des World Gold Council hervorgeht). Schauen wir uns DIESE KLUFT also einmal in einem Chart an.



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