Goldkäufe der Chinesischen Zentralbank: Fakten vs. Spekulation
22.05.2015 | Jan Nieuwenhuijs
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1994 produzierten Bergbaufirmen innerhalb Chinas 90 Tonnen Gold. Der folgende Chart zeigt die chinesische Bergbauproduktion seit 1994.Unser Startpunkt: 2.500 t (Schmuckbasis) + 394 t (offizielle Reserven) + 90 t (Bergbau) = 2.984 Tonnen Gold im Jahr 1994. Anschließend addierte ich noch die jährlichen Bergbauproduktionsmengen als Sammelposten, weil China seit diesem Jahr kein Gold mehr exportierte.
Im Jahr 2001 ließ die PBOC verlauten, dass die offiziellen Reserven des Landes auf 500 Tonnen gestiegen seien, 2003 auf 600 Tonnen und 2009 dann auf 1.054 Tonnen. Da der chinesische Goldmarkt in diesem Zeitraum noch nicht vollkommen liberalisiert war, zog ich alle PBOC-Bestandzunahmen bis 2003 wieder von der Binnenproduktion dieser Jahre ab. Von 2003 bis 2009 reichte das Gesamtangebot (Recycling + Minenproduktion + Importe aus Hongkong) aber nicht aus, um die Verbrauchernachfrage und die PBOC-Ankäufe im Umfang von 454 Tonnen abzudecken.
Obgleich die PBOC behauptet, dass alle Käufe vor 2009 aus chinesischen Bergbauoperationen sowie Recycling stammten, halte ich das nicht für möglich. Die chinesische Zentralbank begann zwischen 2003 und 2009 UNSICHTBAR Gold von irgendwoher einzuführen.
Fakt:
Ergebnis: Die minimalen oberirdischen Goldreserven auf dem chinesischen Festland betrugen nach Stand vom 31. März 2015 insgesamt 13.177 Tonnen (1.054 Tonnen offizielle Goldreserve und 12.123 Tonnen Privatreserven).
Damit wurde weder der chinesische Schwarzmarkt für Gold berücksichtigt, welcher im Zeitraum vor 2002 blühte, noch die Anlagen der vermögenden chinesischen Familien. Das ist also die konservativste Schätzung, die ich auf Grundlage alle gefundenen Daten machen konnte.
Diese Schätzung kann auch dann noch genutzt werden, falls die PBOC seit 2009 vorwiegend Gold über die SGE akquiriert hätte, weil jene Käufe dann schon von den SICHTBAREN Importzahlen erfasst wurden oder von der heimischen Bergbauproduktion. Beide Flüsse gehen durch die SGE. Falls dem so wäre, müssten die Ankäufe der PBOC von den 12.123 Tonnen Privatreserven abgezogen werden.
Meiner Auffassung nach hat die PBOC seit 2009 aber nicht über die SGE gekauft, sondern im Ausland über die großen Golddrehkreuze und möglicherweise auch von ausländischen Bergbauprojekten. Der nächste Chart ist eine Kopie der konservativen Schätzung von eben, jetzt allerdings erweitert um 500 Tonnen pro Jahr seit 2009 für die Goldkäufe der PBOC. Diese habe ich nicht von den Sammelposten, die für die akkumulierte Bergbauproduktion bzw. Importmengen stehen, abgezogen, weil ich davon ausgehe, dass dieses Gold UNSICHTBAR importiert wurde und nicht über die SGE kam.
Spekulation:
Nach dieser Rechnung wurden zum 31. März 2015 15.623 Tonnen Gold erreicht (3.500 t offizielle Reserve und 12.123 t Privatreserven). Allerdings könnte die offizielle Reserve etwas größer oder kleiner sein.
Zusammenfassung:
Fakt ist, dass die PBOC mindestens 1.054 Tonnen Gold hat und dass sich auf dem chinesischen Festland insgesamt mindestens 13.177 Tonnen befinden. Möglicherweise hält die chinesische Zentralbank sogar bis zu 3.500 Tonnen, womit sich die oberirdischen Gesamtreservemengen auf dem Festland bis auf 15.623 Tonnen erhöhen könnten. Falls die PBOC nun Gold über die SGE und im Ausland gekauft hat, müsste jener Teil, der durch die SGE floss, von den 12.123 Tonnen Privatreserven abgezogen werden (das würde die Gesamtreservemenge verringern).
Darüber hinaus könnte es deutlich mehr Gold in China geben - akkumuliert in tausenden Jahren Zivilisation - wofür ich aber keine Beweise habe.
Das sind die bestmöglichen Schätzungen, die ich aktuell machen kann; sobald mir neue Informationen verfügbar sind, werde ich Sie benachrichtigen.
Nachtrag
Oben wurden Aussagen von Song Xin (China Gold Association, Juli 2014) und Jeremy East (25. Juli 2014) präsentiert, in denen es darum geht, dass China an einem neuen Währungssystem arbeitet, das auch Gold beinhalten wird. Ähnliche Aussagen stammen auch von Zhou Ming, Generaldirektor der Edelmetallabteilung der ICBC, als er von Jeremy East auf dem LMBA-Forum in Singapur (Juni 2014) gefragt wurde, ob die Aussage "Das Gold des Westens wandert in den Osten" wahr wäre:
“Da der Status des US-Dollars als internationale Reservewährung wacklig geworden ist, wird eine neue globale Währungsstruktur konzipiert. Die traditionelle Dollar-Bewertung von Gold wird ungewissen Veränderungen ausgesetzt sein, also wird auch der Einfluss des US-Dollars auf die Goldkursfindung einer Neubewertung unterzogen werden.“
Jean-Claude Trichet, ehemaliger Präsident der Europäischen Zentralbank und stellvertretender Vorsitzender des Thinktanks “International Finance Forum (IFF) sagte auf einem Treffen dieses Forums in Peking (im April 2014) Folgendes:
“Die Weltwirtschaft und das globale Finanzwesen befinden sich derzeit an einem Wendepunkt […] nicht nur innerhalb der entwickelten Wirtschaften werden neue Regeln diskutiert, sondern auch in allen Schwellenländern, so auch im wichtigsten der Schwellenländer - China.“
Im IFF-Vorstand sitzen Herr Cheng Siwei als Vorstandsvorsitzender, Herr Paul Volcker als Ehrenvorstandvorsitzender, Herr Han Seung-soo, Herr Jean-Claude Trichet, Herr Kevin Rudd als stellvertretender Vorstandsvorsitzender sowie Herr Dai Xianglong als Präsident.
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© Jan Nieuwenhuijs
The Gold Observer
Dieser Artikel wurde am 21. Mai 2015 auf www.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.