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Goldgeld: besser als "Fiat"-Geld

08.06.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Dauerhaft können die Zentralbanken Kreditausfall- und Inflationssorgen nicht gleichermaßen unterdrücken. Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, was Gold eigentlich ist. Für die einen ist es ein Vermögensgut, ein Sachwert, für die anderen ein Rohstoff für Industrie- und Schmuckzwecke.

Unbestritten dürfte jedoch vor allem eines sein: Gold ist das ultimative Zahlungsmittel. Seit Jahrtausenden dient Gold als Geld, und vermutlich ist das Gold das beste Geld, das die Menschheit bisher hatte.

Gold wird immer akzeptiert, auch in solchen Extremphasen, in denen das heutige ungedeckte Geld (das "Fiat"-Geld) absehbar nicht mehr als Geld akzeptiert werden würde. Akzeptiert man diese Einschätzung, so lassen sich einige wertbestimmende Fak-toren für das Gold - und natürlich auch für das ungedeckte Geld (das "Fiat"-Geld) - aufführen und ihre Wirkung benennen.

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Anmerkung: Ein steigender (sinkender) Pfeil deutet an, dass die Goldnachfrage und der Goldpreis steigen (sinken). Es handelt sich hier um Einschätzungen.


Steigt die Inflation (für alle offensichtlich), so steigt die Goldnachfrage und auch (ceteris paribus) der Goldpreis, während die Nachfrage nach ungedecktem Geld abnehmen sollte, weil es durch Inflation entwertet wird. Steigen die Zinsen oder die Aktienkurse, sollten die Goldnachfrage und der Goldpreis fallen, weil die Kosten der Goldhaltung zunehmen. Aus gleichen Gründen sollte dann auch die Nachfrage nach ungedecktem Geld absinken.

Wächst die Wirtschaft, so dürfte das ebenfalls für eine steigende Goldnachfrage und einen zunehmenden Goldpreis sprechen; und auch die Nachfrage nach ungedecktem Geld zu Transaktionszwecken dürfte steigen. Wenn die Kreditausfallrisiken zunehmen, sollten die Goldnachfrage und der Goldpreis zulegen - schließlich ist Gold nicht nur ein Schutz vor Geldentwertung, sondern schützt auch vor Zahlungsausfällen.

Mit diesen Überlegungen lässt sich die jüngste Preisentwicklung des Goldes vielleicht besser verstehen.


Erklärungsfaktoren

Seit Anfang 2013 steigen die kurzfristigen US-Zinsen. Die Marktakteure erwarten also, dass die US-Zentralbank die Zinsen erhöhen wird. Diese Entwicklung hat den Goldpreis gedämpft.

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Quelle: Thomson Financial


Gegen Ende 2012 hat die US-Zentralbank ihr Anleiheaufkaufprogramm und die Geldmengenvermehrung noch einmal verlängert. Hätte das nicht zu Inflation und damit zu einem steigenden Goldpreis führen müssen?

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Quelle: Thomson Financial


Das neue Geld wurde dem Bankensektor zugeführt, um ihn zahlungsfähig zu halten. Gleichzeitig ließ die US-Zentralbank die Kurzfristzinsen ansteigen - und der Zinseffekt erwies sich als "durchschlagend(er)" auf den Goldpreis.

Außerdem beförderte die US-Geldpolitik ein Ansteigen der Aktienkurse - und schmälerte auch dadurch die Goldnachfrage und den Goldpreis. Aktien erschienen für viele Investoren "attraktiver" als das Halten von Gold.

Bis Ende 2012 hatten vor allem auch die steigenden Kreditausfallsorgen in den Finanzmärkten den Goldpreis in die Höhe getrieben: Gold ist nicht nur eine Versicherung gegen Inflation, sondern auch gegen Zahlungsausfälle.

Nachdem die US-Zentralbank Ende 2012 aber ankündigt hatte, sie wolle ihre Anleihekäufe fortsetzen, wurde den Finanzmarktakteuren klar, dass es keine politisch ungewollten Zahlungsausfälle mehr geben wird.



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