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18. Juni oder 30 Juni oder 31. Juli - Bedeutung der Terminverschiebungen

15.06.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1203 (07.34 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1152 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.50. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.0445.

Was wissen die Herren Tsipras und Varoufakis, was der Markt nicht weiß?

Die Position, die beide Herren einnehmen, ist mit jedem Tag, der im vermeintlichen Höhepunkt der Krise vergeht, selbstbewusster. Dieses Verhalten nur auf die innenpolitische Konstellation der griechischen Regierung und sich daraus ergebende Zwänge zu reduzieren, wäre grob fahrlässig. Man ändert die eigene Verhandlungsposition bestenfalls in zartesten Ansätzen gegenüber der Troika.

Man trifft sich, um nach 45 Minuten Gespräche einzustellen. Anschließend fordert man Schuldenschnitte, Umschuldungen und aggressivste Laufzeitverlängerungen. Wer treibt hier wen vor sich her. Herr Varoufakis tönt, dass für Frau Merkel das Thema Grexit nicht existiere. Dieses Verhalten findet vor dem Risiko statt, dass im Falle des Grexit, die griechische Wirtschaft und Gesellschaft in ein Chaos abdriften würde.

Fakt ist, dass die Eurozone einen Grexit verarbeiten könnte - Griechenland drohte das Chaos.

Bezüglich einer rationalen Analyse ergeben sich zwei Möglichkeiten für dieses Verhalten der griechischen Führung: Übertriebener Spieltrieb gekoppelt mit vollständiger Verantwortungslosigkeit gegenüber der eigenen Bevölkerung oder die Kenntnis, dass ein Grexit politisch sowohl von Seiten der EU als auch der USA als absolute "No-Go Area" definiert wurde.

Nur so erklärte sich, dass der Schuldner den Eindruck vermitteln kann, die Bedingungen der Kreditvergabe zu determinieren. Nur so ließe sich erklären, dass die Troika vorgeführt wird. Nur so ließe sich erklären, dass Begriffe wie "ultimativ" nur leere Worthülsen sind. Nur so ließe sich erklären, dass die Zeitlimite latent nach hinten verschoben werden.

Sofern sich die Regierung in Athen durchsetzen sollte, stellten sich folgende Fragen:

Was bedeutet das für zukünftige Durchsetzung von Reformprogrammen in der Eurozone? Was bedeutet das für die Glaubwürdigkeit der Eurozone? Wird dadurch die Zukunftsfähigkeit der Eurozone gestärkt? Wie müssen sich die Bürger der Eurozone fühlen, die sich an Regeln halten und nun zahlen? Wie buchstabieren die verantwortlichen Politiker den Begriff Verantwortung für die gesamte Eurozone? Was ist der Preis für einen "quick Greek fix" mittel - und langfristig? Was wissen die Herren Tsipras und Varoufakis, was der Markt nicht weiß?


Industrieproduktion der Eurozone verfehlt Erwartung:

Per Berichtsmonat April legte die Industrieproduktion der Eurozone im Monatsvergleich um 0,1% zu. Die Prognose war bei 0,3% angesiedelt. Mehr noch wurde der Vormonatswert von -0,3% auf -0,4% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,8% (Prognose 1,1%) nach zuvor 2,1% (revidiert von 1,8%)

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US-Verbrauchervertrauen setzt positive Akzente:

Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan federte laut vorläufigen Berechnungen sportlich zurück. Der Index legte von zuvor 90,7 auf 94,6 Punkte zu, nachdem es im Vormonat zu einem Rückgang von 95,9 auf 90,7 Zähler kam.

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US-Erzeugerpreise

Die US-Erzeugerpreise verzeichneten per Mai einen unerwartet starken Anstieg um 0,5% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei 0,4%. Der Anstieg der Energiepreise um 5,9% war ausschlaggebender Faktor. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 1,0% nach -1,3%.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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