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Breit angelegter Rückzug der Finanzanleger

15.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starten mit Verlusten in die neue Handelswoche. Brent fällt auf 63,5 USD je Barrel, WTI unter 60 USD je Barrel. Grund hierfür ist das anhaltende Überangebot. Laut IEA produziert die OPEC derzeit 1 Mio. Barrel Rohöl pro Tag mehr als im zweiten Halbjahr benötigt. Saudi-Arabien hat darüber hinaus angekündigt, bei einem Anstieg der Nachfrage sein Angebot weiter erhöhen zu wollen. Ein Abbau des Überangebotes ist somit nur möglich, wenn das Nicht-OPEC-Angebot zurückgeht. Dafür gibt es bislang noch keine Anhaltspunkte.

Die US-Rohölproduktion stieg Anfang Juni auf das höchste Niveau seit 43 Jahren. Der Rückgang der aktiven Ölbohrungen setzte sich letzte Woche zum 27. Mal in Folge fort, auch wenn die Dynamik in den letzten Wochen spürbar nachgelassen hat. Zuletzt wurden im Wochenvergleich noch 7 Ölbohrungen stillgelegt. Die geringere Bohraktivität hat aber noch nicht zu einem erkennbaren Rückgang der US-Ölproduktion geführt. Lediglich in einigen Schieferölvorkommen ist die Förderung etwas gesunken.

In Nord-Dakota sank die Ölproduktion offiziellen Angaben zufolge im April geringfügig auf 1,17 Mio. Barrel pro Tag, von 1,19 Mio. Barrel pro Tag im März. Aus dem Bericht der staatlichen Rohstoffbehörde geht auch hervor, dass im April 1.582 Bohrlöcher nicht genutzt wurden. Diese können jederzeit wieder in Produktion genommen werden. Die spekulativen Finanzanleger haben sich bei WTI in der Woche zum 9. Juni zum vierten Mal in den letzten fünf Wochen zurückgezogen und damit zum Preisrückgang unter 60 USD je Barrel in der Berichtswoche beigetragen.


Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt nach wie vor bei rund 1.180 USD je Feinunze und ignoriert damit immer noch die sich weiter zuspitzende Schuldenkrise um Griechenland. Auch Silber profitiert nicht und notiert unter der Marke von 16 USD je Feinunze. Neue Verhandlungen am Wochenende zwischen der griechischen Regierung und der EU wurden ergebnislos abgebrochen, da die Positionen laut eines Sprechers der EU-Kommission zu weit auseinander lagen.

Am Donnerstag sollen Gespräche mit der Eurogruppe stattfinden - ein Durchbruch scheint nach dem gestrigen Tag fraglich. Damit rückt die mögliche Staatspleite des hoch verschuldeten Landes am Monatsende immer näher. Die spekulativen Finanzanleger verlieren angesichts der dürftigen Preisentwicklung bei Gold und Silber offenbar die Geduld und setzen verstärkt auf fallende Preise.

In der Woche zum 9. Juni haben sie gemäß CFTC-Statistik ihre Netto-Long-Positionen bei Gold um 39% auf ein 4-Wochentief von 37,6 Tsd. Kontrakte reduziert, wobei dies fast ausschließlich durch einen Aufbau von Short-Positionen zustande kam.

Bei Silber wurden die Netto-Long-Positionen sogar um 77% auf 8,7 Tsd. Kontrakte abgebaut, den niedrigsten Stand seit sechs Wochen. Die Short-Positionen wurden hier im Wochenvergleich verdreifacht.

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Bei Platin und Palladium kam es ebenfalls zu einem - wenn auch moderaten - Abbau von Netto-Long-Positionen. Der zunehmende Pessimismus dieser Anlegergruppe dürfte unseres Erachtens steigenden Preisen entgegenstehen. Erst wenn die Stimmung dreht, rechnen wir wieder mit nachhaltig höheren Notierungen.


Industriemetalle

Die Metallpreise zeigen sich zum Wochenauftakt schwach und stehen weiter unter Druck. Kupfer fällt um knapp 2% und handelt nur noch bei rund 5.800 USD je Tonne. Dies ist der niedrigste Stand seit fast drei Monaten. Die spekulativen Finanzinvestoren haben bei Kupfer ihre Netto-Long-Positionen in der Woche zum 9. Juni die vierte Woche in Folge reduziert und erstmals seit Februar wieder Netto-Short-Positionen aufgebaut. Sie haben damit wohl stark zum Preisrückgang von Kupfer in den letzten Wochen beigetragen.

Aluminium verbilligt sich um etwa 1,5% und fällt auf gut 1.700 USD je Tonne, den tiefsten Stand seit fünfzehn Monaten. Da auch die physischen Prämien zuletzt deutlich gefallen sind - in Europa liegen sie aktuell laut Platts bei 110-130 USD je Tonne -, kommen die Produzenten zunehmend unter Druck. Sofern sie nicht wie in China staatlich subventioniert werden, dürften Produktionskürzungen unvermeidbar sein.

Ob sich dadurch das Überangebot am Weltmarkt allerdings abbauen lässt, ist unseres Erachtens fraglich. Denn China hat gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros im Mai rekordhohe 2,67 Mio. Tonnen Aluminium produziert, 40% mehr als im Vorjahr. Ein Teil davon wird exportiert, womit China zum reichhaltigen Angebot am Weltmarkt maßgeblich beiträgt. Erst wenn Angebot und Nachfrage wieder mehr ins Gleichgewicht rücken, dürfte der Aluminiumpreis nachhaltig zulegen.


Agrarrohstoffe

Sojabohnen notieren am Morgen erstmals seit Juli 2010 in einem nächstfälligen Kontrakt unter 9 USD je Scheffel. Die Änderungen in den Prognosen des US-Landwirtschaftsministeriums vom letzten Mittwoch geben dafür nur wenig her: Vielmehr wurden der globale Verbrauch 2014/15 nach oben und die Endbestände nach unten korrigiert, was maßgeblich auf die USA zurückgeht.

Absolut aber dokumentiert der jüngste USDA-Bericht einmal mehr die Erwartung einer hohen Verfügbarkeit von Sojabohnen auch in der kommenden Saison. Für die USA wurde die Produktion 2015/16 zwar nicht angehoben, doch drückt das derzeit vorteilhafte Wetter mit ausreichend Feuchtigkeitszufuhr auf den Preis. Dass in einigen Regionen Regen die Aussaat behindert, beunruhigt derzeit dagegen kaum.

Die Internationale Kaffeeorganisation ICO schätzt das Defizit am globalen Kaffeemarkt 2014/15 mit mindestens 8 Mio. Sack nun noch etwas höher ein als in ihren letzten Verlautbarungen. Die weltweite Produktionsmenge von knapp 142 Mio. Sack hatte die ICO schon vor Wochen genannt. Für 2015/16 hält die ICO eine Prognose zur Marktbilanz noch für verfrüht.

Der schwache Brasilianische Real sowie derzeit gutes Erntewetter in Brasilien wirken weiter belastend auf den Preis für Arabica-Kaffee. Nach einem zweiwöchigen Anstieg auf 141 US-Cents je Pfund gab dieser seit Mitte letzter Woche wieder um fast 4% nach.



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