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Drama nächster Akt

16.06.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1203 (08.02 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1260 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 123.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 139.26. EUR-CHF oszilliert bei 1.0480.

So lange sich das Drama um unsere griechischen Freunde fortsetzt, bleiben Tage wie Gestern eher die Regel als Ausnahme. Und diese Regel lautet: Ungewissheit gleich Spekulation gleich Volatilität

Schön, wenn in dieser verrückten Welt immer noch alte Regeln greifen. Es bleibt wie gewohnt: Varoufakis und Tsipras präsentieren sich als Opfer. Europas Politiker sind wie paralysiert und erstarrt angesichts der Verhandlungstaktik Griechenlands.

Risikoaktiva wird in diesem Umfeld massiv abgebaut. Dies bezieht sich nicht nur auf Aktien, die auch heute Vormittag wieder in den Rückwärtsgang geschaltet haben, sondern - und im speziellen - auch auf Staatsanleihen.

Nicht nur die Verschiebung der letzten Wochen - der Renditeanstieg am langen Ende - der auf gestiegene Inflationserwartungen abzielt, sondern auch die deutlichen Anstiege im kurzen und mittelfristigen Bereich sind inzwischen dramatisch. Dass griechische Bonds verkauft werden, ist fast schon ein Naturgesetz, hier sehen wir schon lange eine inverse Renditekurve. Nein, jetzt nimmt der Druck auf italienische und portugiesische Anleihen leiden massiv. Die EZB wird sich diese Verwerfungen wahrscheinlich nicht mehr lange ansehen. Schließlich implizieren diese Bewegungen auch zu einem guten Teil Zweifel an der Durchschlagskraft der Notenbank.

Das Szenario "Grexit" wird immer realer, in die nervösen und dünnen Märkte verkaufen die Risikosysteme der Investoren und treiben die Volatilität noch weiter in die Höhe.

Dagegen zeigt sich der Devisenmarkt unbeeindruckt und markiert ähnliche Werte wie Gestern. Hier ist die Bewegungsbreite zwar deutlich geringer, aber auch hier kann es deutliche Ausschläge innerhalb kürzester Zeit geben, ohne dass fundamentale Meldungen wirklich nachhaltig belastbares Material liefern.

A propros belastbar ... widmen wir uns neben der Politik auch der Realwirtschaft, hier gab es zum Wochenauftakt nur Meldungen aus den USA:

Eine deutliche Enttäuschung lieferte der NY Fed Manufacturing Index, der von 3,1 Punkten in negatives Terrain drehte und aktuell bei -2,0 Zählern notiert. Damit liegt der Wert auf dem niedrigsten Level seit zwei Jahren. Negativ wirkten Einbrüche bei Neubestellungen sowie die Rückgänge bei Auslieferungen. Die Zukunftsaussichten stellten sich auf das niedrigste Niveau seit Januar 2013 und sind in den letzten zwei Monaten massiv (-10 Punkte) gefallen.

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Auch im Mai fiel die US-Industrieproduktion schwach aus. Nach revidierten -0,5 Prozent im Vormonat zog der Wert zwar auf -0,2 Prozent an, enttäuschte aber dennoch. Gerechnet wurde im Vorfeld mit einer Zunahme von 0,3 Prozent. In Verbindung mit der Aprilrevision (um -0,1 Prozent) war das Bild sehr trist. Ohne den stark subventionierten Autosektor lag das Minus sogar bei -0,3 Prozent, denn die wichtigen anderen Industriesektoren zeigen sich in keiner guten Verfassung. Im ersten Quartal war es angeblich das Wetter, das für die schwachen Zahlen verantwortlich war, jetzt gibt es die Story vom (zu) harten Dollar.

Die Begründungen von offiziellen und inoffiziellen Stellen haben mannigfaligen Charakter, nur werden diese nie dem Kernbereich, nämlich der eigentlichen Wettbewertbsfähigkeit der Unternehmen auf dem Weltmarkt bzw. den Folgen der Deindustriealisierung (Trendumkehr nur behutsam) zugerechnet.

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Einen deutlichen Anstieg verbuchte der NAHB Hauspreisindex, der von 54 Punkten auf 59 Indexzähler anstieg. So hoch lag der Index seit September 2014 nicht mehr. Sämtliche Indikatoren fielen positiv aus, wobei die aktuell anhängigen Hausverkäufe den größten Anteil an der Entwicklung hatten.

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Ernste Zweifel ob einer graduellen Erholung im zweiten Quartal bleiben nach Studium der Zahlen in den vergangenen Tagen in jedem Fall bestehen. Sorge bereitet der schwache Konsum, der nicht nur von US-Seite fraglich ist, sondern auch aus dem Ausland keine stabile Unterstützung liefert.

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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