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Sturmwarnung lässt Öl- und Gaspreise steigen

16.06.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis sprang nach dem Kontraktwechsel in der Nacht gut einen US-Dollar nach oben und handelt am Morgen oberhalb von 64 USD je Barrel. Der ausgelaufene Juli-Kontrakt stand gestern stark unter Druck und ging letztlich bei 62,5 USD je Barrel aus dem Handel. WTI handelt wieder bei mehr als 60 USD je Barrel. Gestern wurden im Tief 58,7 USD je Barrel erreicht.

Im Gegensatz zu Brent gab es bei WTI keinen Kontraktwechsel, welcher den Preisanstieg erklären kann. Vielmehr warnte das US-Hurrikanzentrum, dass ein Tropensturm die texanische Golfküste treffen könnte. An der US-Golfküste befinden sich knapp die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten. Eine Beeinträchtigung der Rohölverarbeitung aufgrund des Tropensturms würde eigentlich eher für niedrigere Ölpreise sprechen, weil dadurch die Rohöllagerbestände steigen.

Preistreibend wäre dies dagegen für Ölprodukte, wo es aufgrund der geringeren Produktion zu einem Lagerabbau käme. Stattdessen stehen die Crackspreads in den USA aufgrund des gestiegenen WTI-Preises unter Druck. Bei US-Erdgas kam es infolge der Sturmwarnung sogar zu einem Preissprung um 5% auf 2,9 USD je mmBtu.

Allerdings kommen nur noch 4% der US-Erdgasproduktion aus dem Golf von Mexiko. Daher haben wohl auch Vorhersagen wärmerer Temperaturen in Teilen der USA eine Rolle gespielt, wodurch der Erdgasbedarf für den Betrieb von Klimaanlagen steigt. Zudem bestanden in der Woche zum 9. Juni bei Erdgas die höchsten spekulativen Netto-Short-Positionen seit November 2009, so dass es zu Shorteindeckungen gekommen sein dürfte.


Edelmetalle

Die drohende Staatspleite Griechenlands lässt den Goldmarkt nach wie vor weitgehend kalt. Das gelbe Edelmetall handelt am Morgen bei 1.185 USD bzw. 1.050 EUR je Feinunze. Obwohl die Unsicherheit in Bezug auf Griechenland hoch ist und gestern klar die Risikoaversion an der Finanzmärkten vorherrschte - so kamen die Aktienkurse teilweise deutlich unter Druck -, haben die ETF-Anleger ihre Bestände weiter reduziert: Die von Bloomberg erfassten Gold-ETFs verzeichneten Abflüsse von 2,8 Tonnen.

Da die Zeit für Griechenland immer knapper wird, sollte Gold als sicherer Hafen in den nächsten Wochen stärker nachgefragt sein, was schlussendlich auch den Preis unterstützen sollte. Stark unter Druck stand gestern vor allem Platin, das zwischenzeitlich auf 1.077 USD je Feinunze fiel und damit den tiefsten Stand seit April 2009 markierte. Vorübergehend war das hauptsächlich in der Autoindustrie verwendete Edelmetall mehr als 100 USD je Feinunze günstiger als Gold. Dies war zuletzt im Januar 2013 der Fall.

Wir sehen die Gründe für den Preisrückgang von Platin vor allem in der Schwäche des Goldpreises, die Platin mit nach unten zieht, dem schwachen Südafrikanischen Rand, welcher das Angebot aus dem wichtigsten Produzentenland erhöht, und Verkäufen seitens spekulativer Finanzanleger. Diese haben ihre Netto-Long-Positionen bei Platin in der Woche zum 9. Juni auf 10,4 Tsd. Kontrakte und damit den tiefsten Stand seit August 2012 abgebaut, was nahezu einer Halbierung innerhalb von drei Wochen entspricht.

Der niedrige Preis hat gestern aber offenbar Schnäppchenjäger angelockt. Denn die Platin-ETFs verzeichneten mit 15,6 Tsd. Unzen den höchsten Tageszufluss seit März.

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Industriemetalle

Die Metallpreise standen gestern im breit angelegten Abwärtssog des gesamten Rohstoffmarktes und gaben auf Schlusskursbasis mit Ausnahme von Zinn allesamt nach. Ausgehend von der hohen Risikoaversion der Marktteilnehmer, die sich auch in teilweise stark sinkenden Aktienmärkten widerspiegelte, fiel der LME-Industriemetallindex um 1,5% auf ein 3-Monatstief von gut 2.660 Punkten. Kupfer handelte dabei zeitweise deutlich unter 5.800 USD je Tonne, Aluminium fiel erstmals seit Februar 2014 vorübergehend unter die Marke von 1.700 USD je Tonne.

Eine merkliche Erholung bleibt bislang aus. Zum Preisrückgang dürften die spekulativen Finanzinvestoren maßgeblich beigetragen haben, denn diese dürften ihre Netto-Long-Positionen weiter klar reduziert haben. Daten hierzu werden heute von der LME veröffentlicht. Die gestrigen Daten zur US-Industrieproduktion im Mai gaben den Preisen keine Unterstützung, denn diese lagen unter den Erwartungen.

Heute werden Daten zum US-Häusermarkt veröffentlicht. Sollten diese ebenfalls enttäuschen, könnte das die Metalle weiter unter Druck bringen. Der Preisrückgang scheint uns mittlerweile aber übertrieben und das Ausmaß ist aus fundamentaler Sicht nicht zu rechtfertigen. Viele Metallmärkte sind unseres Erachtens wesentlich angespannter als es die niedrigen Preise andeuten. Wir erwarten mittel- bis langfristig wieder deutlich höhere Metallpreise.


Agrarrohstoffe

Der Weizenpreis gab gestern nochmals um knapp 3% nach und sank erstmals seit Anfang des Monats unter 500 US-Cents je Scheffel. In seinem gestrigen Bericht zur Pflanzenentwicklung ließ das USDA den Anteil der mit gut und sehr gut bewerteten Winterweizenpflanzen bei 43% unverändert.

Nachdem das USDA am letzten Mittwoch seine Ertragsschätzung angehoben hatte, wäre eine Herabstufung der Qualität - wie sie in den beiden Vorwochen vorgenommen worden war - auch unverständlich gewesen. Das Ende der zum Teil heftigen Regenfälle in einigen Gebieten der Plains soll bevorstehen und dann auch in den betroffenen Gebieten von Texas, Oklahoma und Kansas eine reibungslose Ernte erlauben.

Nach einem Anstieg um 19% zwischen Mitte April und Ende Mai gaben die Notierungen für Kautschuk in Singapur zuletzt wieder nach. Derzeit kostet Kautschuk 158 US-Cents je kg. Offensichtlich zeigt sich der Markt wenig davon beeindruckt, dass das Analysehaus The Rubber Economist ein Angebotsdefizit am globalen Kautschukmarkt 2014 ausweist und auch für die Jahre 2015 bis 2017 Defizite prognostiziert.

Allerdings soll dieses 2015 wie 2014 nur marginal ausfallen und auch in den Folgejahren jeweils nur rund 200 Tsd. Tonnen betragen. Die Nachfrage soll in allen Jahren stärker zulegen als das Angebot, vor allem in Asien. Nach jahrelangen Überschüssen sind die Lager aber sehr gut gefüllt. Einen eindeutigen Einfluss von El Niño auf die Kautschukproduktion sieht The Rubber Economist nicht.



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