Tech als Stolperstein
13.07.2015 | Robert Rethfeld
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Kürzlich war zu lesen, dass eine US-Firma eine Keksdose erfunden hat, die sich erst dann - mittels Bluetooth-Technologie - öffnet, wenn eine Person eine bestimmte körperliche Leistung vollbracht hat, z.B. eine festgelegte Anzahl von Kalorien heruntertrainiert hat.Mit ein wenig Fantasie kann man sich vieles vorstellen. Nehmen wir an, eine Person entscheidet, dass sie nur dann einen Burger bei McDonalds essen möchte, wenn sie ein bestimmtes sportliches Ziel erreicht hat. McDonalds kennt die Kundendaten über die App (Alter, Geschlecht, Gewicht, Adresse, Geschmacksrichtung etc). Nehmen wir weiter an, dass die betreffende Person weitere, mit der Apple Watch erhobene Daten wie die aktuelle Herzfrequenz, den Blutdruck, die verbrauchten Kalorien und die Bewegungsintensität McDonalds zur Verfügung stellt.
Mit diesen Daten könnte das Unternehmen einen Burger herstellen, der die Kalorienvorräte in Abhängigkeit von Daten, Geschmacksrichtung und einem Trainingsplan wieder auffüllt.
Auch wenn der Leser sarkastisch auflachen mag: Hier liegt für App-Entwickler, Startups und etablierte Unternehmen ein großes Feld brach, dass in den kommenden Jahren be-ackert werden dürfte. Viele ältere Leser dürften diesem Trend automatisch Orwell’sche Dimensionen zuordnen.
Eine ganze Reihe jüngerer Leute sieht darin nichts Verwerfliches, sondern möchte sich das eigene Leben erleichtern. Sie möchten eine Balance zwischen körperlicher Betätigung und Belohnung finden. Warum selbst darauf achten, wenn ein Gerät das viel besser kann? Das muss nicht ausschließlich die Apple-Watch sein. Geräte werden miteinander konkurrieren.
Und es geht weiter. Der implantierte Chip ist bei Hunden, Katzen und Frettchen seit dem Jahr 2011 für grenzüberschreitende Reisen EU-weit vorgeschrieben.
http://www.tiermedizinportal.de/magazin/die-10-wichtigsten-informationen-zum-haustier-chip/151215
Lange bevor so etwas beim Menschen zur Vorschrift wird, dürfte sich der implantierte Chip auf freiwilliger Basis dann durchsetzen, wenn die Zahl der - aus Sicht der Nutzer - sinnvollen Anwendungen ("Apps") eine bestimmte Grenzschwelle überschreitet. Der Apple Chip dürfte die Apple Watch im Laufe der Zeit beerben.
Das mag noch einige Jahre dauern. Denn Apple war weder beim Smartphone noch bei der Uhr der Trendsetter. Apple reagiert erst dann mit einem Produkt, wenn die Firma sich sicher ist, dass eine Innovation an der Schwelle zur Akzeptanz bei den "hippen Innova-tionsbeschleunigern" steht, sich also aus der Ursuppe bereits verabschiedet hat. Der Chip ist noch Ursuppe, die Uhr nicht mehr.
Die Frage ist allerdings, ob virtuelle Realität und der Hang zur Selbstmessung Rückgänge im traditionellen Geschäft kompensieren können. Man soll der Phantasie keine Grenzen setzen, aber zumindest für eine Übergangszeit dürfte eine Kompensation nicht gelingen.
Halbleiterhersteller liefern die Vorprodukte für Endbenutzergeräte. Wenn Firmen wie Apple oder Samsung merken, dass ihr Geschäft weniger gut läuft, reduzieren sie die Orders für die Vorkomponenten. Deshalb ist der Verlauf von Halbleiteraktien ein guter Frühindikator.
Der US-Halbleiterindex markierte sein Jahreshoch praktisch bereits im Februar. Der Ausbruch auf ein neues Hoch im Mai erwies sich als Fehlausbruch. Seit sechs Wochen fällt der Index. Der Verlust von Hoch beträgt 15 Prozent, die wichtige 200-Tage-Linie wurde unterschritten.
Hinzu kommt, dass der US-Halbleiter-Index für den S&P 500 in den Jahren 2000 und 2007 die Funktion eines vorauslaufenden Indikators besaß (siehe Pfeile folgender Chart).
Der Halbleiterindex bildete in den Phasen, in der der S&P 500 nochmals auf ein neues Hoch stieg, bereits jeweils ein niedrigeres Hoch aus.
Hat der US-Halbleiterindex tatsächlich am Anfang Juni 2015 sein Bullenmarkthoch markiert und behält der Index seine vorauslaufende Funktion, so würde dies für den S&P 500 ein Negativomen bedeuten. Ein Ende des Bullenmarktes des Halbleiter-Index scheint eingeläutet worden zu sein. Der S&P 500 reagiert in der Regel mit etwas Verspätung und ausgedehnter Top-Bildung.
Technologie und Innovation werden ohne Zweifel voranschreiten. Aber dieses Vorangehen unterliegt Zyklen. Schrumpfende PC-Märkte, stagnierende Tablet-Verkäufe sowie sich der Sättigungsgrenze annähernde Smartphone-Verkäufe lassen nicht genug Platz für eine Fortsetzung des ungestümen Anstiegs der Nasdaq- und Halbleiter-Werte. Bis sich die nächsten Technologien in Verkäufe umsetzen lassen, könnten die Tech-Werte daher "durchhängen". Diese Vermutung wird von der Charttechnik unterstützt.
Dies würde eine Verschnaufpause für die Tech-Werte bedeuten. Wenn mit den Tech-Werten eine zentrale Unterstützung der Märkte fehlt, dann ist offensichtlich, dass sich eine "Tech-Pause" negativ auf den breiten Markt auswirken wird.
© Robert Rethfeld
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