Ein Blick auf das heutige Europa
23.07.2015 | Folker Hellmeyer
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Etwas Erleichterung macht sich in den Wechselkursen breit. Nachdem das griechische Parlament das zweite Reformpaket (Themen u.a. Abwicklung maroder Banken, Zivilprozessordnung) abgeknickt. Mit einer deutlichen Mehrheit von 230 zu 70 wurde der Weg hin zu Verhandlungen mit den Institutionen aus IWF, EZB und EU-Kommission frei gemacht. Interessant war dabei der Fakt, dass es aus der Syriza Partei weniger Abweichler gab als bei Reformpaket Nr. Eins.
Dennoch gab es aus der eigenen Partei keine Mehrheit für Tsipras. Ab Freitag sollen endlich Verhandlungen über das dritte Rettungspaket aufgenommen werden. Tsipras versuchte aufkeimenden Optimismus einzufangen indem er davon sprach, dass die Aufnahme von Verhandlungen noch immer keinen erfolgreichen Abschluss garantiert.
Trotzdem reagieren die Märkte freundlich auf die Nachrichten. Nach schwachen Tagen kann der Euro gegenüber den relevanten Fremddevisen wieder behaupten. Da wiegen auch die enttäuschenden Nachrichten aus Italien nicht sehr schwer.
Hier gingen die Bestellungen um 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 0,5 Prozent im Jahresvergleich zurück. Man verfehlte die mit 2,3 Prozent angepeilten Neuaufträge deutlich. Auffällig war die Divergenz zwischen Aufträgen aus dem Inland, die um 4,9 Prozent auf Jahresbasis zulegten, während Auslandsorders deutlich um 7,3 Prozent zurückgingen. Trotz der negativen Überraschung bleiben die Erwartungen in den nächsten Monaten im positiven Bereich.
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Aus den USA kamen überraschend starke Zahlen zu uns: Einen Sprung nach oben machten die Verkäufe aktuell bestehender Häuser. Im Juni lag die annualisierte Zahl bei 5,49 Mio. Einheiten, was einer Zunahme von 3,2 Prozent gegenüber dem Maiwert und stolze 9,6 Prozent Zuwachs gegenüber dem Vorjahreswert darstellt.
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Der MBA Applications Survey Index, der die Hypothekennachfrage für den gesamten Markt abbildet, zeigt dagegen keine Dynamik. Im Gegenteil, analog zum Tapering der FED (Zurückfahren der Wertpapierkäufe) bröseln die Hypothekenanträge zusammen. Auch andere Interventionen sorgen nicht für weitere Nachfrage. Häuser werden weiterhin gerne von Cashkäufern (Equitygesellschaften und Besserverdiener) gekauft. Normale Haushalte nehmen dagegen einen immer kleineren Anteil am Gesamtmarkt ein.
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Und die sensiblen US-Konsumenten zeigen sich feinfühliger als von Notenbankern und Mainstreammedien antizipiert. Der Gallup Economic Confidence Index, der das Verbrauchervertrauen in die aktuelle Situation und die zukünftige Erwartungshaltung abbildet, befindet sich seit Jahresbeginn deutlich auf dem Rückzug. Inzwischen ist das Niveau der Erwartungshaltung aus dem letzten September wieder erreicht. Auch die Einschätzungen der aktuellen Lage zeigen noch ein stabiles Bild. Aber hierbei sei die Frage erlaubt, warum die Konsumenten nicht analog zur wachsenden Wirtschaft und damit verbundener Lohnsteigerungen die Stimmungslage anheben?
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In den letzten Tagen haben wir bereits über kreative Rechnungslegung der Amerikaner berichtet. Wie sich die Revisionen im Zeitverlauf auswirken, zeigen die beiden unteren Charts. Nicht der graue Graph, sondern die rote Linie (revidierte Zahlen) verdeutlichen, dass die Verläufe der wichtigen Industrieproduktion und damit auch der Kapazitätsauslastung deutlich flacher verlaufen als bisher veröffentlicht wurde. Sehen so wirtschaftliche Erfolge aus, die eine Zinswende wahrscheinlich machen?
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Viel Erfolg!
© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank
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