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Neue China-Sorgen lasten auf den Preisen

10.08.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis fiel zum Auftakt in die neue Handelswoche auf ein 6½-Monatstief von 48,3 USD je Barrel, WTI auf ein 5-Monatstief von 43,4 USD je Barrel. Schwache chinesische Konjunkturdaten lasten auf den Preisen (siehe Industriemetalle auf Seite 2). Die robusten Ölimporte können das nicht ausgleichen. China hat im Juli eine Rekordmenge von 30,71 Mio. Tonnen Rohöl importiert.

Auf Tagesbasis entspricht dies einem Einfuhrvolumen von 7,3 Mio. Barrel, was nur knapp unter dem Rekordwert vom April liegt. China hat offensichtlich die kräftig gesunkenen Ölpreise im Juli genutzt, um Lagerbestände aufzubauen. Diese waren im Juni aufgrund einer rekordhohen Rohölverarbeitung auf ein 1-Jahrestief gesunken, so dass Aufstockungsbedarf bestand. In den ersten sieben Monaten lagen die chinesischen Rohölimporte gut 10% höher als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.

Allen Unkenrufen zum Trotz ist die Ölnachfrage in China weiterhin sehr robust. Damit das Überangebot verschwindet, bedarf es einer Reaktion auf der Angebotsseite. Diese lässt weiterhin auf sich warten. So ist die Zahl der aktiven Ölbohrungen in den USA in der letzten Berichtswoche um weitere 6 auf 670 gestiegen. Damit wurde die Bohraktivität in fünf der letzten sechs Wochen ausgeweitet.

Angesichts des Preisverfalls um mehr als 20% seit Anfang Juli ist dies auf den ersten Blick überraschend. Allerdings dürften die Investitionsentscheidungen zu einer Zeit getroffen worden sein, als der Ölpreis noch deutlich höher stand. Nichtsdestotrotz dürften Erwartungen eines nennenswerten Rückgangs der US-Ölproduktion durch die aktuellen Zahlen einen weiteren Dämpfer erhalten haben und somit weiter auf den Ölpreisen lasten.

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Edelmetalle

Gold handelt zum Wochenauftakt bei knapp 1.100 USD je Feinunze bzw. rund 1.000 EUR je Feinunze. Der Goldpreis konnte somit den guten US-Arbeitsmarktdaten trotzen, welche eine Zinserhöhung der Fed im September wahrscheinlicher gemacht haben. Gold in Euro schnellte kurzzeitig sogar auf ein 2½-Wochenhoch von 1.010 EUR nach oben, nachdem der US-Dollar vorübergehend deutlich aufwertete, diese Gewinne letztlich aber nicht halten konnte. In den USA ist die Beschäftigung im Juli weiter kräftig gestiegen, was unseres Erachtens die US-Notenbank Fed darin bestätigen dürfte, noch in diesem Jahr die Zinsen anzuheben.

Unsere Volkswirte rechnen weiter mit dem ersten Schritt auf der nächsten Sitzung im September. Die vom Markt eingepreiste Wahrscheinlichkeit für den September-Termin stieg im Nachgang der Daten auf über 50%. Sobald die Unsicherheit über die Fed-Zinserhöhungen nachlässt, dürfte der Goldpreis steigen. Entspannungssignale gibt es allerdings in der griechischen Schuldenkrise. So haben sich die Geldgeberländer auf einen Entwurf zur Absichtserklärung für das dritte Hilfsprogramm geeinigt.

Im griechischen Parlament soll darüber schon Ende der Woche abgestimmt werden. Die spekulativen Finanzinvestoren haben ihre Netto-Short-Positionen bei Gold in der Woche zum 4. August zwar auf 11,3 Tsd. Kontrakte reduziert, dem Preis Unterstützung gab dies jedoch nicht. Auch bei Silber kam es zu einem moderaten Abbau der Netto-Short-Positionen, der ebenfalls keine positiven Auswirkungen auf den Preis hatte.


Industriemetalle

Die Metallpreise starten schwach in eine neue Handelswoche. Kupfer fällt zum Beispiel zwischenzeitlich auf ein neues 6-Jahrestief von gut 5.100 USD je Tonne. Die festen chinesischen Aktienmärkte - der CSI 300 steigt um rund 4,5% - gibt den Preisen keine Unterstützung. Belastet werden die Preise durch Konjunkturdaten aus China, die am Wochenende veröffentlicht wurden. So sind im Juli sowohl die gesamtwirtschaftlichen Importe als auch Exporte im Vorjahresvergleich deutlich gesunken.

Darüber hinaus sind die Produzentenpreise im letzten Monat so stark gefallen wie seit Oktober 2009 nicht mehr. Dies ist zwar zum Großteil dem Rückgang der Rohstoffpreise geschuldet, deutet aber auch auf eine schwache inländische Nachfrage, Überkapazitäten und wenig Preissetzungsspielräume für die Unternehmen hin. Die detaillierte Importstatistik zeigt dagegen ein etwas "helleres" Bild für die Rohstoffe. So wurden im Juli rund 350 Tsd. Tonnen Kupfer eingeführt, exakt genauso viel wie im Vormonat und marginal mehr als im Vorjahr.

Von Januar bis Juli liegen die Importe mit 2,6 Mio. Tonnen allerdings gut 9% unter Vorjahr. Deutlich gestiegen sind im letzten Monat die Einfuhren von Eisenerz. Mit 86,1 Mio. Tonnen haben sie fast das Rekordniveau vom Dezember erreicht. Seit Jahresbeginn liegen sie mit 539 Mio. Tonnen fast genau auf dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraums. Die reale Nachfrage Chinas ist offensichtlich robust, da die Lagerbestände aktuell 18% unter dem Wert zu Jahresbeginn liegen.


Agrarrohstoffe

Ende Juni hatte sich der Baumwollpreis bis auf 68 US-Cents je Pfund hocharbeiten können, nachdem heftiger Regen die Aussaat in den USA erschwert hatte. Bis zum Saisonende am 31. Juli brach der Preis dann um 6% ein. Seit Anfang August ist er um weitere 4% auf inzwischen weniger als 62 US-Cents je Pfund gefallen. Damit notiert Baumwolle so niedrig wie zuletzt Mitte März. Enttäuschende Wirtschaftsdaten aus China haben auch am Baumwollmarkt Sorgen um die Nachfrage des weltgrößten Baumwollverbrauchers und -importeurs geschürt. G

Gegenwind kam auch vom im Juli weiter aufwertenden US-Dollar und von verbesserter Witterung in den wichtigen US-Anbaugebieten. Ende letzter Woche meldete dann noch das US-Landwirtschaftsministerium USDA, dass es in der Woche zum 30. Juli v.a. aus der Türkei zu Rücknahmen von Lieferaufträgen kam, die zu negativen Netto-Verkäufen in der Berichtswoche führten. Diese beziehen sich allerdings noch auf die Ernte 2014/15, und es bleibt festzuhalten, dass das Gesamtjahr 2014/15 immerhin mit höheren US-Exporten geschlossen hat als vom USDA prognostiziert (11,4 Mio. gegenüber 11 Mio. Ballen im Juli-WASDE-Bericht).

Die Verkäufe aus der kommenden Ernte hinken aber trotz positiver letzter Daten dem Vorjahr hinterher. Zudem drückt die Aussicht auf eine hohe Ernte in Indien, wo eine rekordhohe Fläche bebaut werden soll und sich die Witterung besser hält als für ein El-Niño-Jahr befürchtet.



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