Gewitter entlädt sich über Wertpapiermärkten – Dollar unter Druck
21.08.2015 | Folker Hellmeyer
![Gewitter entlädt sich über Wertpapiermärkten – Dollar unter Druck](https://www.goldseiten.de/media/goldseiten-news.jpg)
Die Nachwirkungen des Offenmarktausschuss-Protokolls zeigen sich an den Märkten. EUR/USD handelt nach überraschend schwachen Einkaufsmanagerzahlen aus dem chinesischen Industriesektor, die nochmals gegenüber den ersten Schätzungen nachgaben, deutlich über dem Niveau der letzten Tage. Im asiatischen Handel rückte bereits die 1,13-Marke in Sichtweite. Ende Juni waren wir zuletzt in diesem Bereich aktiv. Bei diesem Momentum ist die Türe in den nächsten Tagen bis 1,1380 und darüber wieder bis 1,1450 offen, hier treffen wir auf massive Widerstände. Wird aber auch dieser Bereich egalisiert, steht eine Rallye bis in den Bereich 1,16-1,18 ins Haus.
Diese Möglichkeit ist aber als vage zu bezeichnen. Dennoch sehen wir, wie schnell der Wind in diesen dünnen Märkten drehen kann. Besonders unter der Voraussetzung, dass die US-Notenbank ihren Fokus weiter stark auf dem Arbeitsmarkt belässt und andere Faktoren wie Außenwert des US-Dollars und fundamentale Daten ausblendet.
Angesichts einer Baissephase an den globalen Wertpapiermärkten und steigender Risikoaversion rücken die Markterwartungen einer Zinserhöhung in den USA dennoch in den Hintergrund. Nur noch 20 Prozent der Future Positionen zeigen eine weiter fallende Wahrscheinlichkeit für den ersten Zinsschritt im September. Hier zeigen die FX- und Future-Märkte ein vergleichsweise skeptisches Bild verglichen mit Wertpapiermärkten, wo gerade Positionen im großen Umfang abgebaut werden. Dagegen profitiert der Goldpreis als sicherer Hafen, der aktuell um 1.160 USD/Oz. liegt und damit auf einem Niveau notiert wie seit einem Monat nicht.
Die US-Zahlen gestern zeigten ein gemischtes Bild:
Einen deutlichen Satz nach vorne machten die Verkäufe bestehender Häuser in den Vereinigen Staaten im Juli. Die Zahl von annualisierten 5,59 Mio. Einheiten liegt auf dem höchsten Niveau seit Anfang 2007. Die Differenzen zu vergleichbaren Indizes irritieren stark…
![Open in new window](http://www.goldseiten.de/bilder/upload/gs55d6e42d415f1.png)
©Reuters
Einen deutlich schwächeren Wert als erwartet weisen die Frühindikatoren des Conference Boards aus. Nach zwei stabilen Monaten in Folge verzeichnete der Juli einen stärkeren Rückgang (um -0,8 Prozent) auf -0,24 Prozent. Damit baut der Wert zumindest etwas von der Divergenz zu den OECD Zahlen, die deutlich geringere Wirtschaftstätigkeit in den USA anzeigen, ab.
![Open in new window](http://www.goldseiten.de/bilder/upload/gs55d6e43e96858.png)
©Reuters
Auch Europa kommt nicht ungeschoren davon. Nachdem die französischen Einkaufsmanagerzaheln schwächeln (Abkühlung den vierten Monat in Folge), zeigen sich die deutschen Manager deutlich zuversichtlich (beste Arbeitsmarktzahlen seit 2011). Da die anderen Volkswirtschaften aber solide Expansion zeigen, liegen die Gesamtwerte für die Eurozone über dem Vormonat und auch über den Erwartungen, die eine leichte Abkühlung erwarten liessen. Der Jobaufbau findet nicht nur in Deutschland statt, sondern vor allem in der Peripherie, wo die Arbeitslosenquouten immer noch sehr hoch sind. Die Preisentwicklung dürfte auch in den kommenden Monaten sehr moderat ausfallen.
![Open in new window](http://www.goldseiten.de/bilder/upload/gs55d6e45074be8.png)
©Markit
![Open in new window](http://www.goldseiten.de/bilder/upload/gs55d6e45f960fa.png)
©Markit
Besonders auffällig: Industrieproduktion in Eurozone liegt 15-Monatshoch.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0800 -30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Moritz Westerheide
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.