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Verführt und irregeleitet mit "QE"

31.08.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Dass die Zentralbanken ihren Auftrag eigenhändig verändert haben, hat in der Öffentlichkeit zu keinem Aufschrei geführt; man scheint die Selbstermächtigung der Zentralbankpolitiker gutzuheißen.

Wie dem auch sei: Alle bedeutenden Zentralbanken der Welt haben sich jetzt, mehr als je zuvor, in das Schlepptau der Finanzmärkte, der Finanzindustrie und der Regierungspolitiken begeben.

Die Finanzmarktakteure erwarten, dass ihnen die Zentralbankräte immer mehr Kredit und Geld, bereitgestellt zu extremen Tiefstzinsen, verabreichen. Und zwar unlimitiert, wenn nötig.

Man geht davon aus, dass die Preise von Vermögenswerten wie Anleihen, Aktien und Häusern nicht dauerhaft fallen werden - denn ansonsten entstünden Banken und anderen Kreditgebern existenzgefährdende Verluste.

Bei fallenden Aktien- und Anleihekursen wird erwartet, dass die Zentralbanken eingreifen: dass sie die Zinsen weiter senken, oder per Anleihekäufe die Geldmenge weiter erhöhen. Und das geschieht bereits.

Die chinesische Zentralbank hat am 25. August 2015 die Leitzinsen zum fünften Mal seit Ende 2014 abgesenkt - als unmittelbare Folge der fallenden Aktienkurse und der sich abschwächenden Konjunktur.

Die US-Zentralbank zögert, die Zinsen anzuheben. Mittlerweile dürfte sich das Gelegenheitsfenster für eine Abkehr von der Tiefzinspolitik - wenn es denn überhaupt eines gegeben haben sollte - wieder geschlossen haben.


Verführt und irregeleitet

Dass das eine höchst problematische Entwicklung ist, liegt auf der Hand. Denn sie läuft darauf hinaus, eine inflationäre Geldpolitik, die die Vermögenspreise bereits in die Höhe getrieben hat, immer ungestümer zu verfolgen.

Sollten sich die Kursverluste auf den Aktienmärkten fortsetzen, ist es daher wahrscheinlich, dass die Fed erneut zur QE-Politik greift, um die Zinsen niedrig zu halten und die Geldmenge auszuweiten.

Die Finanzmärkte und Konjunkturen weltweit werden durch die Aussicht auf eine mögliche Neuauflage der QE-Politik (ein "QE-4") angetrieben oder besser: verführt und in die Irre geleitet.

Spekulationsblasen, Fehlinvestitionen und Finanzmarkt- und Konjunkturturbulenzen sind die Folge. Die jüngsten Börsenturbulenzen und Wachstumsschwächen in vielen Ländern sind daher auch alles andere als zufällig.

Sie sind Folge einer inflationären Geldpolitik, die für immer größere Ungleichgewichte sorgt, und die sich letztlich in immer größeren Erschütterungen entladen werden - bis hin zu einem Währungssystemkollaps.


Goldpreis

Trotz der QE-Politiken ist der Goldpreis ab etwa Herbst 2011 gefallen. Vermutlich hatte das vor allem zwei Gründe: (1) Als die Erkenntnis um sich griff, dass die Zentralbanken den Willen und die Macht haben, jede benötigte Geldmenge bereitzustellen, haben sich die Sorgen um einem Zusammenbruch des Kredit- und Geldsystems verflüchtigt.

(2) Das Ausweiten der Basisgeldmengen hat gleichzeitig nicht zu steigenden Inflationssorgen geführt, es hat vielmehr die Erwartung geschürt, die QE-Politik werde die Volkswirtschaften wieder auf Wachstumskurs bringen.

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Quelle: Thomson Financial


Die Politik der Zentralbanken wird sich irgendwann entzaubern: Dauerhaft lassen sich Zahlungsausfälle nicht mit einer Geldmengenvermehrung abwenden, ohne dass der Geldwert verfällt.

Wenn sich diese Einsicht bei Sparern und Investoren verbreitet, wird sich auch die Lücke zwischen dem Goldpreis und den weltweit wachsenden Geldmengen schließen - und zwar durch einen steigenden Goldpreis.


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