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Ölpreise mit stärkstem 3-Tagesanstieg seit 25 Jahren

01.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise legten gestern den dritten Tag in Folge kräftig zu. Brent verteuerte sich um weitere 8%, WTI um 9%. Zu Beginn des gestrigen Handelstages sah es nicht nach einem erneuten kräftigen Preisanstieg aus, denn die Ölpreise lagen zeitweise mit 3% im Minus. Erst während des späteren US-Handels legten die Preise deutlich zu. Seit Donnerstag letzter Woche bis einschließlich gestern verzeichnete Brent einen Preisanstieg um gut 25%. Bei WTI beläuft sich das Plus auf mehr als 27%.

Beides entspricht jeweils dem stärksten 3-Tagesanstieg seit August 1990. Damals hatte der Einmarsch des irakischen Diktators Saddam Hussein in das benachbarte Kuwait die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen. Den Monat August schlossen die Ölpreise nach dem massiven Anstieg in den letzten drei Handelstagen letztlich mit einem Plus von ca. 4% ab, nachdem nach den ersten drei Wochen noch ein Minus von bis zu 20% zu Buche stand.

Dieser Preisrückgang war nicht auf eine Änderung der Fundamentaldaten seit Ende Juli zurückzuführen, sondern in erster Linie auf überzogene China-Sorgen. Somit sind die Ölpreise lediglich auf ihr Niveau von Ende Juli zurückgekehrt, wofür es nachvollziehbare Gründe gibt. Denn die Ölnachfragedaten aus China zeigten bis zuletzt keinerlei Schwäche an.

Auslöser für den gestrigen Preissprung war ein Bericht der US-Energiebehörde EIA, wonach die US-Rohölproduktion zwischen April und Juni deutlich stärker gefallen ist als erwartet. Demnach lag die Produktion im Juni bei 9,3 Mio Barrel pro Tag, d.h. 250 Tsd. Barrel pro Tag niedriger als bislang geschätzt. Zudem signalisierte die OPEC in einem Bericht die Bereitschaft, mit Nicht-OPEC-Produzenten über preisunterstützende Maßnahmen sprechen zu wollen.

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Edelmetalle

Nachdem Gold gestern lange Zeit nicht vom schwächeren US-Dollar und fallenden Aktienmärkten profitierte und zwischenzeitlich auf 1.125 USD je Feinunze fiel, handelt es heute Morgen wieder über 1.140 USD. Zum Preisanstieg tragen offenbar auch die deutlich höheren Ölpreise bei (siehe Energie). Denn diese schüren Inflationserwartungen.

Zum Beispiel ist entgegen den Erwartungen die Inflationsrate im Euroraum im August nicht weiter gefallen. Die zuletzt deutlich gestiegenen Ölpreise könnten es der US-Notenbank Fed allerdings auch ermöglichen, doch schon auf ihrer nächsten Sitzung im September die Zinsen anzuheben. Dies würde zwar den Goldpreis kurzfristig belasten.

Die Unsicherheit und Hängepartie über den Zeitpunkt des ersten Zinsschritts wäre dann aber beendet und ein wesentlicher Belastungsfaktor für den Goldpreis würde wegfallen. Indien hat laut Angaben der für die Handelsstatistik zuständigen Behörde im Juni 56,6 Tonnen Gold importiert, 27% weniger als im Vorjahr. Im zweiten Quartal lagen die Einfuhren mit 212,6 Tonnen 23% über dem Vorjahresniveau.

Das aktuelle Importvolumen deckt sich in etwa mit den vor wenigen Wochen veröffentlichten Daten des World Gold Council (WGC). Gemäß WGC hat Indien im ersten Halbjahr 432 Tonnen Gold importiert. Die vom WGC erwarteten Goldeinfuhren von 900 bis 1.000 Tonnen im Gesamtjahr setzen somit eine deutlich stärkere Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte voraus.


Industriemetalle

In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im August wie erwartet unter die Schwelle von 50 gefallen. Mit 49,7 wurde der tiefste Stand seit drei Jahren verzeichnet. Das heißt, die Wirtschaftsaktivität in der chinesischen Industrie dürfte zuletzt wohl geschrumpft sein, was negativ für die Nachfrage nach Industriemetallen ist. China stellt rund die Hälfte der weltweiten Metallnachfrage.

Die Metallpreise geben daher heute Morgen allesamt nach. Aluminium fällt um rund 1,5% klar unter die Marke von 1.600 USD je Tonne. Nickel verbilligt sich um etwa 3% und rutscht deutlich unter das Niveau von 10.000 USD je Tonne. Kupfer hält sich im Vergleich zu den anderen Industriemetallen mit einem moderaten Minus dagegen noch relativ gut.

Die chinesische Regierung hat gestern angekündigt, bis 2020 mindestens 2 Bio. CNY (rund 315 Mrd. USD) in das nationale Stromnetz zu investieren, davon etwa 300 Mrd. CNY (rund 47 Mrd. USD) in diesem Jahr. Vor allem die Überlandleitungen sollen aufgerüstet und erweitert werden. Der Stromsektor stand im letzten Jahr für etwa die Hälfte der chinesischen Kupfernachfrage.

Chile, der weltweit größte Kupferminenproduzent, hat im Juli Angaben des Nationalen Statistikinstituts zufolge 455 Tsd. Tonnen Kupfer produziert, 2,5% weniger als im Vorjahr. Seit Jahresbeginn liegt die Kupferproduktion mit 3,39 Mio. Tonnen noch 1,7% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau.


Agrarrohstoffe

Laut dem australischen Wetterbüro dürfte das Wetterphänomen El Nino in diesem Jahr so stark ausfallen wie zuletzt in den Jahren 1997 und 1998. Normalerweise geht dies mit Trockenheit bis hin zu Dürre in weiten Teilen des australischen Kontinents und entsprechend hohen Ernteausfällen bei Weizen einher. Damals fiel die australische Weizenernte um fast 4 Mio. Tonnen.

Damit ist in diesem Jahr wohl nicht zu rechnen. Denn zuletzt hat es in den australischen Weizenanbaugebieten ausgiebig geregnet, so dass eine ausreichende Feuchtigkeitsversorgung der Böden gewährleistet ist. Entsprechend stehen die Weizenpreise unter Druck. Der CBOT-Preis fiel gestern zwischenzeitlich auf 475 US-Cents je Scheffel und nähert sich damit wieder dem im Mai verzeichneten 5-Jahrestief, ehe im späten Handel im Schlepptau der Ölpreisrally eine Preiserholung einsetzte.

Laut aktuellem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zum Pflanzenzustand befanden sich Ende letzter Woche 68% der Maispflanzen und 63% der Sojabohnenpflanzen in den USA in sehr gutem bzw. gutem Zustand. Bei Mais entsprach dies einer Verschlechterung um einen Prozentpunkt gegenüber der Vorwoche, lag aber im Rahmen der Erwartungen.

Bei Sojabohnen blieb der Anteil mit sehr gut bzw. gut bewerteter Pflanzen im Wochenvergleich unverändert. Die Sommerweizenernte ist bereits zu 88% abgeschlossen. Sie liegt damit weit vor dem 5-Jahresdurchschnitt von 62%. Auch dieser Umstand dürfte auf den Weizenpreisen lasten.



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