G-20 - US-Arbeitsmarktbericht - US-Zinswende
07.09.2015 | Folker Hellmeyer
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Das G-20-Treffen bringt uns keine wesentlichen Neuigkeiten. Bundesfinanzminister Schäuble bezeichnete das G-20 Treffen als nicht dramatisch. Weder der französische Ressortchef Sapin, der russische Finanzminister Siluanow noch die US-Notenbankchefin Yellen reisten an. Sie schickten die zweite Reihe. Viele Themen wurden auf Arbeitsebene angerissen, ohne dass elementare Ergebnisse vermeldet werden konnten.
Nervös erwartete der Finanzmarkt den US-Arbeitsmarktbericht per Berichtsmonat August.
So einfach und verständlich und vor allen Dingen eindeutig der deutsche Arbeitsmarktbericht ist, so kreativ und bunt ist der US-Arbeitsmarktbericht. Es ist zunehmend verstörend, dass sowohl in den Finanzmedien als auch in der professionellen Analyse der Blick auf die Quantität fällt und die akuten Qualitätsmängel dieser
Datenreihe sportlich ausgeblendet werden.
Quantitative Aussagen des US-Arbeitsmarktberichts:
- Die Arbeitslosenrate sank von 5,3% auf 5,1%.
- "Nonfarm Payrolls" legten um 173.000 zu (Prognose 220.000)
- Der Vormonat wurde von 215.000 auf 245.000 revidiert.
Qualitative Betrachtungen:
Die Arbeitslosenquote U-6 der Bureau of Labor Statistics, die Vergleichbarkeit mit dem Pendant der Eurozone erlaubt, stellte sich auf 10,3% nach 10,4%.
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© Reuters
Die Partizipationsrate der arbeitsfähigen Bevölkerung am US-Arbeitsmarkt sank deutlich in den letzten Jahren und steht auf dem geringsten Niveau seit 1977. Ganz im Gegensatz dazu steigt beispielsweise in Deutschalnd die Partizipationsrate der Bevölkerung am Arbeitsmarkt - dann ist die positive Tendenz am Arbeitsmarkt auch überzeugend! Im letzten Berichtsmonat August sind 261.000 US-Amerikaner aus dem Pool der "Labor Force" entfernt worden. In den letzten 12 Monaten stellt sich deren Anzahl auf 1,8 Mio. bei steigender Bevölkerung (!). Seit 2007 sind 4 Mio. neue Jobs geschaffen wirden und 14,9 Mio. Menschen aus der Labor Force gefallen.
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© Zerohedge
Die Qualität der neuen Jobs ist im Vergleich zu den verloren gegangenen Jobs prekär. Seit 2007 wurden im Berecih Produktion/Verarbeitendes Gewerbe 1,4 Mio. Jobs verloren, während 1,5 Mio. Kellner und Bartender Jobs generiert wurden. Für die Lohnsummen, die hinter der Beschäftigung stehen und damit Effekte auf die Konjunktur haben, ist diese Entwicklung prekär.
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© Zerohedge
Vor diesem Faktenhintergrund klingen die Worte von dem Präsidenten der Federal Reserve Richmond bezüglich des US-Arbeitsmarkts und den Hintergründen für die Zinswende nahezu arrogant gegenüber der eigenen Bevölkerung. Herr Lacker will starke Gründe für eine Zinswende in den USA erkennen. Die erwünschten Verbesserungen seien am US-Arbeitsmarkt eingetreten.
Fazit zum US-Arbeitsmarkt:
Die strukturelle Lage der von Konsum getriebenen US-Wirtschaft ist labil. Die Erholung am US-Arbeitsmarkt hat massive qualitative Mängel und wird medial getragen von einer Fokussierung auf Daten, die keinen Vergleich mit den Daten der Eurozone erlauben. Damit ist die ökonomische Basis für eine nachhaltige Zinswende in den USA nicht gegeben.
Ergo wäre der Einstieg in eine Zinswende in den USA voraussichtlich von anderen Motiven geprägt. Die Emanzipation der aufstrebenden Länder mit den Institutionen AIIB oder New Development Bank werfen die Machtfrage auf globaler Ebene auf.
Wird der USD-Anstieg seitens der USA forciert, um die Ökonomien der aufstrebenden Länder zu destabilisieren, da deren Unternehmen in Teilen auf USD-Basis finanziert sind?
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Erst ein Ausbruch aus der Bandbreite 1.1000 - 1.1400 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
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