Gebert-Indikator vor der Bewährungsprobe
08.09.2015 | Robert Rethfeld
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Positiv ist, dass der japanische "Gebert-Indikator" den Investor aus dem Nikkei-Crash des Jahres 1990 herausgehalten hätte. Allerdings wäre der Investor Ende 1991 erneut eingestiegen und wäre praktisch bis zum Jahr 2003 investiert geblieben. Er hätte den Ritt von 25.000 auf 8.000 Punkte mitgemacht.
Wenn ein Aktienmarkt trotz andauernder Leitzinssenkungen und fallender Inflationsraten nicht steigt, sondern weiter abrutscht, kommt jeder Indikator an seine Grenzen, der fallende Inflationsraten und Leitzinssenkungen positiv für die Aktienmärkte wertet. Im Rahmen inflationärer Phasen (wie im Japan der 1980er Jahre) und auch in der seit 2012 laufenden reflationären Phase funktionieren solche Indikatoren hingegen gut.
Daraus ergibt sich die Erkenntnis, dass die Zuverlässigkeit der Grundkonstruktion des Gebert-Indikators wahrscheinlich leiden würde, sollte sich ein deflationärer Markt a la Japan auch in Europa oder den USA mittel- und langfristig etablieren.
Der Blick in das deflationsgeprägte Amerika der 1920/30er Jahre erscheint hilfreich. Damals gedieh der Aktienmarkt der „Roaring Twenties“ in einem Umfeld fallender bis stagnierender Rohstoffpreise. Entsprechend stagnierte die US-Inflationsrate (folgender Chart).
Die aktuelle Phase ähnelt derjenigen der 1920er Jahre. Es wäre schön zu wissen, wie die Konstruktion eines Gebert-Indikators in den 1920er und 1930 Jahren funktioniert hätte.
Wir können jedoch mit einer plausiblen Wahrscheinlichkeit aufwarten. So stiegen im Sommer vor dem Crash von 1929 Zinsen und Inflationsrate. Dies dürfte - in Kombination mit der saisonal schwierigen Sommerphase - ausgereicht haben, rechtzeitig vor dem Crash ein Gebert-Verkaufssignal für die Marktteilnehmer zu generieren. Allerdings vermuten wir genauso, dass in den Jahren 1930 und 1931 verfrühte Kaufsignale aufgetreten wären.
Fazit: Eine Konstruktion wie der Gebert-Indikator warnt recht zuverlässig vor einem Börsencrash. Die Aussage von Thomas Gebert ("Vor allen schweren Kurseinbrüchen der letzten 50 Jahre stiegen Inflationsrate und Zinsen.") können wir nur unterstreichen. Allerdings: Ein längerfristig deflationäres Umfeld wie im Japan der 1990er Jahre oder in den USA der 1930er Jahre würde den Indikator mutmaßlich auf eine harte Probe stellen. In einem solchen Umfeld würden die Aktienmärkte nicht crashen, aber lustlos und mit einer Seitwärts-/Abwärtstendenz dahindümpeln.
Aufgrund der längerfristigen Ausbruchsituationen im DAX (oberhalb 8.000 Punkte) und im S&P 500 (oberhalb 1.550 Punkte) sieht es zumindest danach aus, dass sich eine solche Phase nicht - wie im Nikkei-Index - jahrelang hinziehen würde und der längerfristige Ausbruch grundsätzlich nicht in Frage gestellt werden würde. Die Märkte sollten allerdings Zeit benötigen, um eine Phase der Bodenbildung abzuschließen.
© Robert Rethfeld
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