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Stimmungswandel an den Rohstoffmärkten

09.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Mit der Rückkehr Chinas von den Feierlichkeiten Ende letzter Woche ist auch die Volatilität am Ölmarkt zurückgekehrt. Gestern stieg der Brentölpreis um knapp 4% und machte damit die Verluste des Vortages nahezu wieder wett.

Am Morgen handelte Brent in der Spitze wieder bei 50 USD je Barrel. Der nahezu unveränderte WTI-Preis erklärt sich mit dem US-Feiertag am Montag, wodurch der Preisrückgang zu Wochenbeginn gestern nach- und aufgeholt werden musste. Bemerkenswert ist die gestrige Preisentwicklung allemal. Denn der Preisanstieg erfolgte trotz schwacher chinesischer Außenhandelsdaten (siehe TagesInfo von gestern). Vor zwei Wochen hätten derartige Daten einen Preisrutsch an den Rohstoffmärkten ausgelöst.

Offensichtlich sind die schlechten Nachrichten aus China inzwischen hinreichend in den Preisen berücksichtigt. Dies könnte dafür sprechen, dass der Preissturz im August der finale Ausverkauf war und die Ölpreise Ende August ihre vorläufigen Tiefstände markiert haben. Für eine nachhaltige Preiserholung bedarf es allerdings Anzeichen, dass sich das Überangebot verringert. Anhaltspunkte hierfür dürfte die US-Energiebehörde heute Abend liefern, wenn diese ihre Prognose für die US-Rohölproduktion bis Ende 2016 deutlich nach unten revidiert.

Gestern wurde bekannt, dass Indonesien im Dezember sieben Jahre nach seinem Ausscheiden in den Kreis der OPEC-Länder zurückkehren wird, obwohl Indonesien nach wie vor kein Netto-Ölexporteur mehr ist. Dies ist laut OPEC-Statut eigentlich Voraussetzung für eine OPEC-Mitgliedschaft. Durch die Wiederaufnahme Indonesiens wird die OPEC-Produktion im nächsten Jahr um gut 800 Tsd. Barrel pro Tag steigen, was eine Anhebung des Produktionsziels erforderlich macht.


Edelmetalle

Gold handelt auch heute Morgen wenig verändert bei gut 1.120 USD je Feinunze, widersetzt sich damit aber immerhin dem festeren US-Dollar und den gestiegenen Aktienmärkten. In Euro gerechnet notiert Gold wieder über der Marke von 1.000 EUR je Feinunze. Im Vorfeld der Fed-Sitzung in der nächsten Woche dürften sich die Marktteilnehmer mit Engagements zurückhalten, was gegen deutliche Preisbewegungen in die eine oder andere Richtung spricht.

Die industriellen Edelmetalle Silber, Platin und Palladium legen zwar im Fahrwasser der Industriemetalle und wegen des allgemein höheren Risikoappetits zu, ihre Gewinne bleiben jedoch merklich hinter denen der Industriemetalle zurück. Unterstützung erhalten Platin und Palladium durch anhaltende Proteste in einer südafrikanischen Mine des weltgrößten Platinproduzenten, Anglo American Platinum, welche dort zu Angebotsausfällen führen.

Während über der Angebotsseite demnach offenbar dunkle Wolken aufziehen, scheint sich die Nachfrageseite wieder etwas aufzuhellen. Denn gemäß Daten der China Passenger Car Association, einem privaten Automobilverband, haben sich die Autoverkäufe in China im August von dem sehr schwachen Vormonat wieder etwas erholt. Rabatte und andere Kaufanreize haben wohl mehr Interessenten angelockt. Die offiziellen Zahlen des Verbands der Automobilproduzenten werden in Kürze veröffentlicht.


Industriemetalle

Nach den gestrigen deutlichen Preiszuwächsen - der LME-Industriemetallindex stieg um fast 3% auf knapp 2.440 Punkte - setzen die Industriemetalle heute Morgen ihre Aufwärtsbewegung fort. Dabei profitieren sie von steigenden Aktienmärkten weltweit. Kupfer steigt auf ein 7-Wochenhoch von über 5.400 USD je Tonne, nachdem es gestern schon der größte Gewinner war. An der LME in London wurde ein Plus von 3,8% verzeichnet, an der Comex in New York stieg der Preis um 5,3% und an der SHFE in Shanghai steht heute ebenfalls ein Plus von über 4% zu Buche.

Neben dem allgemein höheren Risikoappetit der Marktteilnehmer wirkt offenbar noch die Ankündigung von Glencore, einem der weltweit größten Rohstoffhändler und Minenproduzenten, nach. Das Unternehmen hatte Anfang der Woche bekannt gegeben, wegen der niedrigen Preise die Kupferproduktion in einigen afrikanischen Minen für 18 Monate zu unterbrechen. Dadurch werden dem globalen Kupfermarkt Unternehmensangaben zufolge 400 Tsd. Tonnen Kupferkathoden fehlen.

Der Großteil davon wird sich im nächsten Jahr materialisieren. Allein durch diese Ankündigung dürfte sich der Kupfermarkt spürbar anspannen. In den ersten fünf Monaten des Jahres betrug der saisonbereinigte Angebotsüberschuss gemäß Daten der International Copper Study Group (ICSG) ohnehin lediglich 37 Tsd. Tonnen. Und die Ende April abgegebene Schätzung für einen Überschuss von 228 Tsd. Tonnen im nächsten Jahr dürfte wohl Anfang Oktober auf der Herbstsitzung der ICSG nach unten revidiert werden.

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Agrarrohstoffe

Die Unsicherheit über die zu erwartende Maisernte 2015 in den USA bleibt weiterhin hoch. Entsprechend wird mit Spannung auf die neuen Prognosen des USDA am Freitag gewartet. Gleich von mehreren Seiten wird die bisherige Schätzung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA, das bei einem Ertrag von 168,8 Scheffel je Morgen und einer Erntefläche von 81,1 Mio. Morgen eine Produktion von 13,7 Mrd. Scheffel (347,6 Mio. Tonnen) erwartet, in Frage gestellt.

Zuletzt meldete eine Privatfirma nach Auswertung von Satellitenbildern, dass mit niedrigeren Erträgen und Flächen zu rechnen ist und daher die Produktion knapp 3% unter der USDA-Schätzung bleiben dürfte. In einer Bloomberg-Umfrage unter Analysten wird im Durchschnitt mit einer um 1,5% niedrigeren Maisernte gerechnet als derzeit vom USDA prognostiziert.

Das Analysehaus Informa Economics weist zwar auf die Diskrepanz zwischen den USDA-Angaben und den sich aus den Anträgen zur Ertragsversicherung ergebenden Flächendaten hin. Allerdings hat Informa Economics zuletzt seine Ertragsschätzung auf das Niveau der USDA-Prognose angehoben. In den wöchentlichen Bewertungen hielt sich der Anteil der US-Maispflanzen in gutem oder sehr gutem Zustand zuletzt stabil bei 68%. Im Vorfeld war zuletzt mit einer Reduktion um einen Prozentpunkt gerechnet worden.



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