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Die 4.760.000.000.000 Euro Lücke

14.09.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Um es gleich vorweg zu sagen: Es gibt (meines Wissens) keinen Indikator, der verlässlich die Zukunft vorhersagen könnte. Einige Indikatoren verdienen jedoch Beachtung. Dazu gehört beispielsweise das Wachstum der Euro-Geldmenge M1 (beziehungsweise die Wachstumsrate der inflationsbereinigten Geldmenge M1).

Die Euro-Geldmenge M1 umfasst Bargeld und täglich fällige Guthaben, die die Bürger bei den Banken halten. Es handelt sich hierbei um die "liquidesten" Mittel. Seit Beginn der Währungsunion zeigt sich etwas Interessantes: Die Wachstumsrate der realen Geldmenge M1 läuft der Entwicklung des Euroraum-Aktienmarktes zeitlich voraus (und zwar um ungefähr zwei Jahre); von 2011 bis 2013 war der Zusammenhang allerdings nicht zu erkennen.

Was ist der Grund dafür, dass eine steigende Geldmenge M1 mit steigenden Aktienkursen verbunden ist? Die Antwort ist vermutlich bei den Zinsen zu finden. Sinken die Zinsen, nimmt das Halten von liquiden Anlagen beispielsweise Giroguthaben zu. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Aktien, von denen man sich eine höhere Rendite verspricht, als sie im Zinsmarkt zu verdienen ist.

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Chart links: Quelle: Thomson Financial.
Chart rechts: Quelle: Eigene Berechnungen. Die Kaufkraft des Geldes kann - vereinfachend - als Anzahl der Güter bezeichnet werden, die man für eine Geldeinheit kaufen kann. Je höher (niedriger) die Preise sind, desto niedriger (höher) ist die Kaufkraft des Geldes.


Kassenbestände relativ zu den Kundeneinlagen

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Quelle: Deutsche Bundesbank; eigene Berechnungen.


Banken halten üblicherweise Bargeld als Kassenbestand. Diese Bestände sind allerdings gering im Vergleich zu den Bankeinlagen beziehungsweise den täglich fälligen Kundenguthaben. Das hat mehrere Gründe. Da ist beispielsweise der vermehrte bargeldlose Zahlungsverkehr. Aber auch die jederzeitige Möglichkeit der Banken, sich Bargeld bei der Zentralbank beschaffen zu können: Im "Normalfall" kann eine Bank Wertpapiere bei der Zentralbank gegen Bargeld eintauschen. Dadurch können sich die Banken quasi nach Bedarf mit Bargeld versorgen und müssen es nicht vorrätig haben.

In Deutschland betrug im Juli 2015 die Bargeldhaltung der Banken 15,3 Mrd. Euro. Das war im Verhältnis zu den täglich fälligen Kundenguthaben nur knapp 1 Prozent. Auf die gesamten Bankeinlagen gerechnet, lag das Verhältnis bei weniger als 0,5 Prozent.

Nimmt man die deutschen Zahlen als Ausgangspunkt und rechnet sie auf den gesamten Währungsraum hoch, so sollte die Bargeldkasse aller Euro-Banken sich auf ungefähr 60 Mrd. Euro belaufen. Das entspräche etwa 1,2 Prozent der täglich fälligen Euro-Kundenguthaben. Die Liquiditätslage der Euro-Banken wäre also schätzungsweise 60 Mrd. Euro höher als in der Darstellung auf der vorangehenden Seite gezeigt. (Eine entsprechende Zeitreihe für die Bargeldhaltung aller Euro-Banken lag dem Autor nicht vor.)


Wer zu Beginn 1999 auf Gold gesetzt hat, lag richtig

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen. Januar 1999 = 100.


Wer seit Einführung des Euro am 1. Januar 1999 auf Gold gesetzt hat, wurde belohnt. Er konnte sein Kapital stärker mehren als die, die auf festverzinsliche Wertpapiere oder Aktien im In- und Ausland gesetzt hatten. Wer Gold gehalten hat, dem konnte also der Kaufkraftverlust des Euro nichts anhaben: Der Goldpreis, in Euro gerechnet, stieg um etwa 306 Prozent, die Konsumentenpreise um etwa 35 Prozent. Gold war für die Eurobürger ein perfekter Wertspeicher und Vermögensvermehrer.

Gold ist nicht nur ein Rohstoff wie Eisen, Kupfer oder Zink. Gold ist (auch) Geld. Gold ist sogar das perfekte Geld. Es verfügt über alle physischen Eigenschaften, die ein Gut haben muss, damit es als Geld verwendet werden kann. Es muss (a) knapp sein; (b) von gleicher Qualität (homogen) sein; (c) haltbar sein, es darf also nicht verderben; (d) lagerfähig sein; (e) teilbar sein; (f) transportabel sein, (g) es muss allgemein wertgeschätzt sein; und (h) es muss in kompakter Form eine hohe Kaufkraft re-präsentieren.

Physisches Gold ist - anders als nicht einlösbare Währungen - keinem Kreditrisiko ausgesetzt. Wer Bankeinlagen hält, dem kann es passieren, dass die Bank die Pforten schließt und die Kontoguthaben verloren sind (wie es in Island und Zypern geschehen ist). Gold lässt sich zudem nicht beliebig von den Regierungen vermehren und damit entwerten. Weil Gold - anders als ungedecktes Geld - immer noch einen nichtmonetären Nutzen hat (beispielsweise für Industrieanwendungen) hat -, kann es auch nicht zum Totalverlust werden.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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