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Ölmarkt - "Silberstreif" am Horizont

16.09.2015  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Brentölpreis startet den heutigen Tag mit knapp 48 USD je Barrel und damit gut einen Dollar höher als gestern. Der "Preisanstieg" ist größtenteils dem Kontraktwechsel zuzuschreiben, denn am kurzen Ende der Terminkurve handelt Öl stark im Contango. Die leichte Verteuerung des weiterhin gehandelten Oktober-Kontraktes für WTI zeigt jedoch, dass ein überraschender Rückgang der US-Rohölvorräte zusätzliche Unterstützung gibt.

Das American Petroleum Institut berichtete gestern Abend einen Abbau der Lagerbestände in der Woche zum 11.9. um 3,1 Mio. Barrel gegenüber der Vorwoche. Am Markt war mit einem Lageraufbau gerechnet worden, denn in der üblichen Instandthaltungsphase im Herbst fahren die Raffinerien ihre Verarbeitung zurück, so dass die Rohölvorräte im allgemeinen steigen. Man sollte zwar eine Wochenbewegung keinesfalls überinterpretieren, da sie sich oft mit den etwas erratischen Importen erklärt. Dennoch dürfte die mittlerweile deutlich fallende US-Produktion zum Abbau des Überangebots in den USA beitragen und sich damit die fundamentale Lage "aufhellen".

Anfang der Woche hatte die US-Energiebehörde EIA in in ihrem Drilling Productivity Report für Oktober einen weiteren Rückgang der Schieferölförderung um 80 Tsd. Barrel pro Tag gegenüber Vormonat in Aussicht gestellt. Damit würden in den wichtigsten Schieferformation im Oktober bereits 350 Tsd. Barrel pro Tag bzw. 6,3% weniger gefördert werden als im Hoch im April. Unseres Erachtens wird die fallende US-Produktion mittelfristig eine nachhaltige Preiserholung anschieben. Wie die Lage am akuellen Rand in den USA aussieht, darüber wird der offizielle EIA-Lagerbericht heute Nachmittag Auskunft geben.


Edelmetalle

Die Sitzung der US-Notenbank Fed rückt näher, und der Goldpreis notiert bei dünnem Handelsvolumen weiter seitwärts bei rund 1.110 USD je Feinunze. An der Comex in New York wurde Anfang der Woche mit lediglich 81,4 Tsd. Kontrakten sogar das niedrigste Handelsvolumen bislang in diesem Jahr registriert. Die Marktteilnehmer scheuen sich offenbar vor einer klaren Positionierung im Vorfeld der Fed-Zinsentscheidung und warten lieber an der Seitenlinie.

Die Veröffentlichung der Einzelhandelsumsätze in den USA für August gaben dem Preis keine Impulse. Diese lagen zwar etwas unter den Markterwartungen, zeigten aber auch, dass die US-Konsumenten weiter in Kauflaune sind. Die Daten bestätigen das Bild der Fed, dass die US-Binnenwirtschaft in einer guten Verfassung ist. Sie lassen jedoch kaum Rückschlüsse auf die Zinsentscheidung der Notenbank am Donnerstag zu. Heute Nachmittag werden in den USA die Verbraucherpreise für August veröffentlicht, die wohl mehr Relevanz für die Fed haben dürften.

Bei Silber fiel das Handelsvolumen zuletzt ebenfalls unterdurchschnittlich aus. Mit 26,7 Tsd. Kontrakten war der Umsatz an der Comex am Montag so gering wie seit Mitte Mai nicht mehr. Da sich der Preis in den letzten Tagen schlechter als Gold entwickelt hat, ist das Gold/Silber-Verhältnis wieder auf 77 gestiegen und liegt damit nur unweit des vor drei Wochen verzeichneten Mehrjahreshochs.


Industriemetalle

Zink gab gestern von allen Industriemetallen am stärksten nach und fiel vorübergehend auf ein 2½-Wochentief von 1.700 USD je Tonne. In den Lagerhäusern der LME kam es gestern erneut zu einem starken Aufbau der Zinkvorräte. Diese stiegen um 4% bzw. 23,4 Tsd. Tonnen auf ein 7½-Monatshoch von über 617 Tsd. Tonnen. Bereits am Vortag kam es zu einem Anstieg um 22 Tsd. Tonnen.

Seit dem mehrjährigen Tief am 10. August wurden die LME-Zinkvorräte um 45% bzw. gut 190 Tsd. Tonnen aufgestockt. Hierbei dürfte es sich meist um Material handeln, das zuvor außerbörslich gelagert wurde. Der Aufbau erfolgte dabei fast ausschließlich in den LME-Lagerhäusern in New Orleans in den USA, die von Pacorini Metals betrieben werden.

Pacorini gehört zu Glencore, einem der weltweit größten Rohstoffhändler und -produzenten. Die Einlieferung von so viel Material innerhalb dieses kurzen Zeitraums deutet unseres Erachtens auf Finanztransaktionen hin. So ist die Terminkurve von Zink am vorderen Ende zuletzt wieder steiler geworden, was die Attraktivität von Finanztransaktionen erhöht.

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Auch bei Aluminium wurden die Lagerbestände gestern deutlich aufgestockt, und zwar um 2,8% bzw. 87,5 Tsd. auf 3,26 Mio. Tonnen. Die Zuflüsse erfolgten hier in die LME-Lagerhäuser in Malaysia und in Singapur. Dies dürfte wiederum in Zusammenhang mit den hohen chinesischen Aluminiumexporten stehen, die zur reichlichen Versorgungslage nicht nur in Asien beitragen.


Agrarrohstoffe

Der Sojabohnenpreis profitierte gestern von der verschlechterten Pflanzenbewertung in den USA, einer hohen US-Verarbeitung im August, aber auch von möglichen Verzögerungen beim Aussaatbeginn in Brasilien. Dort könnte sich bedingt durch Trockenheit der anstehende Start der Aussaatarbeiten um zwei Wochen verzögern. Nach Erwartung des Analysehauses Oil World wird die Sojabohnenfläche in Brasilien 2015/16 einen neuen Rekord von 32,8 Mio. Hektar aufstellen.

Die Zuwächse bei der Fläche nehmen allerdings seit einigen Jahren ab. Ob sich eine rekordhohe Fläche auch in einem weiteren Ernteplus niederschlägt, steht auf einem anderen Blatt - und das nicht nur witterungsbedingt. Denn die Abwertung der Landeswährung Real verteuert Importe und damit auch viele Düngemittel. Entsprechend dürfte ihr Einsatz reduziert werden.

Der Weizenpreis rutschte gestern wieder unter die am Vortag genommene Marke von 500 US-Cents je Scheffel ab. Zuvor war er vom Preisauftrieb bei Mais und Frost in den Weizengebieten Brasiliens nach oben gezogen worden. Nun steht wieder die üppige globale Versorgungslage im Vordergrund. Ende letzter Woche hatte das US-Landwirtschaftsministerium einen weltweiten Überschuss an Weizen 2015/16 von 15 Mio. Tonnen und einen neuen Rekord bei den Lagerbeständen prognostiziert. Die Unsicherheit vor der morgigen Fed-Entscheidung dürfte heute an den Getreide- und Ölsaatenmärkten für eine abwartende Haltung sorgen.



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