Gold reagiert mit Preissteigerung auf abwartende US-Geldpolitik
21.09.2015 | Thorsten Proettel
Notenbank belässt Leitzins unverändert
Nach ihrem zweitägigen Treffen in dieser Woche entschied die Spitze der US-amerikanischen Notenbank Fed, den Leitzins unverändert zu belassen. Unsere Erwartung, wonach jetzt die erste Erhöhung seit dem Absenken des Zielbandes auf das Rekordtief von 0% bis 0,25% im Jahr 2008 erfolgen würde, erfüllte sich somit nicht. Der Goldpreis reagierte mit einem Sprung auf 1.130 USD je Feinunze, wobei sich die Notierung bereits am Mittwoch nach der Bekanntgabe einer niedrigen Inflationsrate für die USA von den Tiefständen bei 1.107 USD löste. Eine geringe Geldentwertungsrate erhöht den Spielraum der Währungshüter, die Zinsen weiter niedrig zu halten.
Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag?
Als Begründung für die abwartende Haltung führte Fed-Chefin Janet Yellen unter anderem die Befürchtung an, die Entwicklungen in China könnten negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch auf die USA haben. Manche Beobachter sehen angesichts der immer neuen Einwände gegen Zinserhöhungen bereits die Glaubwürdigkeit der Notenbank gefährdet.
Es ist kein Geheimnis, dass die Vorsitzenden der Fed von Alan Greenspan in den 1990er Jahren über Ben Bernanke bis hin zu Janet Yellen bei Krisen sehr gezielt und schnell die Zinsen senken und die Märkte mit billigem Geld fluten aber umgekehrt bei einer wirtschaftlichen Erholung nur sehr zögerlich die Zügel wieder anziehen. Dies erhöht die Gefahr von neuen Krisen beträchtlich, da die immense Liquidität zu Finanzmarktblasen führen kann.
Es stellt sich auch die Frage, auf welchen Zeitpunkt die Notenbank die Zinserhöhung verschieben möchte, denn irgendein kleiner Grund dagegen dürfte sich immer finden lassen.
Neues QE bei Rezession immer wahrscheinlicher
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Notenbank die Anhebung der Leitzinsen in den guten Jahren des Konjunkturzyklus komplett verschläft und dann in der nächsten Abschwungphase der Wirtschaft nicht mehr mit Zinssenkungen unter die Arme greifen kann.
Da der Handlungsdruck dann trotzdem vorhanden sein dürfte, ist ein abermaliger Griff in die Trickkiste wahrscheinlich. Denkbar wäre eine Neuauflage der "QE" genannten Anleihenkäufe. Damit lässt sich nicht nur das Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt für langfristige Ausleihungen drücken. Ein sicherlich nicht ganz ungewünschter Nebeneffekt ist die Entlastung des Staatshaushaltes.
Kurzfristig schlecht für Gold, langfristig gut
Für den Goldpreis kann der jüngste Beschluss der Fed je nach zeitlichem Horizont unterschiedlich bewertet werden. Trotz des Preisanstieges ist die Verschiebung der Zinserhöhung auf kurze Sicht eher negativ zu sehen. Nach einer kurzen Beruhigung dürfte eine neue Erwartungshaltung für eine Zinsanhebung im Dezember entstehen. In der Finanzpresse wird bis dahin noch oft über den schädlichen Einfluss höherer Zinsen auf die zinslose Kapitalanlage Gold zu lesen sein.
Das negative Sentiment gegenüber dem Edelmetall wird deshalb wahrscheinlich anhalten. Langfristig besteht wie geschildert jedoch die Gefahr, dass die lockere Haltung der Notenbank heute zu einer noch lockereren Geldpolitik in der Zukunft führt. Damit dürfte das Risiko von neuen Finanzmarktturbulenzen eher zunehmen und damit auch das Interesse an Absicherungsmöglichkeiten wie Gold.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.
Nach ihrem zweitägigen Treffen in dieser Woche entschied die Spitze der US-amerikanischen Notenbank Fed, den Leitzins unverändert zu belassen. Unsere Erwartung, wonach jetzt die erste Erhöhung seit dem Absenken des Zielbandes auf das Rekordtief von 0% bis 0,25% im Jahr 2008 erfolgen würde, erfüllte sich somit nicht. Der Goldpreis reagierte mit einem Sprung auf 1.130 USD je Feinunze, wobei sich die Notierung bereits am Mittwoch nach der Bekanntgabe einer niedrigen Inflationsrate für die USA von den Tiefständen bei 1.107 USD löste. Eine geringe Geldentwertungsrate erhöht den Spielraum der Währungshüter, die Zinsen weiter niedrig zu halten.
Verschiebung auf den Sankt-Nimmerleins-Tag?
Als Begründung für die abwartende Haltung führte Fed-Chefin Janet Yellen unter anderem die Befürchtung an, die Entwicklungen in China könnten negative Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und damit auch auf die USA haben. Manche Beobachter sehen angesichts der immer neuen Einwände gegen Zinserhöhungen bereits die Glaubwürdigkeit der Notenbank gefährdet.
Es ist kein Geheimnis, dass die Vorsitzenden der Fed von Alan Greenspan in den 1990er Jahren über Ben Bernanke bis hin zu Janet Yellen bei Krisen sehr gezielt und schnell die Zinsen senken und die Märkte mit billigem Geld fluten aber umgekehrt bei einer wirtschaftlichen Erholung nur sehr zögerlich die Zügel wieder anziehen. Dies erhöht die Gefahr von neuen Krisen beträchtlich, da die immense Liquidität zu Finanzmarktblasen führen kann.
Es stellt sich auch die Frage, auf welchen Zeitpunkt die Notenbank die Zinserhöhung verschieben möchte, denn irgendein kleiner Grund dagegen dürfte sich immer finden lassen.
Neues QE bei Rezession immer wahrscheinlicher
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass die Notenbank die Anhebung der Leitzinsen in den guten Jahren des Konjunkturzyklus komplett verschläft und dann in der nächsten Abschwungphase der Wirtschaft nicht mehr mit Zinssenkungen unter die Arme greifen kann.
Da der Handlungsdruck dann trotzdem vorhanden sein dürfte, ist ein abermaliger Griff in die Trickkiste wahrscheinlich. Denkbar wäre eine Neuauflage der "QE" genannten Anleihenkäufe. Damit lässt sich nicht nur das Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt für langfristige Ausleihungen drücken. Ein sicherlich nicht ganz ungewünschter Nebeneffekt ist die Entlastung des Staatshaushaltes.
Kurzfristig schlecht für Gold, langfristig gut
Für den Goldpreis kann der jüngste Beschluss der Fed je nach zeitlichem Horizont unterschiedlich bewertet werden. Trotz des Preisanstieges ist die Verschiebung der Zinserhöhung auf kurze Sicht eher negativ zu sehen. Nach einer kurzen Beruhigung dürfte eine neue Erwartungshaltung für eine Zinsanhebung im Dezember entstehen. In der Finanzpresse wird bis dahin noch oft über den schädlichen Einfluss höherer Zinsen auf die zinslose Kapitalanlage Gold zu lesen sein.
Das negative Sentiment gegenüber dem Edelmetall wird deshalb wahrscheinlich anhalten. Langfristig besteht wie geschildert jedoch die Gefahr, dass die lockere Haltung der Notenbank heute zu einer noch lockereren Geldpolitik in der Zukunft führt. Damit dürfte das Risiko von neuen Finanzmarktturbulenzen eher zunehmen und damit auch das Interesse an Absicherungsmöglichkeiten wie Gold.
© Thorsten Proettel
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
Diese Publikation beruht auf von uns nicht überprüfbaren, allgemein zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten, für deren Richtigkeit und Vollständigkeit wir jedoch keine Gewähr übernehmen können. Sie gibt unsere unverbindliche Auffassung über den Markt und die Produkte zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses wieder, ungeachtet etwaiger Eigenbestände in diesen Produkten. Diese Publikation ersetzt nicht die persönliche Beratung. Sie dient nur zu Informationszwecken und gilt nicht als Angebot oder Aufforderung zum Kauf oder Verkauf. Für weitere zeitnähere Informationen über konkrete Anlagemöglichkeiten und zum Zwecke einer individuellen Anlageberatung wenden Sie sich bitte an Ihren Anlageberater.