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Nachwehen nach Zinsentscheid - Märkte von Tsipras unbeeindruckt

21.09.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1309 (07.47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1266 im Asien Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.0946.

Kurz nach der FED-Entscheidung darüber die angekündigte Zinswende aufzuschieben, haben die globalen Aktienmärkte ausgeprägt schwach reagiert. Nicht nur die US-Amerikaner zeigen sich sehr vorsichtig, wenn es um das Herantasten an die erste Zinserhöhung geht. Auch die Briten, die sich in die Reihe hinter der FED gestellt haben, zeigen sich verschreckt.

Sogar so sehr, dass der Chefvolkswirt der Bank of England die möglichen Risiken klar in den Vordergrund stellt und von einer möglichen Lockerung der Geldpolitik spricht. Es steht plötzlich eine Lockerung statt Straffung im Raum! Wir betonen, dass wir diese Möglichkeit auch für die USA auf Sicht von wenigen Monaten sehen - behalten Sie diese Zeilen im Hinterkopf.

Obwohl die Möglichkeit auf den Beginn einer US-Zinswende im Oktober - also quasi vor der Türe - liegt, erholte sich der Bundfuture deutlich zurück über die 155-Marke.

Anleihekurse aus den Peripheriestaaten konnten besonders im längeren Bereich gut zulegen. Es bleibt dabei, dass die Märkte die Projektionen der Notenbank sehr kritisch betrachten. Bisher erwies sich diese Taktik als richtig. Der Dollar hat sich dagegen schnell wieder vom Abgabedruck erholt und bleibt gegenüber dem Euro in der bekannten Bandbreite, die einen Ausbruch nach oben über den Bereich 1,1450/70 als schwierige Hürde bestätigt hat. Was kann uns in eine Bewegung darüber hinaus bringen?

Es bleibt ein stark von politischen Aussagen geprägter Markt, bis uns mehr als nur Vermutungen und Hochrechnungen über einen möglichen Zinspfad vorliegen. Die Schwankungsanfälligkeit in der Range 1,1050-1,1470 sollte zunehmen.

Aber auch der Datenkalender gibt die gesamte Woche einige spannende Eckpunkte, die besonders ab Mitte der Woche in Erscheinung treten:

  • Mittwoch: Einkaufsmanagerindex Eurozone
  • Donnerstag: GfK/Ifo Index, Austragseingänge Wirtschaftsgüter (US)
  • Freitag: Entwicklung der Geldmenge und Kreditvergabe Privatsektor, 3. Revision US-BIP 2. Quartal

Im Gegensatz zu den letzten Wahlen bleiben die Politik-Nachrichten aus Griechenland unbedeutend. Zwar hat Tsipras mit deutlicher Mehrheit gewonnen und wird in wenigen Tagen die Regierung bilden können, für die öffentliche Wahrnehmung außerhalb Griechenlands ist diese Wahl aber nicht mehr wichtig. Wichtig ist, dass die Regierung sich gegenüber den europäischen Partnern an verbindliche Zusagen hält und die Reformvorhaben aus dem dritten Hilfspaket wie besiegelt umgesetzt werden. Hier dran bestehen keine großen Zweifel, weshalb diese Nachricht nur zur Kenntnisnahme adressiert ist.

Auch die Nachrichten zu Frankreichs Herabstufung dürften die Märkte nicht weiter schockieren. Das Land liegt nach der Abstufung auf der drittbesten Stufe überhaupt und die Regierung wurde für ihre Reformbereitschaft gelobt. Da freut man sich in Paris! Wir stimmen zu, wenn es um die genannten wirtschaftlichen Probleme des Landes geht.

Auch die Rekordarbeitslosigkeit bleibt ein dringendes Thema. Etwaige Fragezeichen oder kritische Töne aus Regierungskreisen haben wir nicht wahrgenommen. Unterschiedliche Bewertungsauffassungen spielen anscheinend keine Rolle, wenn man etwas Lob bekommt und die Refinanzierungskosten günstig sind - nur wie lange bleiben sie das in der jetzigen Form?


Dagegen strotzt die US-Wirtschaft vor Kraft. Ja, so ein AAA-Rating verleiht Flügel:

Einen geringer als prognostizierten Zuwachs verzeichneten die US-Leading Economic Indicators mit 0,1 Prozent. Erwartet wurde eine Zunahme um 0,2 Prozent. Der Augustwert wurde von -0,2 Prozent auf 0,0 Prozent revidiert. Somit liegt das Enttäuschungspotenzial auf minimalstem Niveau. Dagegen ist die Divergenz zu den OECD-Indikatoren (wir thematisierten dieses Auseinanderklaffen bereits mehrfach) sehr viel interessanter und zeigt eine Divergenz in der Bewertung.

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Weiter auf historisch hohem Niveau bleibt der EZB current Account, der aufzeigt wie die Gesundung der Eurozone durch die Reformen in den vergangenen Jahren voranschreitet. Ein negativer Saldo impliziert, dass über die eigenen Verhältnisse gelebt wird.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.0980 - 1.1010 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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