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Hang zur Inflation

12.10.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 3 -
International ist die Idee des Helikopter-Geldes schon längst in die Tat umgesetzt. Im April 2009 etwa beschlossen die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20), die finanziellen Mittel des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf 750 Mrd. US-Dollar aufzustocken. Treffend bezeichnete Jürgen Stark, ehemaliges Mitglied des EZB-Direktoriums, das als Schaffen von "Helikopter-Geld für den Globus".
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Wenn die Geldmenge ausgeweitet wird, indem die Konten der Bürger direkt aufgestockt werden, sollte man nicht meinen, dass es dann keine Probleme gäbe. Investieren die Geldempfänger beispielsweise ihre neuen Guthaben in Schuldpapiere, kommt es zu Boom-und-Bust-Zyklen, wie sie auch aus der aktuellen Geldproduktion per Bankkreditausweitung resultieren.

Auch ginge es nicht "gerechter" zu. Ein Ausweiten der Geldmenge stellt (und das ist notwendigerweise so) einige besser auf Kosten anderer. Das liegt daran, dass der Nutzen einer Geldmengenausweitung von Person zu Person unterschiedlich ist, und einige ("Finanzexperten") sind zudem schneller in der Lage als andere ("Rentner"), die erhöhte Kaufkraft für den eige-nen Vorteil zu nutzen.

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Quelle: Thomson Financial; eigene Berechnungen.


Das Schaffen von neuem Geld durch Bankkreditvergabe

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Quelle: Thomson Financial.


Es sorgt vielfach für Erstaunen: Aber es ist tatsächlich so, dass im heutigen Geldsystem die Geldmenge per Bankenkreditvergabe ausgeweitet wird. Die Geldmengen- und Bankenkreditvermehrung gehen Hand in Hand. Das lässt sich in allen Währungsräumen beobachten (in der obenstehenden Grafik sind die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten von Amerika illustriert).

Dass der Gleichlauf zwischen Bankkrediten und Geldmenge nicht perfekt ist, hat mehrere Gründe. Beispielsweise kommt es immer wieder zu Umschichtungen, durch die Bankkunden ihre Guthaben (die in der Geldmengendefinition erfasst sind) in Bankverbindlichkeiten tauschen (die nicht in der Geldmengendefinition erfasst sind). An der Aussage, dass das Geld per Bankkreditvergabe geschaffen wird, ändert das nichts.

Dass das Geld per Kreditvergabe geschaffen wird, ist volkswirtschaftlich höchst problematisch. Denn dadurch wird zusätzliche Kaufkraft "aus dem Nichts" geschaffen, der keine "echte Ersparnis" gegenübersteht. Das ist inflationär und damit auch "sozial ungerecht".

Vor allem aber führt das Geldmengenvermehren durch Kreditvergabe zu Wirtschaftsstörungen ("Boom-und-Bust"-Zyklen) und einer anwachsenden, über kurz oder lang nicht mehr tragbaren Verschuldung in der Volkswirtschaft. Ist eine solche "Überschuldungssituation" erreicht, wird es brenzlig: Entweder bricht das Kreditgeldwesen zusammen, oder die Zentralbank versucht, durch das Anwerfen der elektronischen Notenpresse Zahlungsausfälle abzuwehren - verfolgt also eine offene Inflationspolitik.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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