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Zum EZB-Zinsentscheid: Die EZB braut ein gefährliches Gemisch zusammen

22.10.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auf der heutigen Sitzung hat der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Mario Draghi, die Erwartung geschürt, die Geldpolitik könnte bald noch weiter gelockert werden:

  • Es gäbe merkliche Abwärtsrisiken für die Euro-Wirtschaft, und die Inflation im Euroraum könnte "zu niedrig" ausfallen.

  • Die Anleihekäufe (und die damit verbundene Geldmengenvermehrung) werden daher bis September 2016 fortgeführt - und, wenn nötig, auch darüber hinaus.

  • Im Dezember 2015 soll der EZB-Rat eine Überprüfung vornehmen, ob die aktuelle Geldpolitik noch "angemessen" ist. Sehr wahrscheinlich soll dann beschlossen werden, die Anleihekäufe zu erhöhen; und auch eine weitere Senkung des Depositenzinses ist nun wahrscheinlich(er) geworden.

Wir hatten bereits am 11. September 2015 darauf hingewiesen, dass mit einem Ausweiten der EZB-Anleihekäufe zu rechnen ist (und dass sich das Volumen auf mindestens 5 Billionen Euro belaufen könnte). Die Gründe dafür finden Sie hier: http://news.degussa-goldhandel.de/newsletter/165G1X9P73.pdf

Sollte die EZB ihren Depositenzins (er liegt derzeit bei -0,2 Prozent) noch weiter in den Negativbereich drücken, würden dadurch die Kapitalmarktrenditen noch stärker als bisher in Richtung der Nulllinie gedrückt, und die Renditen für kürzere Laufzeiten würden noch weiter unter die Nulllinie gezogen. (Eine nähere Erläuterung dazu wird im neuen Degussa Marktreport gegeben, der am Freitag, den 23. Oktober 2015, erscheint.)


Gefährliches Gemisch

Ein Ausweiten der Euro-Geldmengen durch Anleihekäufe, verbunden mit einem weiteren Absenken des Einlagenzinses, wäre ein gefährliches Gemisch, das den Euro-Außenwert sogar letztlich auf historische Tiefstände befördern könnte.


Euro-Wechselkurs gegenüber dem US-Dollar am 22. Oktober 2015

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Quelle: Bloomberg


Banken und institutionelle Anleger, die die neu geschaffenen Euro auf ihre Bankkonten gespült bekommen, werden (auch) Anlagen in Fremdwährung tätigen - wie zum Beispiel in US-Dollar-Bankeinlagen und -Schuldpapiere. Dazu werden sie Euro am Devisenmarkt anbieten und Fremdwährung nachfragen. Das übt einen Abwertungsdruck auf den Euro-Außenwert aus.

Wird die Euro-Geldmenge ausgeweitet, dürfte das zunächst die Preise für das Bestandsvermögen (dazu zählen zum Beispiel Aktien, Grundstücke und Häuser) in die Höhe befördern. Eine Vermögenspreisinflation wäre die Folge.


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