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IWF/Ukraine - UK unter Druck - Versteht die EZB den Inhalt von Frühindikatoren?

30.10.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1008 (07.47 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0918 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 120.67. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.75 EUR-CHF oszilliert bei 1.0877.


Der IWF drängt die Ukraine und Russland im Schuldenstreit:

"Der IWF ermutigt beide Seiten zu konstruktiven Diskussionen über eine Umstrukturierung der Anleihe", sagte ein IWF-Sprecher.

Implizit fordert der IWF damit einen Schuldenschnitt seitens Russlands zu Gunsten der Ukraine, deren Regierung auf internationaler Ebene auf allen Kanälen gegen Russland interveniert. Es ist das gute Recht des IWF etwas anzumahnen, insbesondere, da der IWF erheblicher bevorzugter Gläubiger der Ukraine ist. Da macht es Sinn, die Russen implizit zu einem freiwilligen Forderungsverzicht zu ermuntern.

Sofern die Ukraine den Milliardenkredit nicht weiter bedienen kann, lote der IWF aber Möglichkeiten für weitere Hilfen aus. Mit anderen Worten wird erwogen, trotz dann klaren Zahlungsausfalls weiterzuzahlen, was laut eigenen Bedingungen des IWF bisher ausgeschlossen ist.

An dieser Stelle wird es kritisch.Welche Legitimation hätte der IWF für diesen Regelbruch? Der IWF ist eine supranationale Veranstaltung. Sind alle Eigentümer mit dieser potentiellen Wendung einverstanden?

Insbesondere bezüglich der Einlassungen auch des Wall Street Journal , dass die Korruption in der Ukraine derzeit umfänglicher als unter Janukowitsch sei, stellt sich die Frgae nach dem sachlichen Hintergrund für diese Einlassungen des IWF in Richtung Regelbruch.

Wie will der IWF nach einer Lex Ukraine notwendige Disziplin bei zukünftigen Hilfsmaßnahmen gegenüber anderen Ländern einforden? Was heisst das für die Länder, die sich an Bedingungen gehalten haben? Wird der IWF in der Ukrainefrage nicht seitens des Westens missbraucht, um eine geopolitische Agenda durchzusetzen? Der im Raum stehende potentielle politische Missbrauch des IWF macht nachdenklich.


Großbritannien müsste im Falle eines Austritts aus der EU laut S&P eine Rückstufung seiner Kreditwürdigkeit hinnehmen.

Vor dem Hintergrund der ökonomischen Folgen ist das sicherlich dann auch sachlich geboten.

Der US-Handelsbeauftragte Michael Froman übte indirekt Druck aus, indem er mit Handelsbarrieren drohte. Froman betonte, dass bei einem Austritt aus der EU für das UK dieselben Bedingungen gelten würden, wie für andere Länder ohne Handelsabkommen mit den USA. Man sei laut dem Guardian bei einem EU-Austritt nicht allzu interessiert mit Großbritannien ein separates Handelsabkommen abzuschliessen.

Mit der speziellen Partnerschaft des UK zu den USA scheint es derzeit weniger gut zu klappen. Offensichtlich haben die USA ein hohes Interesse, das UK, das die Integration in der EU latent untergräbt, im Spiel zu halten. "Food for thought!"

Die Daten, die uns gestern aus der Eurozone erreichten, standen im diametralen Widerspruch zum "Konjunktur-Blues", der uns nahezu latent seit 18 Monaten aus der Frankfurter Zentrale der EZB begleitet. Wir freuen uns in Bremen über die positiven Daten, die wir auch in diesem Zeitraum erwarteten und sind zunehmend tief irrtiert bezüglich der Positionierung des EZBRats. Glaubwürdigkeit kann man auf viele Arten verlieren oder verspielen.

Der Economic Sentiment Index der Eurozone, ein Frühindikator, legte unerwartet per Berichtsmonat Oktober von zuvor 105,6 auf 105,9 Punkte zu. Die Prognose lag bei 105,2 Zählern. Der Index markierte damit den höchsten Wert seit Juni 2011!

Nach unserer Kenntnislage erwog die EZB im Juni 2011 keine Negativzinsen und keine Verschärfung von QE-Maßnahmen! Gibt es in der EZB das notwendige Verständnis für diesen Frühindikator oder die Tatsache, dass das Verbrauchervertrauen in Italien und Spanien mittlerweile oberhalb des Niveaus Deutschlands liegt?

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© Reuters


Machen wir ein Gedankenspiel:

Stellen Sie sich vor, dass die positive Datenbialnz der Eurozone uns aus den USA erreichte? Was wäre dann für ein mediales Ballyhoo? Dann hätte die US-Zentralbank auch eine solide Basis für die Trendwende in der Zinspolitik, da Strukturdaten und Frühindikatoren diesen Pfad als angemessen erscheinen lassen würden. Nein, aber die EZB redet von mehr QE …


Damit landen wir bei den gestern veröffentlichten US-Daten:

Es kam keine Konjunkturfreude auf. Die Erstschätzung des BIP per 3. Quartal 2015 lieferte mit 1,5% nach +3,9% im 2. Quartal in der annualisierten Fassung eine leichte Verfehlung der bei 1,6% angesiedelten Konsensusprognose.

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© Reuters


Die Arbeitslosenerstanträge legten in der Berichtswoche per 24. Oktober unwesentlich von 259.000 auf 260.000 zu. Hier ist noch einmal zu betonen, dass historische Vergleiche in dieser Datenreihe nicht zulässig sind, da die Grundlagen wegen gesunkener Partizipationsrate und aufgebrauchter Ansprüche nicht mehr vergleichbar sind.

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© Reuters


Der Index anhängiger Hausverkäufe sank per Berichtsmonat September deutlich von zuvor 109,3 (revidiert von 109,4) auf 106,8 Punkte und markierte den niedrigsten Wert seit Januar 2015.

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© Reuters


Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungsverhältnis zwischen Euro und USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bendbreite 1.0800 - 1.1150 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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