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Divergenz der Sichtweisen der EZB/FED - Eurodaten gut - US-Daten …

04.11.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0952 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0937 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 121.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.55 EUR-CHF oszilliert bei 1.0860.

Der Euro steht erneut unter Druck. Wir dürfen uns bei unserem obersten Währungshüter bedanken. Mario Draghi gefällt sich in der Rolle des Verbalakrobaten, der dem Euro das Bewertungswasser abgräbt, um eine unangemessene Bewertung des Euros offensichtlich zu forcieren.

EZB-Präsident Draghi betonte die Bereitschaft der Währungshüter, notfalls die Geldpolitik weiter zu lockern. "Zwar entwickle sich die Nachfrage im Euro-Raum weiter positiv, Sorgen über die Wachstumsaussichten in Schwellenländern und andere externe Faktoren schaffen aber Gefahren für die Wachstums- und Inflationsaussichten."

Wir sind hocherfreut, dass Herr Draghi zumindest die positive Tendenz der Konjunktur der Eurozone wahrnimmt.Das Problem liegt darin, dass Herr Draghi seit 18 Monaten von Abwärtsrisiken für die Konjunktur redet und damit die reale Tendenz der Konjunktur, also die Chancen, vollkommen falsch eingeschätzt hat.

Um diese tendenziöse, der Realität abgewandte Haltung zu untermauern, finden Sie nachfolgend zwei Charts, die Entwicklung des BIP im Jahresvergleich


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© Moody’s Economy.com


und den Frühindikator "Economic Sentiment Index", der per Oktober 2015 den höchsten Wert seit Juni 2011 markierte!

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© Reuters


Zu den Schwellenländern werden wir uns im Jahresausblick 2016 umfänglich äußern. Der 2016 in die Umsetzung gehende Aufbau der Infrastruktur Eurasiens, das größte Wachstumsprojekt der Geschichte, der spätestens Mitte 2016 Traktion in den Zahlenwerken finden wird, ist offensichtlich noch nicht auf dem Radarschirm des EZB-Rats. Die damit einhergehende erhöhte Rohstoffnachfrage mit entsprechenden inflationären Impulsen entzieht sich offensichtlich auch der Kenntnis der Chefetage der EZB.

Ist es nicht Aufgabe dieser Eliten die nachhaltigen Tendenzen im Auge zu haben und vorübergehende Tendenzen in der Entscheidungsfindung als eben diese zu berücksichtigen? Wir nehmen die Einlassungen Draghis irritiert zur Kenntnis. Herr Draghi und in der Folge der EZB-Rat nehmen die Konjunkturlage, die Chancen und Risiken offensichtlich anders wahr als die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Federal Reserve.

Diese Damen und Herren sehen in den letzten 18 Monaten weniger die Risiken als nahezu nur die Chancen. Hier werden strukturelle Risiken und schwache Konjunkturdaten ausgeblendet und man redet die US-Wirtschaft in opportunistischer Manier und aus unserer Sichtweise in unsachlicher Art und Weise stark.

Sowohl der Aufschwungstendenzen klein redende EZB-Rat als auch der permaoptimistische US-Offenmarktausschuss der Federal Reserve nehmen Positionen ein, die mindestens einer partiellen Realitätsverweigerung nahekommen. Diese auseinander klaffenden Divergenzen in der Analyse als auch der Verbalakrobatik und nicht die wirtschaftlichen Fakten bestimmen derzeit die Bewertung an den Devisenmärkten.

Sie sind damit verantwortlich für Kapitalallokationen losgelöst von wirtschaftlichen als auch strukturellen Realitäten. Adam Smith würde sich im Grabe umdrehen … Er würde sich zu Recht im Grabe umdrehen, denn die normative Kraft des Faktischen bedeutet nichts anderes, als das damit die späteren Anpassungszwänge nur dramatischer werden. Lernen unsere Eliten (und Marktteilnehmer) aus den Fehlern der Vergangenheit?


Der Offenmarktausschuss hat gestern neue Einsichten bezüglich der US-Konjunkturlage erhalten. Die US-Auftragseingänge sanken per September unerwartet um 1,0% im Monatsvergleich. Die Prognose lag bei -0,9%. Kritischer als das aktuelle Monatsergebnis war die Revision des Vormonatswerts von -1,7% auf -2,1%. Das monatliche Auftragsvolumen hat damit den tiefsten Wert seit August 2012 markiert!

Das Gesamtniveau bewegt sich in den ersten neun Monaten auf dem Niveau des Jahres 2012. Exakt liegt es sogar 0,34% unterhalb des Niveaus von 2012! Da Auftragseingänge die Grundlage für zukünftige Produktion und Beschäftigungsverhältnisse darstellen, sind wir längst mit dem Thema einer zukünftigen Rezession in dem Sektor Produktion konfrontiert.

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© Reuters


Lieber Herr Draghi, wäre das der europäische Auftragseingang mit der entsprechenden Implikation für die zukünftige Produktion und Beschäftigung (hochwertig), hätten wir hier Verständnis für die Betonung der Konjunkturrisiken!

Nach 162 Tagen …

Nach 162 Tagen sind wir hocherfreut, dass die US-Treasury uns wieder mit Daten zu der öffentlichen Gesamtverschuldung in den USA versorgt. Transparenz ist schon klasse! Damit ergab sich per 2. November 2015 ein Anstieg der öffentlichen Verschuldung von zuvor 18.153 Mrd. USD (30.10.) auf 18.492 Mrd. USD.

Seit dem 2. November 2014 ergab sich eine Zunahme der öffentlichen Verschuldung um 555 Mrd. USD. Bei der qualitativen Würdigung des BIP muss dieser Input immer berücksichtigt werden! Findet das statt? Link: http://www.treasurydirect.gov/NP/debt/current

Aktuell ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung im Währungsverhältnis zwischen Euro und USD favorisiert. Ein Ausbruch aus der Bendbreite 1.0800 - 1.1150 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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